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Klimafreundliches Schweinefleisch

FiBL-Studie zeigt, wie die BESH mit Donausoja CO2 einspart

Klimafreundliches Schweinefleisch
Rudolf Bühler, Gründer und Vorsitzender der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, und Dr. Stefan Hörtenhuber vom Forschungsinstitut für Biologischen Landbau Österreich

Klimakiller Schweinefleisch? Zerstörter Regenwald durch Sojafutter? Mit einer Studie des Forschungsinstituts für Biologischen Landbau Österreich (FiBL) haben die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) und die Organisation Donau Soja gezeigt, dass es auch anders geht: 49 Prozent weniger CO2 fällt für das Bio-Schweinefleisch der BESH im Vergleich zu deutschem Standardfleisch an. In einer Pressekonferenz wurde die Studie heute auf Schloss Kirchberg vorgestellt.

Für den BESH-Gründer und -Vorsitzenden Rudolf Bühler war die Fütterung mit regionalem Donausoja nur logische Konsequenz des langjährigen Engagements der BESH für eine nachhaltige Fleischerzeugung. Riesige Regenwaldflächen würden für den Anbau von gentechnisch verändertem Soja in Südamerika vernichtet. „Da konnten wir nicht länger zusehen!“, sagte Bühler.

So war die BESH selbst wesentlich an der Gründung der Organisation Donau Soja im Jahr 2012 beteiligt. Rudolf Bühler ist Vorstandsmitglied. Der Gründer und Präsident von Donau Soja, Matthias Krön, gab einen Überblick über den Einsatz der gemeinnützigen NGO für eine nachhaltige, sichere und europäische Eiweißversorgung.

Deutschland hat Potenzial zum Soja-Anbau

24 Prozent der globalen Treibhausgase seien auf die Land- und Forstwirtschaft zurückzuführen. Das meiste davon falle für Futtermittelimporte an. „Es wird zu viel Soja in Südamerika angebaut und zu viel Getreide in Europa“, erklärte Krön. Für eine bessere Balance der Ökosysteme müsse sich die globale Fruchtfolge langfristig ändern.

Donau Soja-zertifizierte Produkte aus Europa könnten bis zum Bauern rückverfolgt werden, seien gentechnikfrei und würden mit reduziertem Pestizideinsatz und ohne Entwaldung angebaut. Während Sojafläche und -erträge in Europa kontinuierlich wachsen, seien die Anbauflächen in Deutschland allerdings noch relativ klein. „Dabei wäre das Potenzial da!“, betonte Krön. Theoretisch könne in Deutschland zehn Mal so viel Soja angebaut werden wie in Österreich, wo Donau Soja seinen Hauptsitz hat. Es sei zu hoffen, dass auch in Deutschland der Anbau der Nachfrage folge.

Zu mehr Nachfrage könnte die neue FiBL-Studie bei Erzeugern, die klimafreundliches Fleisch liefern wollen, führen. Die Studie über die CO2-Reduktion beim Schwäbisch-Hällischen Qualitätsschweinefleisch g.g.A. zeigte, dass im gesamten Herstellungsprozess von der Aufzucht bis zur Vermarktung 31 Prozent weniger CO2 anfiel als beim Fleisch von einem durchschnittlichen Standardschwein in Deutschland. Bei der Bio-Linie der BESH waren es sogar 49 Prozent weniger.

Regionales Futter zur CO2-Einsparung

Studien-Autor Stefan Hörtenhuber stellte vor, wie dieses Ergebnis ermittelt wurde. Das FiBL hat dafür sämtliche Emissionsquellen unter die Lupe genommen: die Futtermittelerzeugung vom Diesel bis zum Dünger, die Futterverarbeitung, den Transport von Betriebsmitteln und auch den Strombedarf im Stall sowie die Emissionen der Tiere selbst. Die Daten von 32 BESH-Betrieben sind in die Studie miteingeflossen.

Allgemein seien die höchsten Emissionen bei der Schweinefleischproduktion auf Stall- und Wirtschaftsdünger sowie Futtermittel zurückzuführen. Während bei einem Standard-Betrieb 34 Prozent der Emissionen auf das Konto von Sojaschrot gehen, waren die Emissionen der BESH durch das verfütterte Donausoja sehr gering. Dabei stammt auch dieses Soja noch aus dem Ausland: 65 Prozent bezieht die BESH aus Italien, 13 Prozent aus der Ukraine und 12 Prozent aus Kroatien. Weitere wichtige Reduktionen konnten im Bio-Bereich durch Einstreu-Wirtschaftsdüngersysteme bewirkt werden.

„Die erreichten Reduktionen sind für uns erst ein Einstieg“, meinte Bühler abschließend. Um noch klimafreundlicher zu werden, wolle man etwa die Potenziale von Bio weiter ausschöpfen und die Bio-Linie von Donau Soja weiter nach vorne bringen. „Aber klimafreundliches Fleisch hat seinen Preis“, mahnte er. Damit die Bauern die Mehrkosten für das teurere Futter stemmen könnten, müssten die Verbraucher ihren Teil dazu beitragen. Das gestiegene Bewusstsein der Bevölkerung für Nachhaltigkeit stimmt ihn dafür optimistisch.

Mit der Pressekonferenz will die Akademie für Ökologische Land- und Ernährungswirtschaft Schloss Kirchberg eine neue Veranstaltungsreihe mit dem Themenschwerpunkt ‚Klimafreundliche Ernährungskultur‘ einläuten. Im Oktober wird das neue Buch ‚Klimapositive Landwirtschaft und andere naturbasierte Lösungen‘ von Franz-Theo Gottwald, Franz Josef Rademacher und Jan Plagge vorgestellt. Auch bei den Ökomarketingtagen im Dezember soll Klimaneutralität für Verarbeitung und Handel im Blick sein. Im Frühjahr 2022 folgt ein Workshop-Wochenende zum Thema Klimaproduktlabeling.

Lena Renner

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