Hersteller
Alb-Gold investiert in regionale Bio-Hartweizenprojekte
Züchtung und Anbau am Bodensee

Der schwäbische Nudelhersteller Alb-Gold will auch im Bio-Segment vermehrt auf regionale Zutaten setzen. Während die konventionelle Spätzle- und Nudelproduktion bereits zu 100 Prozent aus heimischem Getreide erfolge, bleibe die Rohstoffversorgung im Bio-Bereich eine Herausforderung: Hartweizen, die wichtigste Zutat für Nudeln, gedeihe im ökologischen Anbau in Süddeutschland unter schwierigen Bedingungen. Deshalb investiert das Familienunternehmen in zwei Projekte, die den Bio-Hartweizenanbau auf der Schwäbischen Alb und am Bodensee etablieren sollen.
Bereits seit 15 Jahren unterstützt das Unternehmen die Bio-Hartweizenzüchtung am Keyserlingk-Institut bei Salem (nahe dem Bodensee). Züchter Udo Hennenkämper experimentiert dort mit Kreuzungen aus traditionellen Sorten wie dem italienischen Senatore Cappelli und modernen Durum-Sorten wie Wintergold. Ziel ist es, einen Bio-Durum zu entwickeln, der an die klimatischen Bedingungen in Süddeutschland angepasst ist.
Besonders vielversprechend sei aktuell eine Linie mit langen, stabilen Halmen und markanten schwarzen Lichthärchen. Sie ist weniger anfällig für Krankheiten, wurzelt tiefer und gilt damit als robuster gegenüber Trockenheit – eine Eigenschaft, die im Zuge des Klimawandels immer wichtiger wird.
„Nachhaltigkeit heißt in Generationen zu denken“, sagt Hennenkämper. Erst nach etwa fünf bis sechs Jahren könne eine erfolgversprechende Linie in die Vermehrung gehen, während die genetische Anpassung an Klima und Standort sogar Jahrzehnte dauere. Der Diplom-Agraringenieur ist optimistisch und sieht das Projekt nun auf die Zielgerade einbiegen. Bald könnten die nächsten Versuche in der Nudelproduktion gestartet werden.
Ein zweites Projekt startete Alb-Gold Ende 2024 gemeinsam mit dem Markgräflich Badischen Gutsbetrieb in Salem. Dort wurde erstmals Bio-Hartweizen nach Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft angebaut. Ziel ist es, die Bodenfruchtbarkeit und -vitalität zu steigern und damit langfristig stabile Erträge zu sichern.
Die erste Ernte fiel allerdings wechselhafter Witterung zum Opfer – das Getreide entsprach nicht den Qualitätsanforderungen für die Nudelproduktion. Für Betriebsleiter Roman Strasser kein Grund, den Versuch aufzugeben – bereits im Herbst soll erneut ausgesät werden. „Unsere Böden haben gezeigt, dass sie resilient sind. Sie kommen gut mit Trockenheit klar und konnten auch die Regenmengen aufnehmen. Leider haben die Ähren aufgrund der Nässe ausgekeimt, und sind so nur noch als Tierfutter zu gebrauchen“, bedauert er.
Mit den beiden Projekten will Alb-Gold nicht nur in die eigene Rohstoffversorgung, sondern auch in die Weiterentwicklung des Ökolandbaus in Baden-Württemberg investieren. „Unser Ziel ist es, die Versorgungssicherheit im Bio-Bereich zu erhöhen und Landwirten neue Perspektiven im Hartweizenanbau zu eröffnen“, erklärt Geschäftsführer Oliver Freidler. Regionalität und Innovation gingen dabei Hand in Hand.