Start / Ausgaben / bioPress 91 - April 2017 / Kaufmann mit Experimentierfreude

Rewe

Kaufmann mit Experimentierfreude

Rewe-Markt auf Heidelberger Uni-Gelände zieht positive Zwischenbilanz

Sahin Karaaslan betreibt drei Rewe-Märkte in Heidelberg. Seinen größten Supermarkt hat er vor einem Jahr im neu errichteten Mathematikon auf dem Uni-Gelände im Neuenheimer Feld eröffnet. Mit mittlerweile 25.000 Produkten und einem Bio-Anteil von 20 Prozent zieht der Mediziner eine positive Zwischenbilanz.

Dass Karaaslan eines Tages als Kaufmann in seinem eigenen Laden steht, war für ihn als Jugendlicher wohl kaum vorstellbar. Denn schon früh stand für ihn fest, Arzt zu werden. Es sei vielmehr Zufall gewesen, dass er 2003 den insolventen Supermarkt Delikatessa in der Heidelberger Galeria Kaufhof übernahm. „Ich habe damals in einem Dönerladen auf derselben Fläche gearbeitet und wurde gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, den Markt zu übernehmen“, sagt der 37-Jährige.

In den folgenden Jahren bewies er sein kaufmännisches Gespür als Marktleiter: 2006 führte er einen Nahkauf in Handschuhsheim, 2010 einen weiteren in Nußloch. Seinen ersten Rewe-Markt eröffnete er 2011 in Neuenheim, 2015 einen weiteren Nahkauf in Handschuhsheim, der bald darauf zu Rewe gehörte. Und vor einem Jahr öffnete er die Pforten seines 1.500 Quadratmeter großen Markts auf dem Uni-Gelände.

Gestartet sei der gebürtige Kurde dort mit 20.000 Artikeln. Mittlerweile stehen 5.000 weitere in den Regalen. Karaaslan legt viel Wert darauf, die Sortiments-Wünsche seiner Kunden zu erfüllen. Neben der direkten Ansprache im Markt können sie ihre Bewertungen und Verbesserungsvorschläge auch im Bereich hinter den Kassen und auf seiner Facebook-Seite abgeben.

Ob Professoren, Studenten, Schüler, Ärzte, Patienten, deren Besucher, oder Anwohner – sie alle kämen täglich in seinen Markt. „Im Sommer zählen zusätzlich Besucher des naheliegenden Zoos und Schwimmbads zu unseren Kunden.“

Bio ist ein großes Thema

„Bio ist bei uns ein großes Thema“, sagt Karaaslan. Der Bio-Anteil im Neuenheimer Feld liege bei 20 Prozent, der Umsatz-Anteil mit Bio bei acht Prozent. „Heidelberg ist ohnehin eine Bio-Stadt. Hier ist das Bio-Bewusstsein höher als auf dem Land.“

Sein Markt ist sehr offen gestaltet. Der Eingangsbereich, der die Kunden vorbei an Obst und Gemüse führt, bietet viel Platz. Auch die Regale sind nicht zu hoch gebaut, damit möglichst viel Tageslicht hineinströmen kann. „Bio muss nicht unbedingt immer teurer sein. Unsere Bio-Bananen sind mit 1,99 pro Kilo genauso teuer wie konventionelle“, sagt er. Künftig will Karaaslan vor allem das Obst- und Gemüseangebot forcieren.

In den Bio-Obst-Kästen können die Kunden aktuell auch zu Orangen (2,59/kg), Mandarinen (2,49/750g), Mangos (2,99/Stück), Ananas (2,99/Stück), kernlosen Weintrauben (3,99/400g) und Birnen (2,49/500g) von der Handelsmarke Rewe Bio greifen. Das Gemüse-Angebot von Rewe Bio umfasst Paprikas (2,99/400g), Auberginen (1,99/225g), verschiedene Tomaten, Gurken, Mais und Wurzelpetersilie. Kopf- und Eichblattsalate sind von Landgard Bio. In der SB-Theke liegen Möhrenstifte von Rewe Bio, die von Käpplein bezogen werden.

In den SB-Kühltheken gibt es Bio-Milch von Schwarzwaldmilch, Rewe Bio und Andechser. Von letzterer Marke werden ebenfalls haltbare Ziegenmilch, Joghurts, Fruchtquarks und Lassis angeboten. Von Rewe Bio sind zusätzlich Hafer-, Reis- und Sojadrinks in den Regalen platziert.

Als SB-Käse stehen das Rewe Bio-Sortiment sowie Bio-Kashkaval Pasta Filata Käse von Besser Bio zur Auswahl. Gegenüber sind Bio-Eier von Haehnlein und Freddy’s Hühnerhof platziert.

Rewe Bio bietet eine Wurst-Auswahl von Salami, Wiener Würstchen und Schweine-Bratwurst. Außerdem gibt es verschiedene Wurstdosen der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH). In der Nähe befinden sich getrocknete Würstchen und Salami von Rewe Bio.

Im SB-Fleischregal gibt es Rinder-Entrecote, -Filetsteaks, -Suppenfleisch und
-Hackfleisch sowie Putenbrustfilet,
-schnitzel und Hähnchenbrustfilet in Bio-Qualität. Ebenso können die Kunden zu Mini-Frikadellen von Zimmermann greifen.

Umbau der Bedientheken

Die Nachfrage nach Bio-Fleisch in den Bedientheken sei sehr schwach, weshalb Karaaslan weiterhin verstärkt auf SB-Ware setzen will. Gegenüber von der Fleischtheke steht ein Display mit Bio-Gewürzen von Easy Gourmet. „Fisch wird bei uns in den Bedientheken generell nicht so gut nachgefragt, deshalb bieten wir ihn dort künftig nicht mehr an.“

In der Käsetheke liegen rund zehn Bio-Sorten. Sie soll in nächster Zeit noch um zwei Meter erweitert werden. Vergrößert werden soll auch das Angebot an warmen Speisen. Bisher dreht sich neben der Fleischtheke ein Dönerspieß. „Vor allem Studenten kommen in der Mittagspause zu uns. Für sie wollen wir ein noch attraktiveres Angebot schaffen“, sagt er.  

Convenience und Konserven

Tütensuppen in Bio-Qualität bietet Karaalsan in 20 verschiedenen Sorten an, darunter Hirse-, Buchweizen- und Frühlingssuppen von Heirler. Abgepacktes Brot gibt es von Rewe Bio und Mestemacher.

Außerdem präsentiert Karaaslan seinen Kunden Grüne Linsen von Terra Bio und Rewe Bio in den Regalen. Letztere werden von Transimpex in Lambsheim hergestellt. Chia-Samen kommen von Moguntia Food in Kirchbichl. Zwei Dinkel-Produkte in Bio-Qualität gibt es von Biokorn aus Aalen und Rewe Bio.

Unter den Bio-Konserven befinden sich Sauerkraut und Rote Bete von Rewe Bio, hergestellt von Voss & Zobus in Esslingen. Bio-Erbsen werden von Bonduelle Bio und Rewe Bio angeboten. Rewe Bio bietet darüber hinaus Sonnenmais an.

Teigwaren

Bei den Bio-Nudeln haben die Verbraucher die Wahl zwischen Paradiso Bio von Zabler und Rewe Bio-Spaghetti von Pastifico de Sortis mit Sitz in Pietragalla sowie Fussilli von Adriani in Apulien. Backmischungen gibt es von Rewe Bio.

Die Regalwand von BioGourmet bietet verschiedene Sorten Feinkost, etwa Marmeladen, Pesto, Reis und Saaten. Dazwischen liegen vegane Superfood-Riegel von Goodsport. Ebenfalls im Block platziert sind Müslis und Porridge von Verival.

Vegane SB-Theke

In der veganen SB-Theke finden sich Tofu von Lord of Tofu und Veggi Life sowie veganes Steak von Heirler. Griffbereit liegen außerdem Hanf-, Lupinen-, Reis- und Erbsenproteine von Joy Foods. „Vegan ist aus meiner Sicht ein Trend“, so Karaaslan. Anders sieht er die große Nachfrage nach regionalen Produkten: „Unsere Kunden greifen zum Beispiel eher zu regionalen als zu Bio-Äpfeln aus Südamerika, weil sie denken, dass diese eine schlechtere Qualität haben. Deshalb gehe ich davon aus, dass Regionalität auch in Zukunft eine große Rolle spielen wird.“

Marmelade, Süßigkeiten und Eis

Marmelade in Bio-Qualität gibt es in fünf verschiedenen Sorten von Rewe Bio, hinzu kommen Nuss-Nougat-Creme, Erdnussbutter und Cashewmus.
Im Süßigkeiten-Regal, für das Karaaslan vom Süßwarenverband ausgezeichnet wurde, können Bio-bewusste Kunden zu erdbär von Freche Freunde greifen. Im Gondel-Block sind Produkte von Gepa platziert, darunter Kekse, Schokolade, Kaffee, Reis und Nudeln.

In der TK-Theke wird Eis in den Sorten Zitrone, Mango und Himbeere von Lyck, Sorbet Zitrone von Rewe Bio und Blueberry sowie weiße Schokolade mit Erdbeeren von Das Eis angeboten.

Getränke

Besonders stolz ist Karaaslan auf seine internationalen Bio-Weine. Über zehn verschiedene Sorten bietet er an, darunter die Marken Naturbursche, Pinuaga, Delmas, Coto Pardo Crianza, Fachwerk, Nero D’Avola Terre Siciliane, Soliano, Cuvee Angelique, Los Cántaros, Montalto Cataratto, Wagner-Stempel und Käfer. Die konventionellen Weine sind nach Ländern sortiert und mit dem Namen des jeweiligen Winzers, der Region und dem Wappen gekennzeichnet.

Tees gibt es von Rewe Bio, unter anderem in den Geschmacksrichtungen Ingwer, Salbei, Grüner Tee, Pfefferminze und Fenchel. Daneben stehen zwei weitere Sorten von Yogi Tea.

Auch Säfte und Instant Kakao aus biologischen Zutaten tragen die Aufschrift Rewe Bio. Im Gondelkopf werden Apfelsaft, Schwarzer Johannisbeer Nektar, Cranberry plus und Roter Mehrfrucht von Jacoby hervorgehoben.

Lieferanten

Die meisten Produkte erhält Karaaslan über die Rewe-Zentrale. Die veganen Riegel von Goodsport und Proteinpulver von Joy Foods wurden direkt von ihm gelistet.

Konkurrenz durch Discounter

Karaaslan ist jedes Jahr im In- und Ausland unterwegs, um sich ein Bild von seinen Wettbewerbern in Sachen Einrichtung, Sortiment, Sauberkeit und Umweltfreundlichkeit zu machen. „Flächendeckend sind die deutschen Märkte am besten aufgestellt“, sagt er. Nirgendwo sonst gebe es so hohe Richtlinien für Lebensmittelsicherheit und -qualität.

Auch die deutschen Discounter stellten sich immer besser auf. „Sie achten mittlerweile auf Design und Service und nähern sich immer mehr den Vollsortimentern. Deshalb müssen wir einen Schritt weiter gehen und noch mehr Bio- und regionale Produkte sowie gastronomischen Service einführen. Dadurch nähern wir uns wiederum den Großflächen.“

Um Kunden zu binden, versuchten Lebensmittelmärkte mit günstigen und hochwertigen Produkten allen Formaten gerecht zu werden. „Die Kunden sollen bei uns alles finden und nicht mehr zusätzlich zum Discounter oder Bioladen gehen müssen“, sagt er.

Sina Hindersmann

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