Agrarpolitik
Europäisches Bündnis fordert zukunftsfähige GAP
Organisationen aus Europa bündeln ihre Stimmen

Flächenzahlungen abschaffen, den Übergang zu Agrarökologie und Ökolandbau priorisieren und nachhaltige Praktiken finanziell honorieren: Diese und viele weitere Forderungen für die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) nach 2027 stellt die Bewegung Good Food Good Farming (GFGF) in ihrem Positionspapier ‚Für eine gerechte, widerstandsfähige und zukunftsfähige GAP‘. Die Positionen werden von 97 europäischen Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt, Klima und Tierschutz unterstützt.
Grundlage des Papiers sind die Positionen der folgenden nationalen Agrar- und Lebensmittelkoalitionen:
- Agroecology in Action (Belgien)
- Voedsel Anders Vlaanderen (Belgien)
- Verbände-Plattform zur GAP (Deutschland)
- Environmental Pillar (Irland)
- Food Transition Coalition (Niederlande)
- Platform Aarde Boer Consument (Niederlande)
- Voedsel Anders NL (Niederlande)
- Living Earth Coalition (Polen)
- Por Otra PAC (Spanien)
Zur deutschen Verbände-Plattform zur GAP gehören unter anderen die Bio-Anbauverbände Bioland, Demeter, Naturland und Biokreis, der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) und das Bündnis für eine enkeltaugliche Landwirtschaft.
„Wir können nicht zulassen, dass die nächste GAP weiterhin öffentliche Gelder an industrielle multinationale Konzerne fließen lässt, während kleinere, vielfältige Betriebe verschwinden und unsere Umwelt zusammenbricht”, sagte Henrik Maaß von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Ko-Koordinator der Verbände-Plattform zur GAP ist.
Derzeit gehen laut AbL 80 Prozent der GAP-Direktzahlungen an nur 20 Prozent der Betriebe, wodurch große industrielle Betriebe ihre Gewinne steigern können, während zwischen 2007 und 2022 44 Prozent der kleinen Betriebe verschwunden sind. Daher fordern viele nationale Bündnisse eine grundlegende Neugestaltung des GAP-Fördersystems.
„Wir müssen die Agrarmärkte gerechter regulieren und das veraltete unqualifizierte hektarbasierte Fördersystem auslaufen lassen. Öffentliche Mittel sollten eingesetzt werden, um die Lebenswertigkeit des ländlichen Raums zu stärken. Die Gelder sollten Landwirte dabei unterstützen, öffentliche Leistungen wie sauberes Wasser, Schutz der biologischen Vielfalt und Tierschutz zu erbringen“, so Esmeralda Borgo vom belgischen Bündnis Voedsel Anders Flandern.
Diese Woche trifft sich GFGF in Brüssel in Zusammenarbeit mit der Bio-Dachorganisation IFOAM Organics Europe und dem Access-to-Land Netzwerk mit Mitgliedern der Europäischen Kommission und des Europäischen Parlaments, um ihre Forderungen für die nächste GAP-Reform vorzustellen. Neben dem neuen Positionspapier übergibt die GFGF den Entscheidungsträgern in Brüssel ein Rezeptbuch mit dem Titel ‚Europäische Rezepte für den Wandel‘, das Visionen von Basisbewegungen für eine bessere Ernährungspolitik sammelt. Es wurde von Bäuerinnen und Bauern, Aktivisten und Bürgern aus neun Ländern während der Europäischen Aktionstage 2024 – der jährlichen Kampagne von GFGF – gemeinsam erstellt.