Ernährungswende
Aktionsbündnis demonstriert für ‚Bio für Alle‘
Politisches Frühstück am Brandenburger Tor

Wahre Preise, keine Gentechnik durch die Hintertür und mehr Bio in Kantinen und Co – das waren die Kernforderungen, die das Aktionsbündnis ‚Bio für Alle‘ am vergangenen Freitag im Rahmen eines politischen Frühstücks am Brandenburger Tor vortrug. Gemeinsam mit dem Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), der Assoziation ökologische Lebensmittelhersteller (AöL) und weiteren Branchenvertretern wandte sich die Andechser Molkerei Scheitz, Initiatorin des Bündnisses, an den Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.
„Wir fordern, dass für Bio-Lebensmittel null Prozent Mehrwertsteuer gilt, dass Deutschland gentechnikanbaufrei bleibt und dass 50 Prozent Bio in öffentlichen Einrichtungen umgesetzt wird", erklärte Barbara Scheitz, Geschäftsführerin der Andechser Molkerei Scheitz. „Dadurch wird ‚Bio für Alle‘ ermöglicht und der Verbraucher für seine Kaufentscheidung belohnt! Damit wird das Ziel von 30 Prozent Öko-Flächenanteil in Deutschland mit der Kosteneinsparung von mehr als vier Milliarden Euro pro Jahr zur Realität. Die positiven Wirkungen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz werden damit gewürdigt.“
„Für Verbraucherinnen und Verbraucher muss die richtige Entscheidung zur einfachen Entscheidung werden“, fügte Tina Andres, Vorsitzende des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), hinzu. „Mit jedem Hektar Öko-Landbau sparen wir allein für Klimafolgekosten von circa 750 Euro. Aber da Umweltschäden nicht Teil des Produktpreises sind, erscheinen die fürs Gemeinwohl teureren Produkte im Supermarkt als die vermeintlich billigen. Das muss sich ändern. Verbraucher müssen auch am Preis erkennen können, welche Produkte das Gemeinwohl stärken und für Klimaschutz und Artenvielfalt stehen.“
Richard Mergner, Vorsitzender des Bund Naturschutzes Bayern, forderte Bundesfinanzminister Christian Lindner dazu auf, die positiven Leistungen des Ökolandbaus für Umwelt und Wirtschaft endlich anerkennend zu honorieren: durch Absenkung der Mehrwertsteuer für Bioprodukte auf null und der Re-Investition des durch den Ökolandbau erwirtschafteten Mehrwerts in den Ökolandbau. „Das ist nachhaltige Wertsteigerung für Gesellschaft und Staat“, so Mergner.
Kinder erzählten auf der Bühne, wie sie sich die Welt wünschen. Anschließend gab es praxisorientierte Redebeiträge von Bio-Bauern aus dem ganzen Land. Sepp Steinmüller, der in Oberaudorf einen Bio-Grünlandbetrieb mit Weidehaltung betreibt, brachte zu seinem Vortrag ein Stück humusreichen Boden aus seiner Heimat mit. Susanne Schoof, die den Betrieb Nordseeküstengenuss in Hedwigenkoog leitet, hat sich dem biodynamischen Anbau von ursprünglich gezüchteten, samenfesten Gemüsen verschrieben. Bioland-Vizepräsidentin Sabine Kabath von der Bio-Gärtnerei Watzkendorf in Blankenese sprach sich gegen die Deregulierung von Gentechnik und für mehr Bio in der Berufsausbildung aus. Und Landwirtschaftsmeister Georg Scheitz von Biokreis warnte vor den Folgen des derzeitigen Kostendrucks für kleine Betriebe. „Unsere nachfolgende Generation an Junglandwirten braucht wieder Visionen und Perspektiven – einen Schulterschluss mit den Verbrauchern, Großabnehmern und der Politik“, wünscht er sich.
Abgerundet wurde das Bühnenprogramm mit Livemusik und einem Frühstück, das von 24 AöL-Unternehmen geliefert wurde: Brötchen, Aufstriche, Knabbergebäck, Milch, Joghurts und Co. „Mit dieser Aktion zeigen wir den Menschen, wie lecker Bio-Lebensmittel schmecken und dass wir die Rezepte der Zukunft schon längst parat haben“, so die stellvertretende AöL-Geschäftsführerin Anne Baumann.
Folgende Hersteller haben das politische Frühstück in Berlin unterstützt: Andechser Molkerei Scheitz, Antersdorfer Mühle, Barnhouse Naturprodukte, Bauck Hof, Bio Breadness, Bio Planète, D`Angelo Pasta, ErdmannHauser, Herbaria Kräuterparadies, HiPP, La Selva, LFW Ludwigsluster Fleisch- und Wurstwaren, Märkisches Landbrot, Moin Bio Backwaren, Naturata AG, Neumarkter Lammsbräu, ÖMA Beer, Rapunzel Naturkost, Riedenburger Brauhaus, Salus Haus, Sommer, Sonnentor, Ulrich Walter/ Lebensbaum, Upländer Bauernmolkerei und Voelkel.