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Woche gegen Lebensmittelverschwendung startet

WWF schreibt offenen Brief an Cem Özdemir

Woche gegen Lebensmittelverschwendung startet
Mit dem 'Too Good To Go'-Label 'Oft länger gut' weist der Bio-Hersteller Bohlsener Mühle auf die lange Genießbarkeit seiner Produkte hin.

Unter dem Motto ‚Deutschland rettet Lebensmittel!‘ findet vom 29. September bis zum 6. Oktober die Aktionswoche des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gegen Lebensmittelverschwendung statt. Anlässlich dazu hat der WWF einen Brief an Bundesernährungsminister Cem Özdemir veröffentlicht und fordert darin unter anderem eine gesetzlich verankerte Pflicht zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen. Von Discountern bis zu Bio-Herstellern nehmen verschiedene Unternehmen an der Aktionswoche teil.

Jährlich werden nach Angaben des BMEL in Deutschland elf Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Über die Hälfte dieser bundesweit anfallenden Lebensmittelabfälle sind laut WWF vermeidbar. Allein Deutschland könnte 38 Millionen Tonnen schädliche Klimagase einsparen, wenn die unnötigen Lebensmittelverluste um 50 Prozent reduziert werden. Das ist mehr als die Hälfte der gesamten Treibhausgasemissionen aus der deutschen Landwirtschaft im Jahr 2020. In Einklang mit der EU-Abfallrahmenrichtlinie hat Deutschland sich dem Ziel verpflichtet, die Lebensmittelabfälle bis 2025 um 30 Prozent und bis 2030 um 50 Prozent zu reduzieren.

In einem Schreiben an Cem Özdemir fordert der WWF nun folgende politische Maßnahmen:

  • Die Bundesregierung soll dem Beschluss des Bundesrates aus 2021 zeitnah folgen und eine gesetzlich verankerte Pflicht zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen umsetzen – für alle Wirtschaftsbeteiligten auf allen Herstellungs- und Vertriebsebenen.
  • Das BMEL soll einen Indikator vorlegen, mit dem es möglich ist, die Lebensmittelabfälle über alle Stufen der Wertschöpfungskette zu quantifizieren und Reduzierungserfolge sichtbar zu machen.
  • Eine bundesweit zuständige, unabhängige Kompetenzstelle im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung soll Unternehmen bestmöglich beim Erreichen ihrer Reduktionsziele unterstützen.
  • Steuerliche Fehlanreize sollen beseitigt werden und Lebensmittelüberschüsse nicht mehr steuerlich abgesetzt werden können.
  • Durch steuerliche Vergünstigung soll die Bundesregierung die Abgabe von Lebensmitteln, die trotz abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatums weiterhin verzehrbar sind, erleichtern.
  • Das Spenden von Lebensmitteln soll rechtssicherer werden.
  • Die Regelungen zum Mindesthaltbarkeitsdatum sollen auf EU-Ebene überprüft werden.
  • Standards, die sich auf die bloße Optik der Lebensmittel beziehen, sollen entfallen.

Im Rahmen der Aktionswoche informieren verschiedene Hersteller und Händler über das Thema Lebensmittelverschwendung und machen auf ihr bisheriges Engagement aufmerksam. Mit dem Label ‚Oft länger gut‘ weist der Bio-Hersteller Bohlsener Mühle seit Anfang des Jahres mit über 70 weiteren Lebensmittelherstellern und Handelspartnern darauf hin, dass viele Lebensmittel auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums (MHD) noch genießbar sind. Aktuell befindet es sich bereits auf den Verpackungen der Mini Cookies, der Keksfreunde, der Crunchys und des Granolas. Sukzessive soll das Label auf allen Produkten der Bohlsener Mühle neben dem MHD angebracht werden. Das Label wurde vom Social Impact-Unternehmen Too Good To Go ins Leben gerufen.

Auch Aldi Süd unterstützt die Aktionswoche gegen Lebensmittelverschwendung. Mit den sogenannten ‚Krummen Dingern‘ bietet der Discounter seit einigen Jahren Äpfel mit Schönheitsfehlern an. Auch Karotten, Zwiebeln oder Kaki wurden bereits unter dem Namen vermarktet. Der Erklärhinweis ‚Riech mich! Probier mich! Ich bin häufig länger gut‘ auf der Frischmilch-Verpackung sowie verschiedenen Käsesorten weist auf die oft längere Haltbarkeit der Produkte hin.

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