Forschung
Arla untersucht regenerative Landwirtschaft für Milchbetriebe
Länderübergreifendes Pilotprogramm mit FAI Farms

Die europäische Molkereigenossenschaft Arla Foods mit Sitz in Dänemark will in 24 Pilotbetrieben Praktiken der regenerativen Landwirtschaft für Milchviehbetriebe untersuchen. Ziel ist es, datenbasierte Belege zu den Auswirkungen dieser Praktiken auf Natur und Klima zu erhalten. Zudem werden europaweit mehr als 900 Arla Bio-Landwirte künftig den Kohlenstoffgehalt in ihrem Boden messen und Praktiken auf ihren Betrieben erfassen, die die Biodiversität fördern.
Die Molkereigenossenschaft Arla unternimmt zwei konkrete Schritte, um mehr Daten und Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie die Milchwirtschaft durch regenerative, landwirtschaftliche Methoden zur Verbesserung der Bodenbiologie, der Kohlenstoffbindung, der Wasserqualität und der Biodiversität beitragen kann.
Der erste Schritt ist die Einrichtung eines Pilotprogramms, das in Zusammenarbeit mit Experten für regenerative Landwirtschaft des Beratungsunternehmens FAI Farms und anderen Fachorganisationen entwickelt wurde. 24 ausgewählte Pilotbetriebe in Deutschland, Dänemark, Großbritannien, den Niederlanden und Schweden werden künftig in der Anwendung verschiedener regenerativer Methoden geschult. Dabei handelt es sich um konventionelle Landwirte, die Weide- oder reine Stallhaltung betreiben, und um Bio-Landwirte. Ihre Erfahrungen sowie die erhobenen Daten sollen Erkenntnisse darüber liefern, wie regenerative Methoden auf verschiedene Systeme von Milchviehbetrieben in Europa angewendet werden können, und wie sie sich auf das Klima und die Natur auswirken.
Der zweite Schritt betrifft die europaweit 916 Bio-Landwirte der Genossenschaft, die pro Jahr zusammen eine Milliarde Kilogramm Bio-Milch produzieren; die weltweit größte Bio-Milchmenge unter den Molkereien. Ab diesem Jahr werden die Arla Bio-Landwirte einmal jährlich ihre Maßnahmen im Bereich der Biodiversität selbst bewerten und registrieren. So können entsprechende Daten erhoben werden. Darüber hinaus sammeln die Bio-Landwirte Bodenproben, die von einem externen Labor analysiert werden, um einen Ausgangswert für den Bodenkohlenstoff des jeweiligen Betriebs zu ermitteln. Außerdem stellen die Bio-Landwirte sicher, dass in ihren Betrieben eine Reihe von Maßnahmen für die Bodengesundheit und die Biodiversität vorhanden sind. Und sie haben Zugang zu einem Maßnahmenkatalog, der Informationen darüber enthält, wie man Verbesserungen erreichen und messen kann. Ab 2022 werden die Bio-Landwirte auch Indikatoren für Bodengesundheit selbst bewerten, wie zum Beispiel das Testen des Bodengeruchs und die Anzahl vorhandener Regenwürmer.
„Eine Reihe unserer Landwirte beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit Praktiken der regenerativen Landwirtschaft. Auch aufgrund ihres Enthusiasmus haben wir uns entschlossen, als Genossenschaft hier einen breiteren Ansatz zu verfolgen, der von den Bio-Landwirten und einigen Pilotbetrieben angeführt wird“, so der Landwirt Walter Lausen, deutsches Mitglied im Aufsichtsrat von Arla Foods und Vorsitzender des Organic Council (Bio Ausschuss) für die Region Zentraleuropa.
Die regenerative Landwirtschaft hat bei Erzeugern, dem Einzelhandel, der Forschung und Verbrauchern an Aufmerksamkeit gewonnen; besonders als eine der Antworten auf die doppelte Herausforderung des Klimawandels und des Verlusts von Biodiversität. Es besteht allgemeiner Konsens darüber, dass die Verbesserung der Bodengesundheit und der Biodiversität Kernelemente der regenerativen Landwirtschaft sind. Gleichzeitig gebe es keine allgemein anerkannte Definition dieses Ansatzes und in Europa nur wenige wissenschaftliche Beispiele für regenerative Methoden in der Milchwirtschaft, an denen sich Landwirte aktuell orientieren können. Arla möchte dazu beitragen, diese Datenlücke zu schließen, indem es die Erfahrung und das Wissen seiner Landwirte nutzt.
„Unser Ziel ist es, datenbasierte Nachweise für den erfolgreichen Einsatz regenerativer Methoden in Milchviehbetrieben zu erhalten. Während wir uns darauf konzentrieren die negativen Auswirkungen unserer Arbeit zu verringern, ist die positive Wirkung, die wir als Landwirte auf unseren Flächen erzielen können, noch nicht gründlich wissenschaftlich bewiesen. Wir wollen mehr wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse gewinnen, damit Milchbauern die richtigen Maßnahmen für die Zukunft ergreifen können“, so Lausen.
„Es gibt bisher kein Pilotprogramm in der Branche, das so umfassend ist“, meint Claire Hill, Direktorin für Regenerative Landwirtschaft bei FAI Farms. „Das Spannende ist, dass wir mit Landwirten in verschiedenen Ländern zusammenarbeiten werden. Dabei ist jeder Betrieb einzigartig und die erhobenen Daten sind sehr aufschlussreich. Wir können unser Wissen darüber, wie ein Übergang hin zu einer regenerativen Landwirtschaft aussehen kann und über die damit verbundenen Herausforderungen und Vorteile erheblich erweitern. Das wird uns helfen zu verstehen, wie mehr Landwirte diesen Weg einschlagen können.“