Tierwohl
Lidl hält an Qualzucht fest
Tierschützer fordern Beitritt zur Europäischen Masthuhn-Initiative

Nach Filmaufnahmen aus Deutschland, Spanien und Italien haben Tierschutzorganisationen nun auch Undercover-Material aus Österreich veröffentlicht, das dokumentiert, wie Masthühner für Lidl-Fleisch unter Qualzucht und Massentierhaltung leiden. Trotz des sich europaweit ausbreitenden Skandals hat Lidl seine Tierschutzvorgaben bislang nicht geändert. Tierschützer fordern den Discounter auf, die Missstände zu beheben.
Die neuen Filmaufnahmen entstanden undercover im Sommer 2022 im Hühnermastbetrieb eines steirischen Lidl-Lieferanten. Die Tierschutzvorgaben in Österreich gelten als vorbildlich, der Betrieb trägt zudem das AMA-Gütesiegel. Dennoch bietet sich ein ähnliches Bild wie in den Aufnahmen aus anderen europäischen Ländern: Viele kranke, leidende und tote Tiere sind zu sehen. Ein Traktor überfährt mehrere Hühner im Stall. Dazu kommt das Problem der Qualzucht: Weil Knochen und Organe bei dem explosionsartigen Massezuwachs nicht hinterherkommen, leiden die Hühner unter Schmerzen, Knochendeformationen und Organversagen.
Der österreichische Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat den Lieferanten sowie einzelne Arbeiter wegen Verstoßes gegen Tierschutzgesetze angezeigt. Auch gegen die Lieferanten, deren Ställe in den Aufnahmen aus Italien, Spanien und Deutschland zu sehen sind, haben Tierschützer Anzeige erstattet.
Lidls Reaktion auf die Vorwürfe beschränkt sich bislang auf die Prüfung der angeblichen Einzelfälle. Der Discounter hält an seinen bisherigen Tierschutzversprechen fest und will ab 2026 30 Prozent des Frischfleischs aus den Haltungsform-Stufen 3 und 4 verkaufen. Dagegen wollen Lidls Konkurrenten Aldi, Bünting, Globus, Norma und tegut im gleichen Zeitraum zu 100 Prozent auf die höheren Standards umsteigen.
Anders als Lidl haben sich diese Handelsketten zudem bereits der Europäischen Masthuhn-Initiative angeschlossen. Diese schreibt neben gesünderen Rassen auch mehr Platz, Tageslicht, Beschäftigungsmöglichkeiten und eine möglichst stressfreie Schlachtung vor. Die Kriterien werden inzwischen von 37 europäischen Organisationen sowie mehr als 500 Unternehmen weltweit unterstützt. Auf albert-schweitzer-stiftung.de/lidl-fleischskandal kann man Lidl gemeinsam mit Tierschutzorganisationen und bereits 280.000 Unterzeichnern dazu auffordern, die Tierschutzstandards der Europäischen Masthuhn-Initiative anzuwenden.