Lebensmitteleinzelhandel
Tierschützer protestieren vor Edeka-Zentrale
Hühnerfleisch soll aus Qualzucht stammen

Aktivisten der Albert-Schweitzer-Stiftung haben gestern vor der Edeka-Zentrale in Hamburg demonstriert. Anlass ist eine selbst angelegte Studie, in der die Stiftung feststellte, die Hühnerbrustfilets der Eigenmarke ‚Gut & Günstig‘ seien zu nahezu 95 Prozent von Muskelverfettung betroffen – laut der Tierschutzorganisation ein Indiz für Qualzucht. Die Stiftung wirft dem Vorstand um Markus Mosa Tatenlosigkeit vor und verlangt eine verbindliche Erhöhung der Tierschutzstandards.
Untersucht wurden mehr als 500 Fleischproben aus 67 Edeka-Märkten in 23 deutschen Städten, gekennzeichnet mit der Haltungsform 2. Im Ergebnis waren laut Albert-Schweitzer-Stiftung 94,5 Prozent der Artikel von ‚White Striping‘, Muskelverfettung, betroffen.
„Industriell genutzte Masthühner sind aus wirtschaftlichen Gründen so gezüchtet, dass sie ihr Zielgewicht bereits nach circa 30 Tagen erreichen. Dieses rasante Wachstum überfordert den Organismus und führt neben Schmerzen und Stress häufig auch zu einem Absterben von Muskelgewebe, welches dann durch Fett ersetzt wird“, erklärt die Tierschutzorganisation.
Muskelverfettung sei „ein klarer Hinweis auf systematische Tierquälerei“, betont Irina Fronescu, Bereichsleitung Kampagnen bei der Albert-Schweitzer-Stiftung. Außerdem enthalte das Fleisch bis zu 224 Prozent mehr Fett und neun Prozent weniger Proteine und sei damit qualitativ minderwertiger als Fleisch aus tierschutzfreundlichen Zuchtlinien, die weniger schnell wachsen.
Mit dem Protest vor der Zentrale ist die Kampagnenleiterin zufrieden. Zahlreiche Edeka-Mitarbeiter seien auf das Problem der Qualzucht hingewiesen worden. Dennoch mussten die an den Edeka-Vorstandsvorsitzenden Markus Mosa gerichteten Dokumente, darunter der Report zur Muskelverfettung, am Empfang abgegeben werden.
Die Edeka-Zentrale weist die Vorwürfe bislang zurück und wirft der Albert-Schweitzer-Stiftung eine „polemische Kampagne“ vor, in der die Einzelhandelskette stellvertretend für die Wettbewerber angeprangert werde.
Fronescu bleibt dabei, von allen großen Lebensmitteleinzelhändlern habe Edeka bisher am wenigsten für eine Erhöhung der Tierschutzstandards getan. So ist die Supermarktkette im Gegensatz zu Aldi, Rewe oder Lidl bislang nicht Teil der Masthuhn-Initiative, deren Mitglieder sich freiwillig zu verschiedenen Tierschutzstandards verpflichten.
In den nächsten Tagen will die Albert-Schweitzer-Stiftung weiter protestieren. Geplant sind Demonstrationen vor Edeka-Märkten in Freiburg im Breisgau (27.06.), Heidelberg (27.06.), München (27.06. und 28.06.), Mannheim (28.06.), Nürnberg (28.06.) und Berlin (28.06.)