Olivenöl
Italienische und spanische Olivenöle an der Spitze
Ergebnisse des Olivenöl-Tests von bioPress belegen besseres Erntejahr
© bioPress, LT
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103 Bio-Olivenöle der höchsten Güteklasse ‚nativ extra‘ haben sich dem bioPress-Olivenöltest gestellt. Den ersten Platz in der Kategorie intensiv fruchtig teilen sich die italienischen Öle Tenuta Arcamone von Azienda Agricola de Carlo und Olio Gran Pregio Bio von Azienda Agricola Caputo Maria. Als bestes mittelfruchtiges Olivenöl wurde Il Tradizionale von Azienda Agricola I Sergenti di Ricci Lisa gekürt. Das spanische Almazara As Pontis Organic von Agropecuaria Carrasco Lajas erzielte den ersten Preis in der Kategorie leicht fruchtig.
Ergebnisliste aller bewerteten Olivenöle:
Ergebnisse top25 Best of bioPress 2016
Die Jury, bestehend aus international anerkannten Olivenöl-Experten, prüfte an drei Tagen in mehreren Durchgängen blind die Kategorien leicht, mittel- und intensiv fruchtig. Bewertet wurde auf einer Skala von null bis zehn.
Der Test soll Verbrauchern und Händlern einen verlässlichen Überblick über qualitativ hochwertige Olivenöle geben. Denn nicht immer stimmt die Angabe ‚nativ extra‘ auf dem Etikett mit der wahren Qualität des Olivenöls überein.
Am ersten Tag ordnete ein kleiner Expertenkreis die Olivenöle den Intensitäten leicht, mittel- und intensiv fruchtig zu und identifizierte die defekten. Als fehlerhaft gelte ein Öl, wenn es ranzig, muffig, weinig, schlammig oder metallisch rieche oder schmecke, sagte Dr. Horst Schäfer-Schuchardt, Mitgründer des Olivenöl-Tests.
Zu den positiven Eigenschaften eines Öls zählten ein fruchtiger und bitterer Geschmack sowie eine gewisse Schärfe beim Abgang, so der Experte. Je besser diese Attribute harmonierten, desto qualitativ hochwertiger sei das Öl. Aromen wie grüner oder roter Apfel, Zimt, Avocado, grüne Banane, Rucola, Tomate oder Haselnuss machten gutes Olivenöl aus.
Am zweiten Tag bewertete die Jury die Olivenöle – angefangen bei den leicht fruchtigen bis hin zu den intensiv fruchtigen. Im Anschluss wurden die defekten Öle noch einmal geprüft. Am dritten Tag widmete sich die Jury dem Ranking der besten 25 Olivenöle in allen Kategorien, die erneut in drei unabhängigen Gruppen auf Geruch und Geschmack getestet und bewertet wurden. Die meisten eingereichten Öle waren mittelfruchtig.
Schäfer-Schuchardt betonte, dass die Ernte aus 2015/16 dank weniger Niederschlag erheblich besser ausgefallen sei als vor einem Jahr. Damals hatte sich die Olivenfliege durch den milden Winter und den verregneten Sommer rasant vermehren können und viele Olivenbaumplantagen befallen.
Lebensmittelchemiker Dr. Christian Gertz testet bereits seit über 20 Jahren Olivenöle und weiß um deren Empfindlichkeit. Sobald eine Flasche geöffnet wird, sollte sie im Kühlschrank aufbewahrt werden. Dort, kühl und dunkel gelagert, halte sich der Geschmack mit rund sechs Wochen doppelt so lange wie im Regal.
Beim Kauf sei darauf zu achten, immer das Öl der neuesten Ernte zu nehmen. Die Angabe des Produktionstermins sei viel wichtiger als das Mindesthaltbarkeitsdatum. Denn Olivenöle seien in der Regel nie länger als 18 Monate haltbar.
Die Jury:
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Die Jury (v.l.n.r.): Sara Giancola (Italien), Ehud Soriano (Israel), Carmen Sánchez (Spanien), Dr. Christian Gertz, Nicola Perrucci (Italien), Dr. Horst Schäfer-Schuchardt, Bernhard Reiser, Lorenzo Antonio Micele (Italien), Dr. Kaouther Ben Hassine (Tunesien).
Die diplomierte Olivenölverkosterin Carmen Sánchez García berät Sterneköche wie Nelson Müller und gibt Workshops am Instituto Cervantes. Seit einiger Zeit beschäftigt sie sich auch mit Kompositionen aus Schokolade und Olivenöl und berät Confiserien bei der Herstellung origineller Pralinen.
Der Lebensmittelchemiker Dr. Christian Gertz ist ein international anerkannter Fettanalytiker und hat mehrere Methoden zur Analytik und Beurteilung von Ölen und Fetten entwickelt. Seine Near Infrared Spectroscopy, auch NIR-Verfahren genannt, ist weltweit einmalig und ermittelt innerhalb von 40 Sekunden das Alter, die Herkunft, Fruchtigkeit, Mindesthaltbarkeit und Qualität von Olivenölen. Gertz ist Gründungs- und aktives Mitglied des einzigen offiziellen Deutschen Olivenöl-Panels.
Olivenöl-Expertin Dr. Kaouther Ben Hassine lehrt an der Landwirtschaftshochschule Mograne in Tunesien. In ihrer Doktorarbeit befasste sie sich mit dem Verbraucherverhalten beim Kauf von Olivenölen. Ein Ergebnis: Tunesier kaufen durchschnittlich nur acht Kilogramm Öl im Jahr. Zum Vergleich: Italiener verbrauchen pro Kopf rund 13 Kilogramm.
Der Olivenölverkoster Lorenzo Antonio Micele ist Landwirt und produziert im italienischen Senise Olivenöl. Die Italienerin Sara Giancola beschäftigt sich seit einigen Jahren mit der Sensorik von Olivenölen.
Der international anerkannte Olivenöl-Berater Nicola Perrucci aus Bari ist in den höchsten italienischen Gremien vertreten. Unter anderem ist er Mitglied im Olivenöl-Panel BiOL.
Sternekoch Bernhard Reiser führt das Restaurant Reisers am Stein in Würzburg und hat viel Erfahrung mit Olivenölen. Mittelfruchtiges und intensiv fruchtiges Öl verwendet er zum Confieren von Fisch und Fleisch bei 60 Grad. Auch in Desserts wie Eis setzt er Olivenöl ein und verleiht ihnen dadurch eine besondere Note. Intensiv fruchtige Olivenöle eigneten sich gut zum Marinieren von Früchten, sagt er.
Dr. Horst Schäfer-Schuchardt ist Mitgründer des Olivenöl-Tests von bioPress und führt zusammen mit seiner Frau Christine ein eigenes Olivenölgeschäft in Würzburg. Zudem berät er Händler im deutschen LEH und Olivenöl-Produzenten, zuletzt in Marokko, Tunesien, Ägypten und der Türkei.
Ehud Soriano berät Olivenöl-Produzenten und steht in der offiziellen Liste anerkannter Panel-Leiter des Internationalen Olivenölrats in Madrid. In Israel ist er verantwortlich für zwei Olivenöl-Panels und gibt Kurse zur sensorischen Prüfung und Qualitätsbestimmung von Olivenölen. Soriano leitet auch das Olivenöl-Panel des israelischen Gesundheitsministeriums an.
Sina Hindersmann