Verbände
Artgerechte Tierhaltung der Zukunft
AöL stellt neue Kampagne vor: gemeinsam für Tierwohl und Umwelt

Eine zukunftsfähige Ernährung ist nur in einem balancierten Zusammenspiel mit der Umwelt möglich, dazu gehört ein achtsamer Umgang mit Lebewesen. Bio handelt dafür schon heute zielgerichtet, bewusst und im Einklang mit der Natur. Kontinuierliche Verbesserung ist immer möglich, so können wir gemeinsam zu einer artgerechten Tierhaltung beitragen – heute und in Zukunft.
Doch worum genau geht es bei Bio-Tierhaltung, was macht Bio schon heute besser und wie können wir an einer besseren Zukunft mitwirken? Um diese Fragen zu beantworten, hat die Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller e.V. (AöL) eine Tierwohl-Kampagne ins Leben gerufen. Hier informiert der Verband über Tiere als Umweltschützer und entwickelt Visionen zur artgerechten Tierhaltung der Zukunft. Gestärkt werden die Infos von Film, Bildern und Statements der AöL-Mitglieder. (Die Website zur Kampagne finden Sie unter http://www.aoel.org/tierwohl.)
Tierwohl-Kampagne der AöL im Rahmen der Bio-Informationsoffensive des BMEL
Die verbandseigene Tierwohl-Kampagne der AöL knüpft vertiefend an die derzeit laufende Bio-Informationsoffensive des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) an, welche die AöL ebenfalls aktiv unterstützt. Hier geht es rund um Bio – unter dem Slogan ‚Kann ich mich wirklich auf Bio verlassen? Na Logo!‘ Die AöL wirkt in diesem Rahmen begleitend beim Informieren über vielfältige Themen mit – von Biodiversität über Bio-Qualität und Verlässlichkeit bis hin zum Tierwohl.
Rinder als Umweltschützer
Zum Start der Kampagne wird der Fokus auf die Rinderhaltung gelegt, auf Züchtung und die Haltungsbedingungen im Bio-Sektor. Es wird ein Diskurs darüber geführt, wo sich die Rinderhaltung hinbewegen sollte, um den Tieren ein artgerechtes Leben noch besser zu ermöglichen. Gleiches wird im Jahr 2024 für Geflügel und Schwein folgen.
Tiere sind wesentlich für eine intakte Kreislaufwirtschaft, für die Erhaltung der Biodiversität und der Bodenfruchtbarkeit – vorausgesetzt ist ein wesensgerechter, naturnaher Umgang mit ihnen. Wie genau Tiere der Umwelt helfen, wird im Folgenden am Beispiel des Rindes näher erklärt.
Rinder sind intelligente und soziale Wesen, die ihre Umgebung neugierig erforschen und in vertrautem Kontakt mit ihren Artgenossen stehen. Ihr Tagesablauf ist von regelmäßiger Nahrungsaufnahme und anschließendem Wiederkäuen im Ruhezustand geprägt. Als Weidetiere fressen Kühe vornehmlich Gras und Kräuter und können durch ihre vier Mägen das ökologisch wertvolle Grünland verwerten. Die Haltung unter ökologischen Bedingungen bietet den Tieren die Möglichkeit, ihre natürlichen Grundbedürfnisse auszuleben. Flächengebundene Tierhaltung, viel Auslauf an der frischen Luft und im Sonnenschein sowie Ruhemöglichkeiten im Stall und Tiergesundheit auf Basis von ökologischen und gentechnikfreien Futterquellen sowie vorrangigem Einsatz von pflanzlichen Medikamenten zur Heilung haben in der Öko- Tierhaltung Priorität.
Wiederkäuer haben eine immense Bedeutung für unser weltweites Ernährungssystems – sowohl bezogen auf die Ernährungssicherung als auch im Hinblick auf ihre Qualifikation als Klimaschützer auf der Weide. Die Weltagrarfläche besteht zu 30 Prozent aus Ackerland. 70 Prozent sind Weideland, welches die Wiederkäuer zu hochwertigen Lebensmitteln (Milch und Fleisch) umwandeln und somit das Grünland für die menschliche Ernährung nutzbar machen. Vielfältiges Grünland hat ein großes Potential zur Bildung von Bodenfruchtbarkeit, der Speicherung von Kohlenstoff und für die Biodiversität. Das Potential zur Speicherung von Kohlenstoff im Boden ist sogar größer als das von Wald-Ökosystemen. Milchkühe können auch Grundfutter vom Ackerbau, wie zum Beispiel Luzerne oder Kleegras, verwerten und damit zusätzlich die Bodenfruchtbarkeit verbessern. Eine weidebasierte Milchproduktion mit sehr hoher Milchleistung kann sich mit sehr niedrigen Methanemissionen verbinden, zum Klimaschutz beitragen und gleichzeitig Zusatzleistungen für die Artenvielfalt bereitstellen – ohne Importfuttermittel, denn das notwendige Protein im Futter liefert der Klee.
Ausblick auf die Zukunft der Öko-Milchviehhaltung
Nach Einschätzung der AöL ergeben sich gute Chancen für eine positive Weiterentwicklung der Öko-Milchviehhaltung, wenn das Wesen der Tiere stärker beachtet und eine entsprechende Haltung auch wirtschaftlich honoriert wird. Außerdem sollten die natürlichen Grenzen der Tiere bei der Züchtung und Haltung berücksichtigt werden. Das spricht deutlich für Zweinutzungsrassen, deren Fütterung stark grundfutterbasiert ist und für Weidegang.
Anna Seleznev,
Brunhard Kehl