Start / Ausgaben / bioPress 89 - Oktober 2016 / Wir haben nur diese eine Welt

Verband

Wir haben nur diese eine Welt

AöL nimmt Stellung zum Nachhaltigkeitsdialog

Der Ausspruch von Schauspielerin Jane Fonda, dass wir mit dieser Welt umgehen, als hätten wir noch eine zweite im Kofferraum, hat nichts von seiner Aktualität verloren. Im Gegenteil: die Menschheit muss sich mehr und mehr in ihren Nachhaltigkeitsbestrebungen anstrengen.

1992 haben sich die Vereinten Nationen zum Leitbild der nachhaltigen Entwicklung bekannt. In Rio de Janeiro verabschiedeten sie ein globales Aktionsprogramm. Mit der Agen-da 21 erklärte sich jeder der über 170 Unterzeichnerstaaten bereit, das Leitbild national in allen Politikbereichen unter Beteiligung von Gesellschaft und Wirtschaft umzusetzen.

Auch Deutschland hat unterzeichnet. 2002 legte deshalb die Bundesregierung die Nationale Nachhaltigkeitsstrategie Perspektiven für Deutschland vor. Ein 2010 beschlossenes Maßnahmenprogramm benennt Aufgaben und Ziele, mit deren Hilfe die Bundesregierung in ihrem eigenen Verantwortungsbereich die Nachhaltigkeitsziele erreichen will. Die Strategie und die einzelnen Maßnahmen werden fortlaufend weiterentwickelt.
Die deutsche Nachhaltigkeitsstrategie wurde 2016 von der Bundesregierung erneut überarbeitet. Bürger, Verbände und Interessierte waren aufgerufen, bis zum August Stellung zu dem neuen Entwurf zu beziehen.

Nachhaltigkeitsstrategie der AöL

Der Nachhaltigkeitsgedanke prägt seit jeher die Unternehmungen der Mitgliedsbetriebe der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller. Aus diesem Grund hat die AöL eine umfassende Stellungnahme zur Nachhaltigkeitsstrategie erarbeitet. Dort heißt es:

„Die AöL begrüßt die Bemühungen der Bundesregierung, ihre Nachhaltigkeitsstrategie zu überarbeiten und eng an die Agenda 2030 und damit an die Sustainable Development Goals (SDG) anzulehnen. Wir stimmen zu, dass Nachhaltigkeit alle Länder und Menschen der Erde angeht und auch alle Ressorts der Politik betrifft. Nachhaltigkeit als Leitgedanken für das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Handeln zu bestimmen, halten wir für wichtig.

Es ist zwingend notwendig, im Sinne der Nachhaltigkeit, die Wohlstandsbegriffe mehr auf immaterielle Werte zu richten. Denn die natürlichen Grenzen des Planeten sind bereits überschritten und ein Konsumverhalten von zukünftig neun Milliarden Menschen auf unserem Niveau ist nicht möglich. Die Bemühungen um einen nachhaltigen Ernährungs- und Konsumstil müssen weiter greifen. Die Strebrichtung der Nachhaltigkeit darf nicht alleinig ausgerichtet werden auf ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum entlang öko-sozialer Leitplanken. Wohlstand und Glück beinhaltet auch das Miteinander der Menschen, kultureller Reichtum und Freiheit - eben Nachhaltigkeit im ideellen Sinne.

Ein Umbau der Konsumgesellschaft bedeutet eine Umorientierung der Konsumstile – weg vom materiellen Wohlstand hin zu ideell kulturellem Wohlstand, der einhergehen muss mit einer klaren Ausrichtung des produzierenden Gewerbes und der Dienstleistungen entlang öko-sozialer Leitplanken.

Die Bundesrepublik Deutschland ist in ihren Nachhaltigkeitsbemühungen auf einem guten Weg und wir unterstützen die Bemühungen und Aktivitäten hin zu einer effizienteren und nachhaltigeren Wirtschaft. Die etablierten Leitbilder sind jedoch immer noch dominiert von Wohlstandsvorstellungen, die auf der Grundlage einer Mehrung des materiellen Konsums und Wachstums gedacht sind. Wir halten deshalb einige der Aktivitäten für noch nicht ausreichend erfolgversprechend.“

Klare Forderungen stellen

Der Verband fordert als wesentliche Nachhaltigkeitsmaßnahme ernsthaft an dem Umbau des Ernährungssystems zu arbeiten. Ziel müsse es sein, so die Öko-Hersteller, Menschen zukünftig mit ökologischen/nachhaltigen Lebensmitteln zu ernähren und dies unter Beachtung eines Ernährungsstils, der auf vollwertigen und überwiegend auf pflanzlichen Produkten basiert. Eine Halbierung des Verbrauchs tierischer Lebensmittel ist aus Gründen der Nachhaltigkeit und der Gesundheitsförderung der Menschen anzustreben. (Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE,
https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/).

Auch der BÖLW hat eine umfangreiche Stellungnahme zum Nachhaltigkeitsdialog abgegeben. Weitere Informationen sind unter www.boelw.de zu finden.
Anne Baumann, Renate Dylla

Vierte Organic Processing Conference  der IFOAM EU in Sevilla, Spanien 
Am 24. und 25. November findet in Sevilla, Spanien, die 4. Organic Processing Conference der IFOAM EU statt. Dort treffen sich Fachexperten und Wirtschaftsakteure der europäischen Biobranche und widmen sich den Innovationen und Entwicklungen des ökologischen Sektors. Experten sprechen zu folgenden Themen:

- Entwicklungen in der Wertschöpfungskette
- Markttrends
- Innovative Ansätze
- EU-Politik für einen wachsenden Markt

Weitere Informationen dazu unter:
http://www.ifoam-eu.org/en/node/3751

EU plant Product Environmental Footprint

Mit der Product Environmental Footprint (PEF) Initiative der EU-Kommission soll erreicht werden, dass Verbraucher eine Vergleichbarkeit hinsichtlich der Umweltfreundlichkeit der Produkte innerhalb von Produktgruppen durchführen können.

Mit den geplanten Maßnahmen des Produkt-Umwelt-Fußabdruckes (PEF) bzw. des Organisation-Umwelt-Fußabdruckes (OEF) will die dafür zuständige DG Umwelt, die Möglichkeit schaffen, Umweltauswirkungen von Produkten und Dienstleistungen zu messen, zu bewerten und vergleichen zu können und so den Verbrauchern und Bürgern kommunizieren zu können, welches Produkt am umweltfreundlichsten ist. Der Verbraucher soll – im aktuellen Wust der vielen grünen Labels – einen besseren Überblick über seine konsumierten Produkte bekommen. Dieses Vorhaben bewertet die AöL als grundsätzlich positiv.

Für den PEF wird an insgesamt 23 Piloten für die europäische Wirtschaft gearbeitet, darunter allein für die Lebensmittelwirtschaft an Elf Piloten (z. B. Pasta, Olivenöl, Bier, Milchprodukte, Fisch, Fleisch etc.). Damit fokussiert sich der Schwerpunkt auf Lebensmittel, insbesondere deshalb, weil die Erzeugung der Rohstoffe zu großen Umweltauswirkungen beiträgt. In Verbindung mit der angekündigten Nutzung des EU-Umweltzeichens (Ecolabel) wird deutlich, dass beabsichtigt ist, eine neue Umweltkennzeichnung für Lebensmittel einzuführen.

Diese offensichtliche, geplante Öffnung des EU-Umweltzeichens (Ecolabels) für Lebensmittel bewertet die AöL als sehr problematisch. Nach der EG-VO 66/2010 ist das EU-Umweltzeichen für Lebensmittel derzeit nicht erlaubt. Und das aus gutem Grund. Lebensmittel, die nach der EG-Öko-VO 834/2007 erzeugt, hergestellt und vermarktet werden, sind als ökologische Erzeugnisse gesetzlich definiert und geschützt. Eine Öffnung des EU Umweltzeichens für Lebensmittel würde durch die Einführung eines zweiten staatlich geschützten Umweltkennzeichens für Lebensmittel zur Verbraucherverwirrung führen. „Dies lehnen wir entschieden ab“, so der Verband.

[ Artikel drucken ]


Das könnte Sie auch interessieren

Erderschöpfung stoppen, zukunftsfähige Ernährung fördern

AöL fordert Entwicklung der Ernährungswirtschaft hin zu mehr Ökologie und Nachhaltigkeit

Bad Brückenau, 29.07.2019 | Der sogenannte Earth Overshoot Day ist das jährliche Datum, zu dem die Erde aufgebraucht ist. Der Mensch hat mit seiner Nachfrage alle Ressourcen erschöpft, die unser Planet innerhalb eines Jahres erzeugen und regenerieren kann. In diesem Jahr sei sie nach dem Global Foot-print Network, dass die Berechnungen durchführt, schon am 29. Juli 2019 erschöpft, zwei Monate früher als 2016.

02.08.2019mehr...
Stichwörter: Nachhaltigkeit, AÖL, Verband, Nachhaltigkeitsdialog

Alb-Gold investiert in regionale Bio-Hartweizenprojekte

Züchtung und Anbau am Bodensee

Alb-Gold investiert in regionale Bio-Hartweizenprojekte © ALB-GOLD Teigwaren GmbH

Der schwäbische Nudelhersteller Alb-Gold will auch im Bio-Segment vermehrt auf regionale Zutaten setzen. Während die konventionelle Spätzle- und Nudelproduktion bereits zu 100 Prozent aus heimischem Getreide erfolge, bleibe die Rohstoffversorgung im Bio-Bereich eine Herausforderung: Hartweizen, die wichtigste Zutat für Nudeln, gedeihe im ökologischen Anbau in Süddeutschland unter schwierigen Bedingungen. Deshalb investiert das Familienunternehmen in zwei Projekte, die den Bio-Hartweizenanbau auf der Schwäbischen Alb und am Bodensee etablieren sollen.

22.08.2025mehr...
Stichwörter: Nachhaltigkeit, AÖL, Verband, Nachhaltigkeitsdialog

Simon Loos setzt auf Elektro-LKWs von Mercedes

Neuer eActros 600 verspricht Reichweite von 500 Kilometern

Simon Loos setzt auf Elektro-LKWs von Mercedes © Daimler Truck AG

Der niederländische Logistikdienstleister Simon Loos hat für den Lidl-Einzelhandelsvertrieb in den Niederlanden zwei batterieelektrische Sattelzugmaschinen von Mercedes-Benz Trucks in Betrieb genommen. Insgesamt hat das Unternehmen 75 eActros 600 bestellt und wird damit seine bestehende Elektro-LKW-Flotte verdoppeln.

11.07.2025mehr...
Stichwörter: Nachhaltigkeit, AÖL, Verband, Nachhaltigkeitsdialog