Gesellschaft
Über 60.000 Menschen gegen ‚Freiflug für Gentechnik‘
Bündnis übergibt Unterschriften an EVP-Vorsitzenden Manfred Weber

Mehr als 60.000 Bürger haben sich an der Postkartenaktion ‚Kein Freiflug für Gentechnik‘ beteiligt, die von Rapunzel Naturkost initiiert und von einem Bündnis aus über 30 Bio-Verbänden, -Unternehmen und weiteren gentechnikkritischen Organisationen getragen wurde. Die Initiative fordert Kennzeichnung, Risikoprüfung und Regulierung auch für Neue Gentechnik. Gesprächsbereitschaft wurde vom Adressaten Manfred Weber jedoch nicht signalisiert: Weder der EVP-Vorsitzende noch ein Vertreter erschienen zu dem Termin.
„Die in kurzer Zeit eingesammelten über 60.000 Unterschriften der auch vom BÖLW und seinen Mitgliedern unterstützten Aktion ‚Kein Freiflug für Gentechnik‘ sind ein weiteres starkes Signal der Verbraucherinnen und Verbraucher, dass sie auch künftig selbst entscheiden wollen, ob Gentechnik auf ihre Teller kommt oder nicht“, unterstreicht Tina Andres, Vorstandsvorsitzende des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), anlässlich der Übergabe.
Die Unterzeichner der Aktion fordern Manfred Weber als Vorsitzenden der EVP-Fraktion im Europaparlament, sich im Trilog-Verfahren für den Erhalt des Vorsorgeprinzips stark zu machen. Jörg Hutter, politischer Sprecher von Demeter, erklärt: „Im Hinblick auf die geplante Deregulierung von Pflanzen, die mit neuen gentechnischen Methoden (NGT) verändert wurden, appellieren wir als Bündnis an Manfred Weber, sich für eine konsequente Kennzeichnung, umfassende Risikoprüfungen und transparente Zulassungsverfahren einzusetzen. Darüber hinaus fordern wir ein Verbot von Patenten auf Pflanzen und Tiere, die mit neuen gentechnischen Methoden gezüchtet wurden sowie eine klare Wahlfreiheit für Verbraucher:innen.”
Die Abwesenheit des Empfängers sorgte bei den Beteiligten für Enttäuschung. „Es ist schade und bedenklich, dass Manfred Weber trotz frühzeitiger Anmeldung nicht bereit war, die 60.000 Postkarten persönlich entgegenzunehmen“, so Florian Fischer, der als Demeter-Berater in Bayern vor Ort dabei war.
Zur Haltung der CDU/CSU in puncto Neue Gentechnik gab es in den vergangenen Tagen widersprüchliche Aussagen. Die bayerische CSU-Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber sprach sich auf Presseanfrage ausdrücklich für eine lückenlose Kennzeichnung aus. Bei der Agrarministerkonferenz Ende letzter Woche waren CDU-Politiker jedoch explizit gegen die NGT-Kennzeichnung.
„Die Union und ihre Abgeordneten im Europaparlament müssen jetzt dringend klären, ob sie den Bürgerinnen und Bürgern gegen deren erklärten Willen Gentechnik-Produkte unterjubeln wollen oder ob sie den Namen ‚Volkspartei‘ ernst nehmen und der in vielen Umfragen bestätigten Forderung der überwältigenden Mehrheit der Bevölkerung nach einer NGT-Kennzeichnung nachkommen“, so Tina Andres.