Start / Ausgaben / bioPress 89 - Oktober 2016 / Bio? Selbstverständlich!

Rewe Lenk

Bio? Selbstverständlich!

Store-Check bei Rewe Lenk in Sprockhövel

Der Rewe-Markt in Sprockhövel-Haßlinghausen bei Hagen ist einer von neun Läden des selbstständigen Kaufmanns Stefan Lenk. Vor vier Jahren eröffnet, ist er mittlerweile mit über 13 Millionen Euro der umsatzstärkste. Von den 35.000 Artikeln sind 5 Prozent Bio-zertifiziert. Ihr Umsatzanteil beläuft sich auf 4,5 Prozent. Lenk, seit Juli Aufsichtsratsvorsitzender bei Rewe Dortmund, sieht das in der Dortmunder Vorstufe neu eingeführte Category Management als wichtigen Schritt für die Zusammenarbeit von Großhandel und Kaufleuten.

„Früher gab es in unseren Märkten eine Bio-Abteilung. Heute sind ökologische Produkte im Sortiment integriert“, sagt Lenk, der weitere Märkte in Bochum, Hattingen und Witten betreibt. Für die meisten Verbraucher sei Bio inzwischen selbstverständlich. Bei Rewe Dortmund habe Bio heute einen hohen Stellenwert. „Nachhaltigkeit ist im Vorstand fest verankert und die Zusammenarbeit mit der Rewe Group läuft erfolgreich. Unsere Eigenmarke Rewe Bio ist mittlerweile in jeder Produktlinie vertreten, so dass man sich bei uns komplett biologisch versorgen kann“, sagt er.

Lediglich das Bio-Angebot in der Bedientheke sei noch nicht so weit ausgebaut. Bio-Geflügel etwa sei wegen Warenknappheit schwer zu bekommen. „Bevor die Rewe Dortmund aber Produkte anbietet, bei denen die Produktsicherheit nicht eindeutig geklärt ist, verzichten wir auf den Zukauf“, so der Aufsichtsratsvorsitzende.

Dafür biete Rewe mehr Bio-Auswahl bei den SB-Waren Käse, Wurst und Fleisch, von denen zum Teil auch andere Bio-Marken hinzugekauft würden. „Unsere Kunden kaufen das, was ihnen schmeckt und nicht in erster Linie das, wo Bio draufsteht“, so Lenk. „Wir bieten die Produkte an, die verfügbar sind und sich drehen. Über das Angebot entscheiden die Marktleiter vor Ort.“

Markt mit Wohlfühlfaktor

„Wir wollen ein guter Gastgeber sein. Unsere Supermärkte funktionieren gut, weil sich unsere Kunden wohlfühlen und wir freundliche, engagierte Mitarbeiter haben. Wenn jemand ein Produkt sucht, wird er zum Regal geführt. Außerdem können unsere Bedienungen hinter der Fleisch- und Käsetheke Auskunft über die Produkte geben“, sagt Lenk, der jeden seiner Mitarbeiter mit Namen kennt.

Bio-Fachgeschäfte gibt es keine in Sprockhövel. „Der Fachhandel wird meiner Meinung nach weiter Berechtigung haben, wenn er qualifizierte, überzeugte Mitarbeiter hat. Die können wir uns nicht leisten“, sagt Lenk. Da Bio-Produkte heute überall erhältlich seien, liege die Aufgabe der Bio-Fachhändler nicht mehr darin, die Kunden von Bio zu überzeugen, sondern sie gut zu beraten, zum Beispiel bei Fragen zu Ersatzprodukten.

Neuer Weg: Category Management

Auch Rewe müsse seine Strategien und Strukturen immer wieder überdenken, sagt er in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender. „Der Aufsichtsrat der Rewe Dortmund hat die Funktion als Sparringspartner des Vorstands. Wir müssen uns fragen, was für die Kaufleute und die Vorstufe am besten ist und beide zusammenbringen. Deshalb haben wir bei Rewe Dortmund vor kurzem eine massive Umstrukturierung des Einkaufs vorgenommen und das Category Management eingeführt.“

Früher sei unterschieden worden zwischen dem Einkauf der Lagerware von Rewe Dortmund und der Warenbeschaffung über die Streckenlieferung. Heute gebe es für jede Warengruppe einen Verantwortlichen. „Die produktgruppenbezogene Zusammenarbeit zwischen Handel und Hersteller ist jetzt ganzheitlicher. Schließlich sind Rewe Dortmund und die Kaufleute eine Interessengemeinschaft“, erklärt Lenk.

Lieferstruktur

Rewe Lenk habe über 100 Streckenlieferanten. „Rewe Dortmund unterscheidet sie in zwei Gruppen: Die gepflegte Strecke, bei der der Großhändler für die Datenpflege zuständig ist, und die Verrechnungsstrecke, bei der wir unsere Daten verantworten und Rewe Dortmund die Konditionen verhandelt.“

Zudem seien Direktlieferanten wie regionale Bauern für die zusätzliche Versorgung mit Obst und Gemüse zuständig. Fleisch- und Fischspezialitäten liefert der Niggemann Food Frischemarkt in Bochum. „Wir versuchen uns von anderen Rewe-Märkten abzugrenzen, aber trotzdem fair zu unseren Kollegen zu sein.“

Store Check

Im Eingangsbereich des Supermarkts stehen Papiertaschen in verschiedenen Größen. „Statt auf Plastik setzt Rewe jetzt auf Papier. Inzwischen ist unsere Nachhaltigkeitsstrategie glaubhafter geworden.“
Letztes Jahr hat Lenk zusammen mit dem Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung der Universität Witten/Herdecke eine Aktion in drei seiner Märkte durchgeführt: „Wir haben den Herstellern angeboten, Promotion für ihre nachhaltigen Produkte zu machen. Die Produkte wurden als Zweitplatzierung ohne Preisabsenkung angeboten. Damit waren wir sehr erfolgreich.“

Obst und Gemüse

In der Obst- und Gemüseabteilung finden die Kunden Weintrauben und Kiwis von BioBest sowie Birnen, Zitronen, Äpfel, Pflaumen, Paprikas, Kartoffeln, Champignons, Möhren, Gurken, Tomaten, Knoblauch, Zwiebeln, Zucchini, Rote Bete der Eigenmarke Rewe Bio. Von ihr gibt es zudem abgepackten Rucola, einen Blattsalat Mix, Feldsalat, Basilikum im Topf und Kresse in der Schale.

„Ein Landwirt aus der Region versorgt uns mit Äpfeln und im Sommer mit Erdbeeren“, so Lenk. Als Blickfang dient ein Holzaufsteller mit Vio Bio Limo. „Durch die Zweitplatzierung hat sich der Absatz vermehrfacht. Rewe Bio hat auf den Superfood-Trend sehr schnell reagiert und bietet nun auch Chia-Samen an“, sagt er und zeigt auf das daneben stehende Regal.

Gegenüber im Kühlregal werden Coco Juice von Dr. Antonio Martins und Bio-Smoothies von Viboo in vier verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Minz Tee und Chia angeboten. In der SB-Theke können die Kunden zu Veggie Pfannen-Talern von Hilcona sowie vegetarischen Hamburgern, Frikadellen und Schnitzeln von der Rügenwalder Mühle greifen.

Hinter dem Obst- und Gemüse-Bereich werden vegane Tortellini von D’Angelo Pasta, VegiMix von Lima und Kokos-Mehl von Dr. Goerg angepriesen. Im selben Regal stehen auch Marmeladen von Rewe Bio, Kaffee von Ethiquable und Schokolade von Gepa. Weitere Bio-Schokoladen von Ritter, Rewe Bio und Frankonia gibt es in der Süßwarenabteilung.

Mopro

Im Mopro-Kühlregal, das sich bis zur Bedientheke im hinteren Teil des Marktes zieht, gibt es Bio Weide Milch von Arla und verschiedene Milchsorten von Rewe Bio. Von Andechser werden Naturland-zertifizierte Produkte wie Bio Kefir, Bio-Rahmjogurt in vier verschiedenen Sorten, Fruchtquark und Jogurts in 400-Gramm-Bechern angeboten. Aus dem Söbbeke-Sortiment finden sich Bioland-zertifizierte Jogurts in vier Sorten. Rewe Bio bietet ebenfalls Natur-Jogurts mit dem Naturland-Siegel an. Von der Eigenmarke finden sich auch Schmand, Saure Sahne und veganer Sojaghurt.

Bio-Käse in Scheiben gibt es von der Eigenmarke und Andechser. Letztere bietet Ziegen-Butterkäse (125 Gramm für 2,69 Euro) und Alpenländer Butterkäse (150 Gramm für 2,19 Euro). Die Auswahl von Rewe Bio umfasst Maasdamer, Emmentaler, Bergkäse und Gouda. Auffallend ist, dass das Preisniveau des konventionellen Markenkäses ähnlich ist.

Wurst, Fleisch und Fisch

Als SB-Aufschnitt gibt es rund zehn verschiedene Wurstsorten wie Salami, Bierschinken, Paprika-Lyoner, Schinkenwurst, Edelschinken, Geflügel-Salami, Kochschinken und Wiener Würstchen. Ebenfalls angeboten wird Landschinken von Abraham für 3,70 Euro à 100 Gramm. Die Bedientheke bietet verschiedene Bio-Wurstwaren von Rack & Rüter.

Als SB-Fleisch der Eigenmarke gibt es Hähnchenbrust, Entrecote, Schweinefilet, Hackfleisch mit Rind, Pute und gemischt, Bratwurst, Schweine-Minutensteaks, Nürnberger Rostbratwürstchen und Hamburger vom Rind. Im SB-Regal finden Kunden auch Bio-Forellen-Filets von Friedrichs und Räucherlachs von Rewe Bio.

Schär- und Rinatura-Sortiment

Neben der Bedientheke steht ein breites Angebot von Schär sowie auf 2,50 Metern ein Rinatura-Sortiment aus zirka 150 Artikeln, darunter Nudeln, Reiswaffeln, Öl, Bratlinge, Brühe und Brotaufstriche. „Nach dem Relaunch ihrer Produkte ist die Nachfrage noch einmal weiter gestiegen“, stellt Lenk fest.

Bei den SB-Backwaren können Verbraucher zu Broten und Toastbroten von Mestemacher, Knäckebroten von Dr. Karg‘s sowie Aufbackbrötchen von Rewe Bio greifen. Einen Hafer-Soja-Drink und einen Soja-Drink gibt es von der Eigenmarke, Bio Soya von Alpro.

Gemüse-, Geflügel- und Braten-Fonds in Bio-Qualität werden von Jürgen Langbein angeboten. Das Startup Little Lunch ist mit verschiedenen Suppen im Glas vertreten. BioGourmet liefert indisches Curry und Risotto mit Safran. Kokosöl gibt es von Lien Ying.

Große Auswahl an Bio-Gewürzen

Die Auswahl an Bio-Gewürzen von Bio-Wagner und Goutess ist groß. Gegenüber steht eine vegane Salat-Mayonnaise von Jütro. Unter den Konserven finden sich Ananas- und Mandarinen-Stücke von BioGourmet sowie Erbsen mit Möhren von Bonduelle Bio und Erbsen von Rewe Bio.
Yogi Tea und Rewe Bio sorgen für eine breite Auswahl an Tees. Daneben stehen verschiedene Müslis von mymuesli sowie Bio-Porridge von N’oats. Bio-Kaffees werden von Schirmer, Café Intención, Gepa und Rewe Feine Welt angeboten.

TK-Bereich

„Im TK-Bereich haben wir schon immer Rewe Bio den Warengruppen zugeordnet“, sagt Lenk und zeigt auf die verschiedenen Gemüsesorten der Eigenmarke. Followfood bietet Holzofen-Mini-Pizzen mit Spinat. Veganes Bio-Eis gibt es von Das Eis. Rewe Beste Wahl ist mit einem Soja-Eis vertreten.

Snacks und Getränke

Die Snacks sind im Getränkebereich platziert. Während Huober und Rewe Bio für eine Auswahl an Brezeln sorgen, bietet Bio-Zentrale Gemüsechips an. Im Regal gegenüber stehen Datteln und Feigen von BioGourmet.
Unter den Bio-Weinen befinden sich Produkte von Landlust, Terramore, Sontino BioVegan und Biorebe. Ein Aufsteller hebt die Weine der regionalen Obstkelterei Van Nahmen aus Hamminkeln hervor.

Die Auswahl an Bio-Säften besteht aus den Sorten Apfel, Orange, Tomate und Karotte von Rewe Bio sowie vier Sorten Gemüsesäfte von Grünland, etwa Sauerkraut und Rote Bete. Eine vegane Alternative gibt es von Rotbäckchen. Rewe Bio bietet zudem Apfel- und Rhabarberschorlen an.
Lenk, der sich gut aufgestellt sieht, will auch in Zukunft die Augen bei Bio-Produkten offen halten: „Ich sehe noch Potenzial, unser Bio-Angebot weiter auszubauen.“

Sina Hindersmann

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