Start / Ausgaben / BioPress 67 - Mai 2011 / Editorial Nr. 67 Mai 2011

Editorial

Editorial Nr. 67 Mai 2011

Liebe Leserin, lieber Leser!

Business as usual - oder doch Neues? Verändert sich der Biomarkt? Schauen wir uns um, dann wird deutlich, dass nichts mehr so ist oder wieder so sein wird, wie es einmal war. Der gute alte Bioladen ist, wo er noch existiert, nicht out! Glücklich ist, wer einen Bio-Supermarkt in seinem Lebensumfeld hat. Diaspora ist out! Jedenfalls für Biokonsumenten, die nicht täglich unterwegs sein müssen.

Bio in der Gastronomie hat Wurzeln geschlagen, wenn auch noch nicht mit der Dichte, dass überall ein Angebot erreichbar wäre. Der Markt ist jedoch im Fluss.

Die Suche nach Bio-Eis - jetzt im Sommer - schlägt in den zehntausenden TK-Truhen des Handels meist noch fehl. Dagegen ist in der Fußgängerzone bestimmt eine Eisdiele mit leckerem Bio-Eis zu finden. Um einige Ecken oder einige Meter weiter taucht dann auch ein Gummibärchenladen auf - so etwas gibt es heutzutage - mit  bestimmt drei oder vier Biosorten zwischen dem Gummibärchen-Vollsortiment!

Die Bio-Eier sind im Frühjahr ausgegangen. Kaufleuten mit normalerweise fünf bis zehn Kartons Bio-Eier pro Lieferung wurde eine Zuteilung von einem Karton zugemutet, weil wegen dem Skandal - gerade mal wieder - alle Kaufleute Bio-Eier ordern und nicht genügend Ware verfügbar war.

Vereinzelt ist auf Bahnhöfen ein Snack­anbieter auf die Bio-Idee gekommen und freut sich über gezielten Zulauf. Das regt die Automatenaufsteller an und sie wollen Bio-Snacks ordern, bekommen sie aber nicht, weil die zertifizierten Hersteller nicht an Automaten-Anbieter liefern wollen.

Überhaupt gibt es immer noch massenweise Ausgrenzungsgedanken: Der eine darf Bio, der andere nicht. Wenn auch oft nicht umgesetzt, weil die eigene Tasche füllen dann doch näher liegt als ein „das machen wir nicht“ Kodex!

Food-Messen kommen heute nicht mehr an Bio vorbei. Es ist immer nur die Frage, wie präsent ist Bio? Wird Bio unterstützt, wie auf der Anuga, durch Abfrage nach Bio und entsprechender (Voll-)Kommunikation im Messekatalog? Anderswo bleibt es den Anbietern überlassen, ihre Bio-Kompetenz an den Standwänden großformatig hervorzuheben. Unter dem Ladentisch halten es die wenigsten. Aber es gibt sie noch, die Bedenkenträger.

Nein, Metzger bleiben sauber. Entweder sie machen Bio oder nicht. Fleischer haben es selten verstanden, dass ohne Anstrengung nichts geht, sich die Investition jedoch ziemlich bald lohnt. Immer vorausgesetzt, der Nachschub stimmt. Bäcker sind da anders gestrickt. Vor 30 Monaten hat die Bäko Süd ein Bio-Angebot aufgebaut und schon bald über zehn Prozent Umsatz damit erreicht. Bleiben die Käsereien: Käse aus Heumilch schmeckt bestimmt total klasse! Käse aus Biomilch, na was da besser sein soll? Aufklärungsarbeit ist angesagt.

Bio-Obst und -Gemüse ist in manchen Regionen Europas weit bei über zehn Prozent Umsatzanteil. Aktuell meldet die Organic Trade Association OTA für Amerika in einigen Bereichen 30 Prozent Wachstum, bei O+G sind es jetzt fast  zwölf Prozent Anteil am gesamten O+G-Umsatz. Total ist die Bio-Branche inclusive Non-Food bei 28,6 Milliarden Dollar angekommen.

Italien und Frankreich melden aktuell große Dynamik. Weltweit tun sich, neben Moskau oder den arabischen Staaten, Indien und vor allem China hervor. Die stark wachsende Mittel- und Oberschicht greift nicht mehr zu kontaminierten Lebensmitteln. Sie wollen Sicherheit und achten auf ihre Gesundheit.

Der neue Einfluss der Grünen Partei in den Ländern lässt Hoffnung aufkeimen, dass auch hierzulande die Bauernschaft wieder mehr den Bio-Nachfragemarkt bedienen kann. Wenn nur die Hürden beiseite genommen werden. In den USA „stimmen die Verbraucher mit ihren Dollars ab“ schreibt die OTA-Vorsitzende  Christine Bush­way. Bei uns halten wir es dann so, dass wir gleich der Parteienlandschaft einen weiteren Schwung geben mit dem „alten“ Impuls.

Erich Margrander
Herausgeber

[ Artikel drucken ]


Das könnte Sie auch interessieren