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Einzelhandel

Vertrauen durch regionale Spezialitäten

Okles Einzelhandels-Strategie am Beispiel des Twielfelder Landmarkts

Vertrauen durch regionale Spezialitäten © bioPress, EM

Okle will die Nahversorgung in mittelgroßen Gemeinden in Baden-Württemberg und im Allgäu stärken – nicht nur als Großhändler. Er verantwortet als Partner für die selbstständigen Kaufleute auch die Artikelempfehlung, das Marketing und die Ausbildung in der eigenen Akademie. Dazu hat das Unternehmen 2010 die Landmarkt-Strategie als Vertriebskonzept eingeführt. Mittlerweile gibt es 22 Märkte. Einer von ihnen ist der Twielfelder Landmarkt in Hilzingen. 

Im Gegensatz zu den anderen Landmärkten betreibt Okle den Twielfelder Markt selbst, und das bereits seit 1985. Doch das Konzept ist überall gleich: Sie alle tragen neben der Bezeichnung ‚Landmarkt‘ den Namen des Inhabers oder der Ortschaft auf ihrem grünen Ladenschild. Und sie führen, ergänzend zum Vollsortiment, regionale Spezialitäten und hochwertige Bio-Produkte sowie Wurst und Fleisch aus der eigenen Produktion in Singen.

„Unsere Landmarkt-Strategie richtet sich an selbstständige Kaufleute, aber auch an kommunale Verwaltungen oder Vertreter, die eine Antwort auf drohende oder bestehende Versorgungslücken suchen. Ziel ist es, die Sehnsucht nach Vertrautem zu erfüllen. Und das erreichen wir vor allem durch regionale Spezialitäten“, sagt GeschäftsführerHans- Philipp Okle.

Der Twielfelder Landmarkt bietet seinen Kunden rund 6.000 Artikel, darunter über 900 in Bio-Qualität. Der Gesamtumsatz beläuft sich auf 1,8 Millionen Euro. Die Backwarentheke hinter dem Eingangsbereich wird von drei regionalen Bäckern und Konditoren versorgt – zum Teil auch mit Bio- und Demeter-Produkten. Das restliche Landmarkt-Sortiment liefern Okle und lokale Erzeuger.

Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich der Obst- und Gemüsebereich mit Frischland-Äpfeln und weiteren Bio-Produkten. Regionales in Demeter-Qualität wie Salate, Radieschen, Karotten, Gurken und Äpfel stammt vom Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf in Stockach und der Hofgemeinschaft Heggelbach in Herdwangen. Letzterer stellt auch Bio-Käse her und ist Partner in der Zulieferung von Demeter-Tieren. Das regionale konventionelle Obst und Gemüse stammt vorrangig von der Reichenau. Kartoffeln liefert der Familienbetrieb Häufle aus dem Hegau.
„Viele unserer Kunden kommen gerade wegen des Bio-Angebots zu uns“, sagt Vertriebsleiter Herbert Prell. Der Bio-Umsatz des Twielfelder Landmarkts liegt bei 15 Prozent des Gesamtumsatzes. „Unser Landmarkt-Konzept eignet sich für Märkte mit einer Verkaufsfläche von 250 bis 800 Quadratmetern.“

Reformkost-Abteilung soll täglichen Bedarf decken

Auf den 800 Quadratmetern des Markts in Hilzingen gibt es auch eine Reformkost-Abteilung mit Produkten von Tartex, Schnitzer, der Teutoburger Ölmühle sowie Demeter-Kindernahrung von Holle, Cremes von Speick, Hipp und Lavera, Kaffees von Gepa und Honigen von Eden. „Wir bieten rund 80 Produkte der Reformhaus-Marke Neuform an“, so Prell.

Okle: „Unsere Kunden sollen im Landmarkt alles für den täglichen Bedarf finden. Dazu gehören auch Drogerieartikel und Haushaltswaren. Außerdem finden sie unter der Marke ‚Jeden Tag‘ Lebensmittel im Preiseinstiegsbereich. Durch sie bleiben unsere Landmärkte auch gegenüber den Discountern wettbewerbsfähig.“

Ein Aufsteller macht auf verschiedene Soja-Drinks vom Hofgut Storzeln aufmerksam. Blaue Regalstopper verweisen auf neue Ware im Sortiment, wie etwa Mineralwasser von Lichtquelle und Hornberger Lebensquelle. Grüne Schilder mit der Aufschrift ‚Total Regional‘ weisen zum Beispiel auf ‚die nahbesorgten‘ Frischland-Nudeln und Linsen von Alb-Leisa hin. Weitere Lieferanten aus dem Umkreis sind die Stadtmühle Geisingen, die den Markt mit ihren Müslis und Schoko-Waffeln versorgt, und die Rosegarden Manufaktur Stockach, die bekannt ist für ihre hochwertigen Fruchtaufstriche.

Okle berät selbstständige Kaufleute

„Eine enge Kundenbindung ist wichtig, um auf lange Sicht bestehen zu können. Daher beraten wir unsere Kaufleute bei der Konzept- und Projektentwicklung ebenso wie bei der Übernahme eines Geschäfts, bei Neugründungen oder Umbauten. Außerdem geben wir ihnen Tipps, wie sie ihre Kunden durch zusätzlichen Service für sich gewinnen können, etwa durch Bringdienste oder Schlemmerabende im Markt“, erklärt Prell.
Vertrauen schafft auch das regionale Angebot in der SB-Fleischtheke. Hier können Kunden neben dem konventionellen Angebot zu Demeter-Frischland-Produkten greifen.

Unter den Mopro- Artikeln befinden sich Buttermilch, Speisequark, Crème fraîche und Sauerrahm von Schrozberger in Demeter-Qualität sowie verschiedene Sorten Joghurt von Schrozberger, Schwarzwaldmilch und Söbbeke. Regionale Eier liefern der Hönighof in Mühlingen und der Haslacherhof in Tengen.

Das SB-Brotregal ist unter anderem mit Produkten von Mestemacher ausgestattet. Nicht weit entfernt stehen Marmeladen von Zuegg sowie verschiedene Aufstriche und Muse von Campo Verde. Haferflocken liefert Erntesegen Naturkost aus Radolfzell, Backwaren werden von Bauck und Campo Verde bezogen. Gebäcke finden Kunden von Sommer und Campo Verde. Verschiedene Riegel gibt es von Roo’bar. Zudem können Kunden zu Bio-Tees und -Matcha-Pulver von Bünting greifen.

Alle profitieren: Lokale Erzeuger, Händler und Verbraucher

Lima ist mit einem veganen Convenience-Vegi Mix vertreten, Salatfix gibt es von Beltane, Kokos-Produkte von Dr. Goerg sowie Gewürze von Lebensbaum und Campo Verde. Von letzterer Marke gibt es ebenso eingelegtes Gemüse und Soßen. Eintöpfe werden von Eden angeboten.
Neben einem Display mit Bio-Schorlen von Eos steht ein Aufsteller mit

Snacks der Marke Freche Freunde. Auch ein Display von Gepa mit Schokolade und Kaffee ist im Landmarkt vertreten.
Unter dem breiten Getränke-Angebot in Bio-Qualität befinden sich Säfte von Eos, Campo Verde und Voelkel. In der Weinabteilung können die Bio-bewussten Käufer zu Produkten von Demeter, Mezzogiorno, Soliano, Cosi, Qvinto Arrio, Rhabizz, Osteria und Landpartie greifen, die von Peter Riegel Weinimport bezogen werden.

„Wir sind davon überzeugt, dass ein interessantes Sortiment aus hochwertigen regionalen und Bio-Produkten einen erfolgreichen Markt ausmacht. Am Ende profitieren alle: Lokale Erzeuger, Händler und Verbraucher“, sagt Okle.

Sina Hindersmann

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