Tierhaltung
„Marktmacht der Supermärkte einschränken“, fordert die Deutsche Umwelthilfe
Multiresistente Keime in jeder dritten Hähnchenfleischprobe bei Kaufland entdeckt

Im Billigsegment der Haltungsform 2 bei Kaufland ist jede dritte Hähnchenfleischprobe mit Erregern belastet, die gegen Reserveantibiotika resistent sind. Das haben Labortests an 30 Proben ergeben, die im Auftrag von RTL durchgeführt wurden. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) sieht Kaufland in der Pflicht, Billig-Hähnchen auszulisten und auf die höchsten Haltungsstufen wie Bio-Fleisch umzustellen. Gleichzeitig müsse die neue Bundesregierung die Marktmacht der Supermärkte zugunsten von Verbraucher- und Tierschutz einschränken.
Im zunehmenden Preisdruck von Supermarktkonzernen in der Lebensmittelkette sieht die DUH eine Mitverantwortung für die aufgedeckten Missstände: Mit dem massiven Einsatz von Reserveantibiotika versuchten Lieferanten, Hähnchenfleisch in Massen zu Niedrigstpreisen zu produzieren. Je mehr Antibiotika bei Tieren eingesetzt würden, desto mehr verbreiteten sich resistente Krankheitserreger über das kontaminierte Fleisch bis in die Küchen der Verbraucher. Die Umweltorganisation fordert daher von der neuen Bundesregierung, den Preisdruck in der Lebensmittelkette zu stoppen und den Schutz von Menschen und Tieren zu priorisieren.
„Wir zahlen für Billigfleisch mit unserer Gesundheit und extremem Tierleid“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. „Wir fordern Kaufland auf, endlich Verantwortung zu übernehmen und Billig-Hähnchen auszulisten. Dazu gehört, dass die Supermarktkette auf die höchsten Tierhaltungsstufen wie Biofleisch umstellt.“ Damit Tierwohlställe überhaupt gebaut werden, sei es zwingend notwendig, dass Lebensmittelmärkte langfristig kostendeckende Preise zahlen.
Das Problem müsse auf politischer Ebene angegangen werden, meint Reinhild Benning, DUH-Expertin für Landnutzung und Agrarökologie. „Andere EU-Staaten greifen längst strenger durch gegen die Missstände, die durch die Marktmacht von Handel und Industrie ausgelöst werden. In Spanien, Frankreich, Italien und Belgien gibt es bereits Regeln gegen Preisdrückerei in der Lebensmittelkette, die teils aktuell für die ganze EU diskutiert werden.“ Solche müssten von der neuen Bundesregierung verbessert und zügig umgesetzt werden.