Buchvorstellung
In Falschen Händen
Scheitert die Grüne Politik?

Noch gestern wollten alle Grün sein. Heute gilt die Partei als Symbol für den Hochmut, der vor dem Fall kommt. Die Grünen scheitern und dieses Scheitern ist ein Ausdruck für die Krise unserer Gesellschaft. Die Moral des gebildeten Bürgers hat abgewirtschaftet, allzu oft tritt sein Egoismus hervor, sagt Bernd Stegemann: Man ist für Migration und lebt in den teuren Vierteln der Stadt. Man predigt Flugscham und ist bereits um die ganze Welt geflogen.
Bernd Stegemann analysiert in seinem Buch „In falschen Händen. Wie Grüne Eliten eine ökologische Politik verhindern“ die existenziellen Widersprüche der Grünen, die als bürgerliche Milieupartei keinen Weg zur ökologischen Politik finden. Doch ihr Scheitern ist kein Grund zur Freude. Denn es würde um die Welt besser bestellt sein, wenn die Grünen ihren Hochmut überwinden könnten, und ihren „grünen“ Auftrag ernst nehmen würden.
Das Ampel-Aus fing mit dem Verlöschen des Grünen Lichts an, doch an ihrem Ende wirkten sie wie unbeteiligt. Die Grüne Unschuld stand am 7. November vorm Kanzleramt und beklagte sich, dass sich das alles „nicht richtig anfühlt“.
Allzu häufig offenbart sich die Moral des gebildeten Bürgertums als Doppelmoral: Man befürwortet den Ausbau von Windkraftanlagen und wohnt in der Stadt. Man begrüßt die bürokratische Gängelung der Wirtschaft, um sie beim klimafreundlichen Umbau zu überwachen, und ist Beamter. Diese Beispiele für die Doppelmoral sind aber nur der boulevardtaugliche Teil des Grünen Scheiterns. Die Ursache für das Zerbrechen des Images liegt nicht allein im Egoismus seiner Anhänger, sondern vielmehr in der fundamentalen Krise der spätindustriellen Gesellschaften. Dieser Niedergang trifft die Grünen besonders hart, da sie das privilegierte Kind der gegenwärtigen Widersprüche sind.
Das Buch erscheint am 6. Januar im Vorfeld der Bundestagswahl.
In falschen Händen.
Wie Grüne Eliten eine ökologische Politik verhindern
174 Seiten
Westend Verlag,
Zum Autor
Bernd Stegemann ist Professor für Dramaturgie und Kultursoziologie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin und Dramaturg an zahlreichen Theatern, zuletzt in Berlin am Deutschen Theater, an der Schaubühne und dem Berliner Ensemble. Er ist Autor zahlreicher Monographien zur Kunst des Theaters und Dramaturgie des politischen Sprechens und schreibt für Die Zeit, Der Spiegel, FAZ, Süddeutsche Zeitung, Der Freitag oder Die WELT und regelmäßig für den Cicero.