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Mestemacher

Starke Marke Mestemacher

Die Gütersloher sind Marktführer bei haltbaren konventionellen und Bio-Vollkorn-Broten

Mestemacher zählt zu den Marken in Bio-Qualität. Bio passt zur Marke und die Marke passt zu Bio. Anders ließe sich der Bio-Anteil von 40 Prozent nicht erklären. Das Gütersloher Traditionsunternehmen ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei haltbaren Vollkornbroten. Der angestammte Vertriebskanal für den Brotspezialisten ist der klassische Lebensmitteleinzelhandel. Das Unternehmen ist heute im Besitz der Familie Detmers. Neben der Marke Mestemacher werden Private Labels und im kleineren Maßstabe Getreideprodukte für den Fachhandel hergestellt.


Die Vorratssilos versorgen die Produktion mit Roggen.
1871 eröffnete Wilhelm Mestemacher in Gütersloh eine Stadtbäckerei Anfang des 19. Jahrhunderts wurde aus der kleinen Backstube die erste Pumpernickelfabrik. 1985 kauften die Brüder Albert und Fritz Detmers von der Gründerfamilie Mestemacher die Industrie-Bäckerei. Zuvor hatte Detmers eine Großbäckerei in Bielefeld für frische Backwaren betrieben. Davon trennten sich die Brüder. Eine Entscheidung, die sich als richtig erwies.

Mestemacher - the lifestyle bakery hat sich zu einer starken Marke entwickelt. Für das Markenmanagement ist Mitgesellschafterin Prof. Ulrike Detmers verantwortlich. „Lifestyle ist der Dachbegriff. Bio-Orientierung ist ein Teil davon. Dazu zählen Menschen mit einer Einstellung pro Natur, die gesund Leben und Wert auf Nachhaltigkeit legen", erläutert Ulrike Detmers, Wirtschaftsprofessorin an der Fachhochschule Bielefeld. Die Zielgruppe hat ein hohes Bildungsniveau und ist in der Mehrheit weiblich. Das City-Girl jung, aktiv und fit wird angesprochen von der Marke, nicht der Typ Hausmütterchen.

Mit Social Marketing zum Erfolg

Ulrike Detmers hat ein Social Marketing passend zum Firmen-Image aufgebaut. Seit 2001 wird der mit 16.750 Euro dotierte „Kita-Preis" vergeben, der die Vereinbarkeit von Familie und Beruf fördert. Seit 2002 wählt eine Kommission die „Managerin des Jahres" aus. Die gekürten Führungskräfte sollen Leitbilder für den weiblichen Nachwuchs sein; eine Wirtschaftskultur, die Männer und Frauen gemeinsam gestalten, fördern und die Fachkompetenz von Frauen herausstellen.


2006 wurde der mit zweimal 5.000 Euro dotierte Wettbewerb „Spitzenvater des Jahres" initiiert. Die beiden Preisträger müssen sich durch Flexibilität und Partnerschaftlichkeit auszeichnen. 2007 kam die 3. Ausgabe des Mestemacher Frauenkalenders mit Kurzbiographien und Fotos herausragender Persönlichkeiten des 20. und 21. Jahrhunderts heraus.

Panem und Artes bringt Brot und Kunst zusammen. In jährlich wechselndem Rhythmus werden die Brot-Dosen von modernen Malern gestaltet. 1994 rief Prof. Dr. Detmers diese Serie ins Leben. Brot muss nicht kunstlos sein. Die Dosen haben Sammlerwert.

Das haltbare Vollkornbrot erwies sich über all die Jahr als Wachstumssegment mit zweistelligen Steigerungsraten. „Mestemacher ist in allen großen Ketten vertreten", verweist der Geschäftsführende
Geschäftsführer Albert Detmers auf dem Rundgang durch die Produktion mit Teigherstellung und Verpackung.
Gesellschafter Albert Detmers auf die hohe Präsenz. In rund 28.000 Verkaufsstellen ist die Marke erhältlich.

Eine Durchdringung von rund 80 Prozent hat das Familienunternehmen in der relevanten Vertriebsschiene LEH vorzuweisen. „Unsere Distribution ist flächendeckend", so der Geschäftsführer. Im Discount ist das Unternehmen mit Handelsmarken präsent. Für den Fachhandel gibt es noch die Marke Detmers.

„Brot ist unser Hauptthema", macht Albert Detmers deutlich. Recht bald nach Übernahme des Betriebs Mitte der 80-er Jahre begannen die Brüder, Vollkornbrote nach biologischen Richtlinien zu produzieren. Damit war das Unternehmen aus dem westfälischen Gütersloh nach eigenem Bekunden der erste Anbieter in diesem Segment und Pionier in der industriellen Bio-Bäckerei.

Bio-Produkte sind eine tragende Säule

Sieben Bio-Schnittbrote werden im klassischen Lebensmitteleinzelhandel angeboten: Bio Vollwert-Brot, Bio Dinkel + Grünkern, Bio Dreikorn, Bio Sonnenblumen, Bio Volles Korn, Bio Leinsamen und Bio Schul-Brot.

Das Schulbrot wird kindgerecht in einer Box in den Grundfarben Rot, Gelb, Blau angeboten. Es soll die Kleinen zu einer vernünftigen Ernährung verführen. Mit 40 Prozent tragen Bio-Brote zum Umsatz bei und sind eine tragende Säule des Unternehmens. Bio passt zur Marke und die Marke zu Bio.

Rund 15 Rohstoffe werden in der Bio-Range eingesetzt. Schrot, Mehl, Wasser, Hefe und Salz sind die klassischen Zutaten. Basis ist immer der Roggen, das klassische deutsche Brotgetreide. Hafer-,
Gersteflocken und Dinkel kommen noch in kleineren Mengen zum Einsatz. Daneben werden die Brote mit Saaten und Kernen wertvoller und aromatischer gemacht. Leinsamen, Sonnenblumenkerne und Sesam finden sich zum Beispiel in den Rezepten der Bio-Brote.

Beschafft wird das Getreide zum größten Teil über die Bio-Anbauverbände. Es gab auch schon Überlegungen, mit dem Bioland-Warenzeichen zu vermarkten. Davon nahm die Großbäckerei dann wieder Abstand. Die Lieferverpflichtung gegenüber dem Handel erfordert Flexibilität in der Beschaffung, um die benötigten Mengen sicherzustellen.

Dieses Jahr erweist sich besonders der Hafermarkt als problematisch. Auch im europäischen Ausland sind die Vorräte ausverkauft. Bis zur nächsten Ernte haben sich die Gütersloher noch eingedeckt.

Täglich rollen schwere LKW beladen mit Roggenkörnern an und füllen die Vorratssilos. Über die Produktion wacht Diplom-Ingenieurin Kerstin Meier, verantwortlich für das Qualitätsmanagement. Im ersten Schritt wird das Getreide in einem automatisierten Prozess gereinigt. Steine, Staub und fremde Saaten werden ausgelesen.

Vollkorn-Schrot und -Mehl bilden die Basis

In der hauseigenen Mühle werden die Körner frisch geschrotet und gemahlen. Schrot und Mehl sind die wichtigsten Bestandteile des Vollkornbrotes. In einer automatisierten Anlage wird der Sauerteig zubereitet. Er sorgt dafür, dass das Roggenmehl backfähig wird. In 700 Kilo fassenden Knetern mischen die Bäcker die Zutaten und machen den Teig. Im Gärschrank muss der Teig gehen. Das Vollkornbrot wird dann in Kästen gefüllt, der Pumpernickel in ein Gestell mit geschlossenen runden Formen, deshalb bildet sich beim Backen keine Kruste.

Im Durchlauf-Ofen, dem Herzstück der Anlage, wird in zwei Etagen gebacken. 50 Tonnen pro Tag beträgt die Kapazität. Die Brotherstellung hat einen Vier-Tage-Zyklus. Am ersten Tag wird Teig gemacht, am zweiten Tag gebacken, am dritten Tag folgt nach dem Abkühlen das Schneiden und am vierten Tag das Pasteurisieren. Danach kann ausgeliefert werden. Ein Roboter packt die Paletten, die per Spedition dann auf die Lager der Handelsunternehmen verteilt werden.


22 Prozent der Menge wird in 87 Länder der Erde exportiert. Auch im fernöstlichen Japan isst man Pumpernickel aus Gütersloh. 130 Mitarbeiter sind am Standort damit beschäftigt, Deutschland und die Welt mit Brot zu versorgen. 100 davon arbeiten in der Produktion. „Wir sind weltweit Marktführer für langhaltbare Vollkornbrote", unterstreichen Albert Detmers und seine Frau, Prof. Dr. Ulrike Detmers. Das trifft auch für den Bio-Bereich zu.

Der Erfolgsgeschichte der Gütersloher Brote wird bei einem Rückblick deutlich: Bescheidene drei Millionen Euro Umsatz machte das Unternehmen 1985. Zehn Jahre später waren es schon 18 Millionen und weitere zehn Jahre später 80 Millionen Euro. 2006 dauerte mit 92 Millionen Euro der Boom an und 2007 könnte die 100 Millionen Euro Grenze überschritten werden.

Anton Großkinsky

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