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Ernährungspolitik

Zu viel Zucker, Fett und Salz trotz Reduktionsstrategie

Zweiter NRI-Zwischenbericht zeigt weiteren Handlungsbedarf

Zu viel Zucker, Fett und Salz trotz Reduktionsstrategie © stock.adobe.com/Pixel-Shot
Der Zuckergehalt in gesüßten Milchprodukten für Kinder stagniert auf hohem Niveau.

Am 25. April hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) seinen zweiten Zwischenbericht zur Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten (NRI) veröffentlicht. Demnach sind die Reduktionsbemühungen der Lebensmittelindustrie in den letzten Jahren tendenziell zum Stillstand gekommen. Seit der ersten Folgeerhebung 2019 gab es keine nennenswerten Fortschritte. Ernährungsminister Cem Özdemir will jetzt wissenschaftlich unterlegte Reduktionsziele entwickeln.

Der neue Zwischenbericht basiert auf einem Produktmonitoring des Max Rubner-Instituts (MRI) aus dem Jahr 2022. Eine Basiserhebung hatte das MRI im Jahr 2016 durchgeführt, die erste Folgeerhebung gab es 2019. Die Nationale Reduktionsstrategie des BMEL wurde 2018 beschlossen, läuft seit 2019 und setzt auf die Selbstverpflichtung der Industrie.

Die Auswertung zeigt laut Pressemitteilung des Ernährungsministeriums zwar, dass die Gehalte an Zucker, Fetten und Salz in einigen Lebensmittelgruppen reduziert wurden, allerdings sei erkennbar, dass die Reduktionsbemühungen in den letzten Jahren nachgelassen hätten – in einigen Produktgruppen wurden sogar Erhöhungen der Energie- bzw. Nährstoffgehalte festgestellt.

So gab es zum Beispiel bei den Joghurtzubereitungen eine kontinuierliche Zuckerreduktion – um sechs Prozent seit 2019, bei den gesüßten Quarkzubereitungen fand hingegen keine statistisch signifikante Veränderung statt. Und auch bei den Zuckergehalten in gesüßten Milchprodukten mit Kinderoptik hat sich das Reduktionstempo verlangsamt – 2022 enthielten die Produkte durchschnittlich 11,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm.

Bei den gesüßten Erfrischungsgetränken gab es zwischen 2016 und 2019 einen deutlichen Rückgang der Zuckergehalte, der sich jedoch bis zur Erhebung 2022 nicht fortsetzte. Bei Feingebäck zeichnete sich zwar zwischen 2016 und 2021 eine durchschnittliche Zuckerreduktion um sieben Prozent ab – gleichzeitig wurde aber der Gehalt an Fetten und gesättigten Fettsäuren um vier bis fünf Prozent erhöht.

„Der zweite NRI-Zwischenbericht macht leider deutlich, dass die bisherigen Reformulierungen nicht ausreichen“, kommentiert Ernährungsminister Cem Özdemir. „Daher haben wir das MRI beauftragt, wissenschaftlich unterlegte Reduktionsziele in einem breiten Stakeholder-Prozess zu entwickeln. Diese objektive, wissenschaftlich fundierte Grundlage für weitere Reformulierungen wird mein Ministerium gegenüber der Lebensmittelwirtschaft einfordern.“

Die Ausarbeitung von Reduktionszielen ist bereits in der Ernährungsstrategie der Bundesregierung, die im Januar verabschiedet wurde, angekündigt worden. Bis Ende 2024 sollen die neuen Vorgaben für relevante Lebensmittelgruppen vorliegen.

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