Agrarpolitik
Junge Bio-Verbände stellen Forderungen an Politik
Keine Gentechnik, mehr Forschung und 0% MwSt auf Bio

Am 22. und 23. September trafen sich verschiedene Jugendorganisationen zum Jugendpolitischen Forum ‚Zukunftsfeste Agrar- und Ernährungssysteme‘ im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Berlin. Ziel der Veranstaltung war es, junge Menschen am Bericht des Transformationsbereichs ‚Nachhaltige Agrar- und Ernährungssysteme‘ zu beteiligen. Junge Bio-Verbände nutzten die Chance, um verschiedene Forderungen zu stellen, darunter: keine Deregulierung von Gentechnik, mehr Forschungsgelder für den Ökolandbau und null Prozent Mehrwertsteuer für Bio-Produkte.
Aus der Bio-Branche waren in Berlin der BNN.Next, Netzwerk für junge Menschen im Bundesverband Naturkost Naturwaren, der Verein Junges Bioland und das Junge Naturland vertreten. Gemeinsam stellten sie folgende Forderungen:
Deregulierung der Gentechnik stoppen
Der Vorschlag zur Deregulierung der Gentechnik stellt nach Ansicht der Jugendverbände alle Nachhaltigkeitsziele, die sich die EU-Kommission mit der Farm-to-Fork Strategie gesetzt hat, in Frage. Die Verbraucher in der Europäischen Union müssten auch weiterhin wählen können, ob sie gentechnisch veränderte Produkte kaufen wollen oder nicht. Der Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen, ob nach traditionellen oder neuen gentechnischen Verfahren, befeuere Monokulturen und den Einsatz von Pestiziden. Patente auf Pflanzen oder Eigenschaften von Pflanzen erzeugten neue Abhängigkeiten und untergrüben eine resiliente bäuerliche Landwirtschaft. Die Verbände fordern Bundesregierung und BMEL daher dazu auf, sich für eine patent- und gentechnikfreie landwirtschaftliche Produktion und die Wahlfreiheit für Verbraucher einzusetzen.
Ökolandbau in Forschung und Bildung ausbauen
Für die Transformation zu einem nachhaltigen Ernährungssystem sollte mehr in Forschung und Bildung zu Ökolandbau und ökologischer Lebensmittelwirtschaft investiert werden. Jungbauern, Hersteller und Händler müssten schon in ihrer Ausbildung kontinuierlich Bio-Themen vermittelt bekommen. Dadurch, dass die Forschungsgelder für den Ökolandbau bei zwei Prozent der Mittel stagnieren, könnten wichtige Zukunftsprojekte nicht umgesetzt werden.
Null Prozent Mehrwertsteuer auf Bio
Unternehmen, die zu Lasten von Umwelt und Klima wirtschaften, könnten Umweltfolgeschäden auf die Allgemeinheit abwälzen und so günstige Preise anbieten. Dadurch würden Bio-Unternehmen, die für eine nachhaltige und umweltschonende Produktion stehen, benachteiligt. Um die Kosten gerechter zu verteilen, brauche es positive Anreize. Mit einer Absenkung der Mehrwertsteuer für Bio-Produkte auf null Prozent könne man der Marktverzerrung entgegenwirken.
Bio für Alle auch in der Außer-Haus-Verpflegung
Trotz der neu geschaffenen Rahmenbedingungen (Bio-Außer-Haus-Verpflegung-Verordnung und überarbeitete Bundes-Kantinenrichtlinie) gehe es mit der Umstellung nur schleppend voran. Andere Länder in Europa, wie zum Beispiel Österreich, hätten gezeigt, dass die Förderung von Beratung sowie eine zeitweise Übernahme der Zertifizierungskosten ein wirksamer Hebel sind. Zudem müsse der Auf- und Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten unterstützt werden. Sukzessive sollte der Anteil von Bio-Lebensmitteln in öffentlichen Kantinen auch über das 30-Prozent-Ziel hinaus erhöht werden.
Geschlechtergerechtigkeit: eine Bedingung für nachhaltige Ernährung
In der männerdominierten Land- und Lebensmittelwirtschaft seien Frauen nach wie vor strukturell benachteiligt beim Zugang zu Land, Krediten, Technologien und Bildung. Um den Herausforderungen des Klimawandels bestmöglich zu begegnen, müssten Frauen und Männer gleichberechtigt nach Lösungen suchen können. Die Bundesregierung solle deshalb Konzepte für geschlechtergerechte Gesundheitsförderung und Prävention im Bereich Ernährung entwickeln und entsprechende Programme erfolgreich zur praktischen Anwendung bringen.