Auszeichnung
Nachhaltigkeitspreis 2024: Bio-Unternehmen räumen ab
Lebensbaum, Bohlsener, Ecofinia und viele mehr werden ausgezeichnet

Die Gewinner des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2024 stehen fest. In 100 verschiedenen Kategorien wurden bei der 16. Ausgabe wieder „Vorreiter der Transformation der deutschen Wirtschaft“ ausgezeichnet. Dabei geht der Preis im Sektor ‚Nahrungs- und Genussmittel‘ fast ausschließlich an Bio-Unternehmen: Bei sechs der zehn Sieger handelt es sich um Pioniere, die seit Jahren nur mit Bio unterwegs sind, zwei weitere haben auch Bio-Produkte im Programm.
„Wir sind unglaublich stolz, Preisträger dieser renommierten Auszeichnung zu sein“, freut sich Lena Mohrlüder, Nachhaltigkeitsbeauftragte bei Lebensbaum. Der Bio-Pionier wurde bereits 2015 als nachhaltigstes mittelgroßes Unternehmen ausgezeichnet und erhält den Preis in diesem Jahr in der Kategorie ‚Kaffee, Tee und Gewürze‘. Die Jury lobte die Nachhaltigkeit des Herstellers vom Einkauf der Rohwaren bis hin zum verantwortungsvollen Umgang mit Mitarbeitern.
Auch die Bohlsener Mühle, die in der Branche ‚Obst-, Gemüse- und Getreideverarbeitung‘ gewann, ist schon zum zweiten Mal unter den Preisträgern. Aufgrund ihres Engagements für den Schutz von Klima und Artenvielfalt wurde sie als Vorbild in der Verarbeitung von Bio-Rohstoffen gepriesen. Seit 2021 ermittelt das Unternehmen für alle Produkte den CO2-Fußabdruck, bis 2030 soll eine Null-Emissionen-Produktion erreicht werden. Außerdem schaffe der Bio-Pionier Arbeitsplätze im ländlichen Raum und sei ein wertschätzender Arbeitgeber.
Die Ecofinia GmbH stehe mit ihrer Marke Vivani seit über 20 Jahren mit Leidenschaft für Bio-Schokolade, schreiben die Juroren über den Sieger im Bereich ‚Back- und Süßwaren‘. Besonders hervorgehoben wurde das Engagement des Herstellers gegen Kinderarbeit sowie das Projekt für besonders fairen Kakao in der Dominikanischen Republik, der nach Demeter-Kriterien angebaut wird.
© Stiftung Deutscher Nachhaltigkeitspreis
Zu den Bio-Pionieren gehört auch die Molkerei Berchtesgadener Land, die bereits 1973 als erste in Deutschland Bio-Milch vermarktete – auch wenn die Mehrheit der zugehörigen Landwirte heute (noch) nicht bio-zertifiziert ist. 2017 hat sich die Genossenschaft für den Verzicht auf Glyphosat entschieden und seit 2010 verpflichten sich alle Landwirte zu gentechnik-freiem Futter. Die Jury hob außerdem ihre nachhaltige Verpackungsstrategie und das Engagement im fairen Handel hervor. Berchtesgadener Land gewann den Deutschen Nachhaltigkeitspreis bereits 2019, jetzt wurde sie in der Kategorie ‚Milch- und Frischeprodukte‘ ausgezeichnet.
In der Branche ‚Nahrungs- und Genussmittel‘ konnte sich der Bio-Lebensmittelhändler Alnatura durchsetzen, der bereits zum vierten Mal unter den Preisträgern ist und laut der Jury „weit aus der ursprünglichen Nische herausragt“. Lobend hervorgehoben wurden etwa seine Initiativen für mehr Tierwohl und den Schutz seltener Ökosysteme sowie die Zertifizierung nach We-Care-Standard für soziale und ökologische Gerechtigkeit entlang der Lieferkette.
Im ‚Lebensmittel-Einzelhandel‘ ging die Bio-Supermarktkette Bio Company als Sieger hervor, die nachhaltiges Engagement laut den Juroren seit ihrer Gründung 1999 in ihren Grundsätzen verankert habe. Beispielhaft wurde der Kampf gegen Lebensmittelverschwendung genannt: Das Unternehmen ist seit 2012 Gründungspartner von Foodsharing und bietet seit 2021 in allen Filialen TooGoodToGo-Pakete an.
Der Bio-Großhändler Weiling steht laut der DNP-Jury für konsequente Nachhaltigkeit im ‚Lebensmittel-Großhandel‘. Habe er schon 1979 das erste baubiologische Betriebsgebäude Europas errichtet, so fahre heute die gesamte eigene Flotte mit emissionsarmem Biogas. Außerdem werde die Ware CO2-reduziert und -kompensiert an die Kunden geliefert, bevorzugt in Mehrwegkisten.
In der Kategorie ‚Fleisch-, Fisch und Proteinverarbeitung‘ wurde mit der Frosta AG kein traditioneller Bio-Hersteller gewürdigt. Die Juroren lobten den Verzicht des TK-Produzenten auf Zusatzstoffe und Aromen sowie dessen Transparenz mit Blick auf Herkunftsländer und CO2-Wert pro Produkt den ersten Papierbeutel für Tierkühlwaren. Frosta hat auch Bio-Gemüse im Programm und erst kürzlich sechs neue Bio-Convenience-Gerichte auf den Markt gebracht.
Auch in anderen Sektoren ist die Bio-Branche vertreten. Im Bereich ‚Landwirtschaft und Fischerei‘ wurde die Fattoria La Vialla ausgezeichnet, die in der Toskana Wein, Olivenöl, Pasta und mehr aus biologisch-dynamischem Anbau produziert.
Den Preis als Vorreiter der Nachhaltigkeit in der Branche ‚Wasch- und Reinigungsmittel‘ erhielt der Öko-Hersteller Sonett, der 2022 bereits im ‚Transformationsfeld Gesellschaft‘ ausgezeichnet wurde. Zusätzlich zur Schadstofffreiheit der angebotenen Wasch- und Reinigungsmittel, für die Sonett Inhaltsstoffe aus Bio-Anbau verwendet, lobte die Jury das Rücknahme- und Recyclingsystem, das der Hersteller für seine Produkte anbietet.
„Bio ist der wichtigste Hebel der Transformation im Anbau“, kommentiert Nina Wolff, Vorsitzende von Slow Food Deutschland und Mitglied der DNP-Fachjury. Beim Blick auf Nachhaltigkeit in allen Bereichen werde darauf geachtet, was die Unternehmen über den Bio-Anbau hinaus leisten: zum Beispiel durch eine herausragende Bedeutung für die Region oder herausragende Innovationen.
Überblick der Preisträger aus der Bio-Branche, Bereich Lebensmittel:
- Kaffee, Tee und Gewürze: Lebensbaum Ulrich Walter GmbH
- Obst-, Gemüse- und Getreideverarbeitung: Bohlsener Mühle GmbH & Co. KG
- Back- und Süßwaren: Ecofinia GmbH (Vivani)
- Milch- und Frischeprodukte: Milchwerke Berchtesgadener Land Chiemgau eG (macht konventionell und Bio)
- Fleisch-, Fisch- und Proteinverarbeitung: Frosta AG (macht konventionell und Bio)
- Nahrungs- und Genussmittel: Alnatura Produktions- und Handels GmbH
- Lebensmittel-Einzelhandel: Bio Company SE
- Lebensmittel-Großhandel: Weiling GmbH
Weitere Preisträger der Bio-Branche:
- Landwirtschaft und Fischerei: Fattoria La Vialla di Gianni
- Wasch- und Reinigungsmittel: Sonett GmbH
Der Deutsche Nachhaltigkeitspreis wird von der gleichnamigen Stiftung vergeben, in Zusammenarbeit mit dem Bundesumweltministerium, der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) und dem WWF. Gemeinsam mit PwC Deutschland, dem Centre for Sustainable Management der Leuphana Universität Lüneburg und dem Berliner Startup score4more wurde dieses Jahr eine neue Methodik realisiert. Über 800 Unternehmen hatten sich beworben. An der Beurteilung waren rund 150 unabhängige Fachjuroren beteiligt.
Die Sieger wurden heute in einer Beilage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung bekanntgegeben. Am 23. November findet die Preisverleihung im Maritim Hotel Düsseldorf statt, an der auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius als Schirmherren teilnehmen werden.