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Feingebäck

Bio-veganes Gebäck: klein & fein

Ob aus der Frischetheke oder aus dem SB-Regal, Feingebäck in bio & vegan spricht die Kunden an. Die Auswahl ist zwar überschaubar und geringer als etwa an glutenfreien Produkten. Aber sie wächst, teilweise unbemerkt. Unter die Kategorie der Feinen Backwaren fallen Plunderstücke, Kuchen, Torten, Stollen sowie Florentiner, Kekse, Lebkuchen, Makronen, Waffeln und Zwieback. Diese vielgestaltige Gruppe eint der im Vergleich zu anderen Backwaren hohe Anteil an zugesetztem Fett und/oder Zuckerarten, mindestens 10 Teile auf 90 Teile Getreideerzeugnisse und/oder Stärke geben die Leitsätze für Feine Backwaren als Maßstab vor.

Dabei spiegelt die Sortenvielfalt verschiedene Ernährungstrends und -bedürfnisse sowie saisonale und ländertypische Aspekte wider. Das gilt nicht zuletzt für Bio-Produkte, wo sich zu klassischen Müslikeksen mit Vollkornmehl längst aparte Sorten mit Trendzutaten à la Cranberry, Amaranth oder Quinoa gesellen. Die Hersteller wissen, wie sehr gute Backergebnisse von den Zutaten abhängen. Verbraucher können dabei sicher sein, dass Eier, Butter, Milch oder Honig von artgerecht gehaltenen Tieren stammen.

Doch was ist mit der wachsenden Zahl an Veganern oder denen, die Milch nicht vertragen? Dank einer wachsenden Auswahl an bio-veganen Gebäcken müssen auch sie nicht auf süße Genüsse verzichten. Ob mit oder ohne vegan-Logo, das Angebot wird gern angenommen (übrigens auch von Nicht-Veganern). Zwei Voraussetzungen müssen dafür jedoch erfüllt sein:

Erstens, der Geschmack muss stimmen. Zweitens, bei Genussartikeln isst das Auge mit. Feingebäcke, die nach sorgsamer handwerklicher Herstellung aussehen, sind uniformen Einheitsprodukten klar überlegen.

Bio-Veganes für die Kaffee- und Teepause

Kuchen und süße Kleingebäcke schmecken frisch aus der Theke am besten, gefolgt von tiefgekühlten Produkten. Frische bio-vegane Produkte findet man jedoch selten. Angesichts der Tatsache, dass einige Bio-Bäckereien und -Konditoreien wie beispielsweise die Bäckerei Kaiser (vegane Muffins) oder Tillmanns (u.a. Amerikaner) durchaus auch Veganes backen, könnte sich für Kaufleute mit Theke eine Anfrage beim Bäcker vor Ort lohnen. Oder auch bei den Bio-Handelsmarken?

Die Minderleinsmühle macht mit ihrer Naturkostmarke Rosengarten insofern die große Ausnahme, als dass sie schon länger zahlreiche bio-vegane Produkte anbietet. So ist von den rund 35 Thekengebäcken bereits ein großer Teil frei von tierischen Zutaten. Auch von den in diesem Frühjahr eingeführten sieben Neuprodukten sind sechs vegan. Der Teig besteht wie beim gesamten Thekenangebot vorwiegend aus reinem Bio-Dinkel. Je nach Geschmacksrichtung verfeinern dann die angesagten Zutaten Quinoa, Amaranth, Cranberry, Kokos und Kakaonibs die Rezeptur.

Handwerklich in der eigenen Bio-Konditorei gebacken, werden  mit Blick auf eine längere Haltbarkeit die empfindlichen Produkte unter Schutzgas in praktischen Thekenkartons verpackt oder unverpackt in der Theke angeboten. Dann mit passenden Thekenschildern für die Preisbeschriftung.

Nicht nur für Ladner ohne Backtheke könnten Bio-Feingebäcke aus der Tiefkühltruhe eine praktische, länger haltbare Alternative darstellen. Die Herzberger Bio-Bäckerei gehört zu den bisher erstaunlich wenigen Anbietern. Streuseltaler aus bio-veganem Hefeteig ergänzen hier die übrige Auswahl, mit Bio-Sojadrink statt Milch und Bio-Margarine statt Butter.

Noch in diesem Herbst will  auch Männl‘s Naturbackstube mit TK-Bio-Feingebäck an den Start gehen und die bisherigen Schwerpunkte Urgetreide- und glutenfreie Backwaren erweitern. Vegane Linzer Schnitten, Kuchen und Co. sollen dabei die Hauptrolle spielen. Derweil dürften die Kuchen im Glas weiter im Regal zu finden sein. Inklusive einem ‚handmade‘-Ingwerkuchen im attraktiv verpackten Einweckglas als vegane Variante.

Die Pflegeleichten für den Spontankauf

Das Gros der bio-veganen Feingebäcke findet sich im Trockenregal und zwar in Form von ansprechend und produktschonend verpackten Keksen. Selbst in diesem Bereich sind nicht sehr viele Anbieter unterwegs. Doch lässt sich mit den Produkten wie sie etwa die Traditionsunternehmen Sommer, Werz, Bohlsener Mühle und Pural sowie Kvegks führen, ein vielgestaltiges Angebot für unterschiedlichste Kundeninteressen gestalten.

Wer feine Qualitätsprodukte in großer Vielfalt und ungewöhnlichen Sorten sucht, wird vor allem bei der Biback Zwiebackfabrik Sommer fündig. Zu den Qualitätsmerkmalen des Betriebes, der auf über 150 Jahre Erfahrung als Bäckereibetrieb zurückgreifen kann, zählt der bevorzugte Einsatz von Dinkel, Einkorn und anderem Urgetreide. Schon allein dadurch bringen die Sommer-Bäcker mehr Aroma in ihre Kekse.

Ein eigenes Logo auf den Klarsichtbeuteln mit Reitermanschette lässt auf den ersten Blick erkennen, dass die meisten Sorten vegan sind. Etwa die mit Kastanienmehl, Erdmandeln oder Hirse. Oder die mit Zartbitterschokoladenstückchen, Quinoa, Kokosraspeln und Paranüssen. Genauso wie die mit Ingwer, Fenchel und anderen Gewürzen. Sieben herzhafte Kekssorten mit Olivenöl runden die appetitmachende Auswahl ab.

Bisher. Denn jetzt reagiert Sommer auch auf die wachsende Nachfrage nach glutenfreien Bio-Feingebäcken: Zwei Sorten Cookies (Choco & Cashew, Cranberry & Mandel) machen aktuell den Anfang. Anders als üblich werden sie einzeln verpackt im liebevoll gestalteten Umkarton angeboten und tragen statt des Demeter- das Bio-Siegel.

Kaum umstellen musste auch die Vollwertmühle Werz die Rezepturen für ihre Backwaren. Sowohl das glutenfreie- als auch das Dinkel-Sortiment beinhalten zahlreiche vegane Sorten, von verspielten 4-Korn-Rübli-Häschen und Schokozwergen bis zu Reis-Mandel-Zungen oder Kokosgebäck.

Ursprünglich vor allem für Menschen mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien konzipiert, wird bei Werz ausschließlich mit täglich frisch gemahlenem Vollkornmehl und ohne Ei oder Milch gebacken. Als Süßungsmittel kommen dabei entweder Honig (bei nicht veganem Gebäck) oder der fruktosearme Reissirup zum Einsatz.

Bei der Bohlsener Mühle offenbart sich der vegane Charakter von Sorten wie Schoko-Keksfreunde oder Hafer-Cookie mehr oder weniger nebenbei beim Blick auf die Zutatenliste. Dagegen tragen die Kekse von Pural das bekannte Vegan-Label des deutschen Vegetarierbundes. Besonders erfolgreich laufen die Doppelkekse, die sogar seit Jahren zu den verkaufsstärksten Artikeln im gesamten Angebot zählen. Die Nachfrage hat zu einer veganen Vermehrung der Range geführt. Die Kunden haben daher inzwischen die Wahl zwischen Sorten aus Dinkel- oder Weizenmehl, Sorten mit Kakao-, Vanille-, Sanddorn-Orange-Cremefüllung, der Hell-Dunkel-Variante und als Pocket-Miniversion.

Kvegks ist mit dem komplett bio-veganen Sortiment relativ jung auf dem Markt, hat aber gleichfalls ein schlichtes, erfolgversprechendes Konzept: Eine einfache Form, aber unterschiedliche, besondere Geschmackszutaten von Ingwer bis zu Walnuss, weder Palmöl noch Industriezucker und frei von unnötigen Zusatzstoffen. Dem Wunsch von zunehmend mehr Verbrauchern nach sozialgerechter Lebensmittelherstellung will das Unternehmen ebenfalls entgegenkommen und backt die Kekse mit Unterstützung einer Behinderten-Werkstatt.

Weihnachtszeit, Ostern, Muttertag: Saisongebäck als Umsatzbringer
Vor allem die Deutschen verbinden Feiertage oft mit bestimmten Lebensmitteln. In der Vorweihnachtszeit sind das vor allem Christstollen, Elisen- beziehungsweise Lebkuchen und Weihnachtsplätzchen. Abgesehen von Sorten wie etwa Butterplätzchen, bei denen definierte Rezepturen einer rein pflanzlichen Qualität entgegenstehen, kann man auch diese Warengruppe sehr gut bio-vegan bereichern. 

Veganen Bio-Stollen haben zum Beispiel Männl und Herzberger in ihr Saisonsortiment aufgenommen. Letztere etwa ergänzen den klassischen Christ- und Marzipanstollen sowie Dinkel- stollen in diesem Jahr durch einen Mini Christstollen mit Chia-Saaten im Schmuckkarton. Das Andenkorn vereint in diesem Fall gleich zwei Vorteile. Zum einen liegt es genau wie die vegane Ernährung derzeit im Trend, zum anderen bringt es Feuchtigkeit und Fülle in das Backstück.

Die Nürnberger Bio Originale lassen sich ihrerseits beispielhaft für Anbieter von Bio-Elisenkuchen anführen. Ihre glutenfreien und veganen Bio Elisen-Lebkuchen mit oder ohne Zartbitterkuvertüre bestehen zu über 50 Prozent aus Nüssen, enthalten kein Mehl und sind handgestrichen. Während diese gern über Zweitplatzierungen vermarktet werden, dürfte die vegane Früchtebrotbackmischung des Schwesterunternehmens Eisblümerl wieder eher im Regal zu finden sein. Vielleicht doch zugleich auf einem Verkostungstisch, der sich immer wieder bezahlt macht?

Zwieback, ein gesunder Klassiker mit jungem Charme

Bio-veganer Zwieback macht deutlich, dass die doppelt gebackenen, krossen Scheiben genauso bei Unpässlichkeiten angesagt sind wie sie als leckerer Pausensnack punkten.

Die Breite an Möglichkeiten veranschaulicht besonders gut das Sortiment der Biback Zwiebackfabrik Sommer als Bio-Marktführer. So gibt es die  normal großen Zwiebackscheiben sowohl ungesüßt und aus Demeter-Weizenvollkornmehl also auch aus Dinkel-Zwieback mit und ohne Olivenöl. Dazu kommen reizvolle Minis im Beutel, mal süßlich mit Müsli oder Kokos und mal mediterran pikant. Pural und Werz beschränken sich dagegen bei ihren veganen Sorten auf jeweils eine Sorte, erstere auf Dinkel-Zwieback und letztere auf glutenfreien 4-Korn-Vollkornzwieback. So oder so bietet sich die bio-vegane Auswahl einmal mehr für Menschen aller Altersgruppen an – eine ideale Basis für eine erfolgreichen Absatz.

Bettina Pabel

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