Handel
Neuer Markt, größeres (Bio-)Angebot
Edeka Ueltzhöfer expandiert weiter und entwickelt eigene Marke

Steffen Ueltzhöfer führt bereits vier Edeka-Märkte im Umkreis von Heilbronn. Vor kurzem hat er einen Edeka Neukauf Markt in Ellhofen privatisiert und betreibt bis zur Fertigstellung des Neubaus im Herbst 2018 ein Zeltprovisorium als Regionalmarkt mit ausgeprägtem Bio-Sortiment. Der neue Markt soll ein noch größeres Angebot an regionalen Feinkost- und Bio-Produkten bieten – nicht zuletzt durch die Einführung seiner eigenen Marke.
Ueltzhöfers größere Märkte in Sontheim, am Heilbronner Südbahnhof und in Neuenstadt am Kocher bieten rund 3.000 Bio-Produkte. Bio und Regionales hatten bei ihm schon immer einen besonderen Stellenwert. Daher lizenzierte er vor zwei Jahren die Dachmarke ‚naturTalent‘ von Demeter-Landwirt Walter Kress, der seinen gleichnamigen Biomarkt wegen Auslaufen des Pachtvertrages schließen musste.
Auch im neuen Markt in Ellhofen, der auf 2.500 Quadratmetern Platz für 25.000 Produkte inklusive Non-Food bieten soll, will Ueltzhöfer ‚naturTalent‘ im Block präsentieren. „Das Sortiment, das damals aus 1.500 Artikeln bestand, hat sich ständig weiterentwickelt. Es wird im Detail spezieller“, sagt er. „Wir wollen die Vermarktung jetzt noch stärker in den Vordergrund rücken.“
Bio-Absatz durch Alnatura-Produkte verdreifacht
Neben dem ‚naturTalent‘- und Edeka Bio-Sortiment sowie den Produkten regionaler Erzeuger steht seit der Kooperation von Edeka und Alnatura im letzten Jahr das Komplett-Angebot mit über 800 Alnatura-Artikeln in den Ueltzhöfer-Märkten. „Die Alnatura-Produkte haben sich als Riesenerfolg erwiesen. Unsere Bio-Absätze haben sich seitdem verdreifacht. Allein in diesem Fachbereich visieren wir einen Umsatz von einer Million an.“
Um Alnatura in seine Märkte aufzunehmen, habe er sich von anderen Bio-Anbietern wie zum Beispiel der Bio-Zentrale weitgehend trennen müssen. „Alnatura hat beim Bio-Kunden nun mal einen relativ hohen Stellenwert“, sagt er. Auch habe er in den vergangenen Jahren gelernt, dass nicht alle Produkte, die im Fachhandel gut laufen, auch im LEH gefragt seien. Je spezieller die Produkte, desto schwieriger sei es, sie einzuführen – etwa Senf aus handwerklicher Herstellung.
Edeka Ueltzhöfer als Eigenmarke weiterentwickeln
Zufrieden geben will sich Ueltzhöfer mit der aktuellen Situation aber nicht. „Wir bleiben jetzt nicht stehen, sondern bauen das Bio-Sortiment noch weiter aus. Zurzeit entwickeln wir unsere Bio-Eigenmarke ‚naturTalent by Edeka Ueltzhöfer‘. Sie soll für Produkte mit einer gewissen Wertigkeit stehen und als Dachmarke in der Region bekannt werden. Ähnlich wie unsere Vinothek ‚Univinum‘ in Sontheim“, erklärt er.
Zurzeit arbeitet er mit der traditionellen Donath-Mühle an Teigwaren, Mehlen und Müslis. Darüber hinaus entwickelt Ueltzhöfer mit regionalen Saft-Produzenten spezielle Schorlen in Glasflaschen. „Wir bieten auch schon einen eigenen Riesling mit Muskateller an, den wir in Kooperation mit den Weingärtnern Cleebronn-Güglingen hergestellt haben. Weitere Weine werden folgen.“
Mit Verbandsware Wertigkeit der Ware erhöhen
Er sei immer auf der Suche nach neuen regionalen Erzeugern, Kooperationen und Bio-Großhändlern, die ihm hochwertige Feinkost- und Bio-Produkte liefern können. „Noch sind wir nicht da, wo wir hin wollten. So konnten wir etwa die Spielberger Mühle noch nicht überzeugen, ihre Produkte bei uns zu platzieren. Dabei würden sie unser Sortiment optimal abrunden und die Verbindung von Regionalität und hochwertiger Demeter-Qualität optimal repräsentieren.“ Verbandsware trage viel dazu bei, um die Wertigkeit des Angebots zu erhöhen.
Ueltzhöfer arbeite bereits eng mit Erzeugern aus der Region Hohenlohe zusammen. Zum Beispiel gibt es in seinen Märkten das Heumilchkäse-Sortiment der Käserei Geifertshofen, die zur Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) gehört. Sie rundet mit ihren Fleisch- und Wurstwaren den Bio-Bereich ab. „Künftig wollen wir auch Okles Wurst- und Fleisch-SB-Sortiment in Demeter-Qualität verstärkt in unsere Märkte bringen. Der Fleisch-SB-Bereich ist besonders interessant für uns, auch wenn wir den Kunden oft noch erklären müssen, dass die Demeter-Wurst nicht mit Phosphat behandelt wird und daher eine natürliche Färbung hat.“
Um die Kundenberatung zu Themen wie Ernährung und Bio-Produkte zu verbessern, haben zwei Mitarbeiter an der Fortbildung zur Fachkraft für Bio-Lebensmittel der BESH teilgenommen. Der Pilotkurs begann im letzten Jahr in Kooperation mit Edeka Südwest. „Ihr Resümee war äußerst positiv. Sie sind jetzt auch für speziellere Fragen gewappnet“, sagt er.
Regionale Erzeuger stärken und soziale Produkte ankurbeln
Auch vor seinen Märkten spielt sich einiges ab. Veranstaltungen wie ein Bauernmarkt, eine ‚naturTalent‘-Hausmesse oder eine Weinmesse haben einen festen Platz im Kalender. „Besonders am Herzen liegen uns die Eier vom Hühnermobil der Familie Haußecker aus Gochsen. Die junge Familie wurde beim Erwerb des zweiten Mobils von uns finanziell unterstützt und beliefert die Märkte mit Demeter-Eiern. Die wöchentlich 1.200 Eier decken schon lange nicht mehr den Bedarf, sodass ein drittes Mobil angeschafft wurde. Zehn Eier kosten 4,99 Euro – und die Kunden kaufen sie wegen der guten Qualität.“
In seinem Markt am Heilbronner Südbahnhof stehen außerdem Honige von Demeter-Imker Bodo Peter. „Mit ihm haben wir auch einen Bienenstock gebaut, aufgestellt und vier Bienenvölker, sprich 40.000 Bienen, einziehen lassen. Ein Walldorf-Kindergarten war bei der Einweihung dabei. Nächstes Jahr wollen wir Kinder, Eltern und Schulen auf die Fläche bringen und ihnen zeigen, wie Honig entsteht“, sagt Ueltzhöfer. „Die Außenanlage wurde so gestaltet, dass die Bienen ausreichend Nahrung finden. Unterstützt wurden wir dabei vom Bioland-Gärtner Klaus Umbach, der die Bepflanzungen und Wildblumenwiese auch pflegt.“
Vor einigen Wochen fand zudem ein Spargel- und Wein-Event im Botanischen Obstgarten in Heilbronn statt. „Dort befindet sich auch die Elementa, ein außerschulischer Lernort, der das Bildungsangebot der Grundschulen durch erfahrungsorientiertes Lernen ergänzt“, so Ueltzhöfer. „Für jede verkaufte Flasche unseres Charity-Weins spenden wir ein Euro an das Projekt."
Ab nächstem Jahr will er noch weitere Projekte in Kooperationen mit Kindergärten und Schulen angehen. Angedacht seien unter anderem Marktrallyes, in denen sich die Kinder mit gesunder Ernährung auseinandersetzen. „Mit diesen Projekten tun wir nicht nur etwas für die Gesellschaft, sondern setzen uns auch von Discountern und Großfilialisten ab.“
Nach wie vor bietet Kress den Ueltzhöfer-Kunden Besuche auf seinem Haaghof an. Für die nächste Zeit sind zusätzliche Veranstaltungen und Seminare geplant. „Wir führen weiterhin seine Demeter-Kartoffeln, Rote Beete, Kürbisse und Zwiebeln, sowie Frischfleisch und Schinken seiner Weideschweine, die man sonst nur in seinem Hofladen kaufen kann. Neu bei uns ist seine Dosenwurst“, sagt Ueltzhöfer.
Bio-Auswahl im Zelt
Die Produkte sind auch im Zeltprovisorium zu finden, das auf einer begrenzten Fläche von 800 Quadratmetern 10.000 Artikel bereithält. „Wegen des kleineren Verkaufsbereichs haben wir die ‚naturTalent‘-Produkte an der Wand neben dem Obst und Gemüse platziert“, erklärt er. In den Regalen stehen unter anderem Leindotteröl und Linsen von Alb-Leisa, Fränkischer Grünkern von Hofmann und das Campo-Verde-Sortiment. Getreide, Mehle und Flocken liefert die Organisch Biologische Erzeugergemeinschaft Hohenlohe.
Verschiedene Saucen für Pasta und Reis werden von LaSelva, Campo Verde und BioGourmet angeboten. Nudeln gibt es ebenfalls von Campo Verde. Unter den Allergiker-Artikeln von Schär befinden sich Zwiebäcke, Baguettes, Knäckebrote, Wraps und Kekse. Bio-Gebäck liefert Sommer. Müslis werden von Seitenbacher angeboten. Kaffee gibt es von Alnatura, Gepa, Kaffee- und Teehaus Hagen und Edeka Bio.
Im Obst- und Gemüsebereich stehen den Kunden rund 100 Produkte in Bio-Qualität zur Verfügung. Die meisten sind von Edeka Bio. Ueltzhöfer: „Das Sortiment von Edeka Bio umfasst zirka 300 Produkte, darunter viele im Frischebereich. Salate und Tomaten erhalten wir zusätzlich und direkt von einem regionalen Landwirt, der zwar nicht Bio-zertifiziert ist, aber nachhaltig produziert. Selbstverständlich werden Äpfel vom Bio-Naturlandhof Grässle lose und in Beuteln angeboten.“
In den Mopro-Regalen werden die Produkte der Molkerei Schrozberg im Block präsentiert –„das ist die beste Möglichkeit, um Qualitätsartikel besonders hervorzuheben“, sagt er. Weitere Milchprodukte von Andechser, Schwarzwaldmilch, Alnatura, Berchtesgadener und Edeka Bio stehen in unmittelbarer Nähe. Demeter-Schrotzberg-Eis gibt es von ‚kissyo‘, der Marke des Heilbronner Unternehmens Fresh Five Premiumfood.
Die Wurst-SB-Theke bietet verschiedene Produkte der BESH, etwa Echt Hällische Saitenwürstchen, Schinkenwurst und Fleischkäse. Als SB-Fleisch gibt es Rinderhüftsteaks, Minutensteaks vom Schweinerücken, Rindermedaillons, Bratwurst, Rote Wurst und Nackensteaks vom Schwein. Edeka Bio liefert zusätzlich ein abwechslungsreiches Programm.
Bio-Brot und -Backwaren für seine Bio-Bedientheke in Sontheim erhält Ueltzhöfer von Gut Hermersberg. „Ich suche noch einen Produzenten, der seine frischen Bio-Backwaren für unsere Märkte abpackt, damit wir sie auch in der SB-Theke anbieten können. Im Edeka-Sortiment gibt es bisher nur vier Sorten Aufback-Brötchen von Herzberger.“
Bio-Säfte werden von Alnatura, Voelkel und den regionalen Anbietern Gunkel und Beil angeboten. Beim Bio-Bier können die Kunden zu Palmbräu greifen.
„Edeka ist durch die Zusammenarbeit mit Alnatura unser größter Bio-Lieferant, gefolgt von Erdmannhauser, Rhein-Main-Reformwaren, Schwan Regiofood, Campo Verde und vielen kleineren Erzeugern, die direkt liefern.
Wir sind grundsätzlich immer auf der Suche nach neuen regionalen Herstellern. Es muss auch nicht immer Bio sein. Wir freuen uns auch über hochwertige Erzeuger, die nachhaltig produzieren“, sagt er.
Neben regionalen Erzeugnissen verspricht sich Ueltzhöfer von Start-ups weitere hochwertige Produkte. Daher will er zeitnah in einem Markt die neue Start-up-Plattform der Edeka ‚Food Starter‘ testen.
Sina Hindersmann