Ernährung
Nutri-Score wird nachgebessert
Verarbeitungsgrad weiterhin außen vor

Das wissenschaftliche Komitee ‚Countries officially engaged in Nutri-Score‘ (COEN) hat den Algorithmus der Nährwert-Ampel Nutri-Score überarbeitet. Dabei wurden zentrale Forderungen des Bundesverbands Naturkost Naturwaren (BNN) umgesetzt: Für Süßstoffe gibt es künftig Negativpunkte, Ballaststoffe werden besser berücksichtigt und es wird eine neue Kategorie für ‚Fette, Öle, Nüsse & Samen‘ eingeführt. Lediglich der Verarbeitungsgrad wird weiterhin nicht in der Bewertung berücksichtigt.
„Der BNN sieht in den vorgeschlagenen Überarbeitungen des Algorithmus einen wichtigen Schritt in die richtige Richtung und begrüßt die positiven Entwicklungen“, schreibt der Verband in einer Pressemeldung. Nach einer aktuellen Umfrage lehnten jedoch 80 Prozent der BNN-Mitglieder eine EU-weite Einführung des Nutri-Scores weiterhin ab – vor allem auf Grund der fehlenden Berücksichtigung des Verarbeitungsgrads.
Folgende Änderungen des Nutri-Score-Algorithmus ermöglichen nach Ansicht des BNN eine adäquatere Bewertung von Bio-Produkten:
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1. Neue Kategorie ‚Fette, Öle, Nüsse & Samen‘: Mit dieser neuen Kategorie können gesunde Fette und sowie Nüsse und Saaten umfassender und differenzierter in die Bewertung einbezogen werden. Das sei ein wichtiger Schritt, um die Vielfalt wertvoller Fettsäuren im Hinblick auf eine ausgewogene Ernährung besser abbilden zu können.
2. Differenzierte Bewertungsskala für Ballaststoffe: Die Überarbeitung der Bewertungsskala für Ballaststoffe stellt sicher, dass ballaststoffreiche Lebensmittel besser von ballaststoffarmen Produkten zu unterscheiden sind und somit ihre ernährungsphysiologischen Vorteile hervorgehoben werden.
3. Berücksichtigung der Korrelationen zwischen Protein, Calcium und Eisen: Da die Proteinkomponente im Algorithmus als Stellvertreter für wichtige Calcium- und Eisenquellen angesehen wird, ist eine differenziertere Bewertung von Fleisch- und Molkereiprodukten sowie Hülsenfrüchten möglich.
4. Berechnung von Negativpunkten für den Einsatz von Süßstoffen: Künftig werden für das Vorhandensein kalorienfreier Süßstoffe in einem Getränk sogenannte ‚Negativ-Punkte‘ durch den Algorithmus vergeben. Damit soll ein Anreiz zur Reformulierung und Zuckerreduktion ohne den Einsatz von kalorienfreien Süßstoffen geschaffen und gleichzeitig eine faire Ausgangsposition für Bio-Produkte gewährleistet werden, die gemäß EU-Öko-Verordnung mit Ausnahme von Erythrit keine kalorienfreien Süßstoffe enthalten dürfen.
Vor allem den letzten Punkt begrüßt der BNN. Nach dem zukünftigen Algorithmus sollen Cola-Light und ähnliche mit Süßstoffen gesüßte Erfrischungsgetränke nur noch eine C- statt einer B-Bewertung erhalten.
„Trotz zahlreicher Verbesserungen des Nutri-Score-Algorithmus bleibt die Aussagekraft für eine gesunde Ernährung insgesamt eher begrenzt“, meint Kathrin Jäckel, Geschäftsführerin des BNN, allerdings weiterhin. Dass der Verarbeitungsgrad bei der Bewertung außen vor bleibt, habe etwa zur Folge, dass Monoprodukte wie Käse vom Nutri-Score deutlich schlechter bewertet werden als hochverarbeitete Produkte wie Pizza. Dennoch unterstütze der BNN die Weiterentwicklung des Nutri-Score-Algorithmus als wichtigen Schritt hin zu einer gerechteren Bewertung von vollwertigen Lebensmitteln.
Der Bericht zur Aktualisierung des Nutri-Score-Algorithmus für die Kategorie ‚Obst, Gemüse & Hülsenfrüchte‘ wird Ende 2023 veröffentlicht. Verbunden mit einer zweijährigen Übergangsfrist soll der angepasste Nutri-Score am 31. Dezember in Kraft treten.