Bei der 16. Berliner Agrarministerkonferenz am vergangenen Samstag haben 61 Nationen eine Erklärung zum Kampf gegen Hunger unterzeichnet. Darin erkennen sie an, dass eine Transformation hin zu nachhaltigen und damit widerstandsfähigen Landwirtschafts- und Ernährungssystemen notwendig ist, um der Klima- und Biodiversitätskrise zu begegnen. „Das Recht auf Nahrung setzen wir nicht um, wenn wir nur auf Produktionssteigerung setzen“, so Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir.
Die Erklärung sei auch ein Auftrag, den die Agrarminister aus aller Welt sich selbst geben. Sie soll ihnen in ihren Regierungen Rückenwind beim Einsatz für den Schutz natürlicher Ressourcen geben. „Agrarpolitik bedeutet immer auch Agrardiplomatie – nur gemeinsam schaffen wir Ernährungssicherheit“, so Özdemir.
48 Absichten haben die Agrarminister in ihrer Erklärung festgehalten. Sie wollen damit eine nachhaltige Produktion und widerstandsfähige Lieferketten stärken, Lebensmittelverschwendung reduzieren und vulnerable Gruppen unterstützen.
Im Einzelnen soll die Ernährungssicherheit zum Beispiel durch nachhaltige Intensivierung, Bioökonomie, Kreislaufwirtschaft sowie agrarökologische und andere innovative Ansätze verbessert werden. Die Agrarminister wollen eine nachhaltige Düngemittelproduktion und -verwendung unterstützen, integrierte Schädlingsbekämpfung fördern, um die Risiken von Pestiziden für Mensch und Umwelt zu reduzieren, und Landwirten die nötigen Mittel und Kenntnisse für eine biologische und technische Schädlings- und Krankheitsbekämpfung an die Hand geben.
Außerdem betonen sie die Wichtigkeit von globalen und nationalen Governance-Strukturen, welche die Landnutzungsrechte, den Zugang zu hochwertigem Saatgut sowie einen gerechten Zugang zu Finanzmitteln und zur ländlichen Infrastruktur sicherstellen. Die Rolle von Frauen in Landwirtschafts- und Ernährungssystemen soll gestärkt werden, ebenso wie die ernährungspolitische Beteiligung von Frauen, Kleinbauern und indigenen Bevölkerungsgruppen.
Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören auch viele Länder außerhalb der EU, etwa Brasilien und China sowie der Staatenbund Afrikanische Union.
Bei der 15. Berliner Agrarministerkonferenz haben sich rund 70 Agrarminister aus aller Welt dazu verpflichtet, nachhaltige, inklusive und krisenfeste Ernährungssysteme zu fördern. Zudem sollen Lebensmittel für alle verfügbar, erschwinglich und sicher werden, um das UN-Ziel ‚Zero Hunger‘ der Agenda 2030 zu verwirklichen.
Angesichts volatiler globaler Lebensmittelpreise und zunehmender Störungen in den Lieferketten hat Slow Food ein neues Positionspapier veröffentlicht, das die Europäische Union auffordert, ihren Lebensmittelhandel grundlegend zu überdenken. Untersucht wird, wie das derzeitige globale Handelsmodell – geprägt von deregulierten Märkten, exportorientierter Landwirtschaft und Unternehmenskonzentration – den Übergang zu gerechten und widerstandsfähigen Ernährungssystemen behindert.
OECD-Agrarminister beraten in Paris über nachhaltige Ernährungssysteme
Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Cem Özdemir, nimmt ab heute in Paris an einem zweitägigen Treffen der Agrarminister der Mitgliedstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) teil. Im Mittelpunkt stehen der Aufbau nachhaltiger Ernährungssysteme sowie die Auswirkungen des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs in der Ukraine auf die globale Ernährungssicherheit. Özdemir wird die Arbeitsgruppe zur Transformation der Agrar- und Ernährungssysteme leiten.