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Ernährung

BNN fordert Überarbeitung des Nutri-Scores

Stellungnahme für Expertengremium veröffentlicht

Der Nutri-Score ist in der Bio-Branche umstritten. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) hat Kritikern nun die Möglichkeit gegeben, Vorschläge zur Weiterentwicklung einzureichen. Die hat der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) genutzt und eine Stellungnahme veröffentlicht: Zusatz- und Ersatzstoffen sollen berücksichtigt werden, außerdem höhere Ballaststoffgehalte und alle Fettsäurespektren.

In seinem Schreiben weist der BNN darauf hin, der Nutri-Score könne nur wirkungsvoll sein, wenn er die tatsächliche Qualität eines Lebensmittels umfassend abbildet und nicht grundlegende ernährungswissenschaftliche Erkenntnisse außer Acht lässt. Aus diesem Grund werden einige Nachbesserungen gefordert.

Als erster Punkt soll die Anzahl der verwendeten Zusatz- und Ersatzstoffe in den Bewertungsalgorithmus miteinbezogen werden. Die Kombination aus hohen Energiedichten und Zusatz- und Ersatzstoffen in hochverarbeiteten Lebensmitteln wirke sich nachteilig auf die Gesundheit aus. Das natürliche Geschmacksempfinden werde beeinträchtigt und der fehlende Ballaststoffgehalt begünstige den übermäßigen Verzehr der betreffenden Produkte.

Auf der anderen Seite sollen höhere Ballaststoffgehalte berücksichtigt werden, sodass sättigende und gesunde Vollkornprodukte gegenüber Weißmehlprodukten besser abschneiden. Bisher würden Ballaststoffe nur bis zu einem Gehalt von 4,7 Gramm positiv bewertet, wodurch Vollkornprodukte mit einem typischen Gehalt von sieben bis zehn Gramm benachteiligt würden.

Auch im Bereich der pflanzlichen Öle wünscht sich der BNN eine differenziertere Bewertung. Wertvolle ungesättigte Fettsäuren, wie sie beispielsweise mit hohen Gehalten in Lein- und Sonnenblumenöl vorkommen, würden bislang nicht ausreichend berücksichtigt.

Mehle aus Hülsenfrüchten sollten als Protein- und Ballaststoffquelle dem positiv bewerteten Obst-Gemüse-Anteil angerechnet werden können. Auch Kerne, Ölsaaten und gefriergetrocknete Früchte und Gemüse müssten laut BNN aufgrund ihrer ernährungsphysiologischen Eigenschaften dazugezählt werden.

Anlass der BNN-Stellungnahme ist der Aufruf des BMEL vom 23. August 2021, Vorschläge zur Weiterentwicklung des Algorithmus bis zum 15. September einzureichen. Die Forderungen sollen an ein wissenschaftliches Gremium weitergegeben werden, das von den offiziell am Nutri-Score beteiligten Ländern (Frankreich, Belgien, Deutschland, Luxemburg, die Niederlande, Spanien und die Schweiz) eingesetzt wurde, um mögliche Änderungen des Nutri-Score-Algorithmus zu bewerten.

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