Handel
Kleine Mengen kommen groß raus
Bio Korb bietet mit ‚Bio-Marktplatz‘ Plattform für Markenauftritt
Bio Korb hat sich als Ergänzungslieferant auf eine flexible Kleinversorgung für den Fachhandel und LEH spezialisiert. Der Markteintritt gelang ihm vor 20 Jahren mit Bio-Tierfutter, das mittlerweile über 700 Produkte umfasst. Seit einem Jahr bietet er Herstellern mit dem ‚Bio-Marktplatz‘ eine Plattform für ihren Markenauftritt. Der Umsatz von Bio Korb beträgt vier Millionen Euro. Zudem bietet der Logistiker mit ‚Bio Service‘ Fulfillment-Dienstleistungen für Onlineshops, mit denen er sieben Millionen Euro umsetzt.
Die Anfänge von Bio Korb liegen im Jahr 1996, als der damalige Unilever-Manager Andreas Burk und seine Frau Sandra damit begannen, Bio-Tierfutter in ihrer Garage zu lagern und an Endkunden zu verkaufen. „Wir wollten unsere Katzen biologisch ernähren und mussten dafür 70 Kilometer weit fahren. Da das Interesse für Bio-Tierfutter bei Verbrauchern sehr groß war und sogar Ladner mit Anfragen auf uns zukamen, gründeten wir die Firma CatDog in Hamburg. Verschickt haben wir die Ware per Post. Unser erster Lieferant war Yarrah“, sagt Sandra Burk.
Vier Jahre später nahmen sie Bio-Lebensmittel mit ins Sortiment und gründeten 2001 Bio Korb in Modautal bei Darmstadt. „Wir haben uns auf der Biofach nach Lieferanten umgesehen. Viele größere Unternehmen hielten unsere Idee für utopisch, da wir nicht die Bestellwerte für Großhandelskonditionen hätten einhalten können. Zwergenwiese und Heuschrecke waren aber direkt von unserem Konzept überzeugt. Wir bieten dem Handel Marken an, die nicht bundesweit gelistet oder bei Großhändlern platziert sind, und stellen sie individuell nach ihren Wünschen zusammen“, erklärt Andreas Burk.
Bio Korb bedient die Hälfte des Fachhandels
Inzwischen hat Bio Korb über 100 Marken im Sortiment. Schwerpunkte bilden Tierfutter, Tees, Gewürze, Makrobiotik, Feinkost und Nischenprodukte in Bio-Qualität. Mit 1.200 Läden zählt die Hälfte des deutschen Fachhandels zu seinen Kunden – hinzu kommen einige Lebensmittelmärkte. „Die Marken entscheiden, wohin wir liefern dürfen. Bei uns bestehen aber nur wenige Hersteller darauf, dass sie ausschließlich in den Fachhandel kommen. Aber ich lasse mir nicht meine Kundenstruktur vorschreiben und verbieten, den LEH mit anderen Marken zu beliefern“, so Burk.
Die Preisliste sei nach Lieferanten sortiert, um den Ladnern die Suche nach ergänzenden Produkten einer Marke zu erleichtern. Bio Korb liefere ohne Mindestbestellwert und bei einem Auftrag von über 125 Euro versandkostenfrei. Wenn die Ware bis elf Uhr bestellt werde, sei sie meist schon am nächsten Tag im Laden.
Von 2007 bis 2010 sei die Produktbreite bei Bio-Lebensmitteln enorm gewachsen. „Einige Marken, die durch Bio Korb im Markt erhältlich sind, werden so stark nachgefragt, dass sie nach einiger Zeit auch im Großhandel gelistet werden. Nachteil für uns ist, dass wir diese Marken als Lieferant verlieren“, so Andreas Burk. „Deshalb haben wir den ‚Bio-Marktplatz‘ entwickelt.“
Bio-Marktplatz
Vor einem Jahr wurde der erste Katalog mit 30 Marken und über 600 Produkten mit einer Auflage von 3.000 Exemplaren gedruckt. Er bietet Herstellern die Möglichkeit, sich und ihre Marken nach eigenem Belieben mit Texten und Produktfotos darzustellen.
„Da die Produktionskosten des Katalogs unter den Herstellern geteilt werden, ist es eine günstige Gelegenheit, neue Produkte oder solche, die nicht überall gelistet sind, zu präsentieren und sich so Zugang zum Markt zu verschaffen“, sagt Andreas Burk. Für die Hersteller entfielen keine Lagerkosten. Wenn etwas verkauft werde, erhielten sie den Verkaufserlös und Bio Korb eine Abwicklungspauschale pro verkaufter VE.
Andreas Burk: „Bioläden haben eine große Chance, sich durch ein breiteres Portfolio an speziellen Produkten von anderen Märkten abzusetzen. 700 unserer 1.200 Fachhändler kaufen bereits über den ‚Bio-Marktplatz‘ bei uns ein und generieren 80 Prozent des Umsatzes.“
Einige Hersteller böten ihre Ware nicht in den üblichen VE-Größen an wie sechs, acht oder zwölf pro Karton, sondern einzeln oder als halbe VE. So gäben sie dem Ladner die Möglichkeit, eine Bandbreite ihres Sortiments zu zeigen und die Produkte zu testen, sagt Sandra Burk.
‚Bio-Marktplatz‘ erscheint immer zu Beginn eines Jahres neu. Die Inhaltsverzeichnisse sind nach Marken und Produktgruppen sortiert. Wenn verschiedene Marken die gleichen Produkte präsentieren, sei dies kein Nachteil. Im Gegenteil. Ladner würden ein breiteres Angebot etwa an Honigen erhalten. Das zeige Kompetenz, so Andreas Burk.
Sind die Produkte im Markt erfolgreich und werden vom Großhandel gelistet, schade das Bio Korb nicht mehr, da die Hersteller den Aufbau ihrer Marke selbst finanziert hätten, erklärt er.
Interessierte Hersteller müssen einen Bewerbungsbogen ausfüllen und angeben, warum sie sich im Katalog präsentieren wollen. Ausschlusskriterien sind Pfand-, TK- und Kühlware. Auch Drogerieartikel werden nicht von Bio Korb vertrieben.
Bio-Tierfutter bietet großes Potenzial für den stationären Handel
Von den über 100 Marken im Bio Korb-Sortiment befinden sich allein 30 mit 700 Produkten im Tierfutterbereich. Beliefert würden neben Bioläden und LEH auch der Zoofachhandel und Online-Tierfutteranbieter. Dort hätten Bio-Tierprodukte einen Marktanteil von fünf Prozent. Der stationäre Handel verzeichne aktuell nur einen Marktanteil von 0,01 Prozent im gesamten stationären Tierfutterbereich, so Andreas Burk.
„Ladner haben auf diesem Gebiet einen großen Nachholbedarf. Der Onlinehandel zeigt ja bereits, wie hoch das Interesse an Bio-Tierfutter ist. Die Produkte eignen sich gerade für diejenigen, die eine Berater- oder Inhaberstruktur haben“, sagt er. Bio Korb biete den Ladnern auch Streckengeschäfte an. „Sie müssen für unsere Ware keinen Platz im eigenen Lager schaffen, sondern wir beliefern bei Nachfrage direkt den Endkunden – nach Wunsch auch mit größeren Gebinden. Der Kunde bezahlt beim Ladner.“
Bio Service
Onlinehändler können ihre Aufträge über den ‚Bio Service‘ abwickeln lassen. Wie bei Bio Korb übernehmen die Burks und ihre 14 Mitarbeiter das Packen der Ware aus dem Lager, den Versand an die Endkunden und die Buchhaltung.
Identität schaffen durch spezielles Angebot
Ein Lager mit 1.000 Quadratmetern befindet sich direkt neben den Verwaltungsräumen in Modautal. Ein weiteres liegt im Nachbarort Lautertal und misst nach der Vergrößerung bald 700 Quadratmeter.
Die meisten seiner Kunden seien aus Süddeutschland und den neuen Bundesländern. Weniger im Ruhrgebiet und Berlin, da in diesen „Kampfgebieten“ noch immer das Kondition-Preis-Thema höher bewertet werde als die Frage, wie man sich von der Konkurrenz abgrenzen kann. „Dabei können sich doch gerade kleinere Bioläden ihre eigene Identität durch ein spezielles Angebot schaffen“, ist Andreas Burk überzeugt.
Sina Hindersmann