Ernährungswende
UN-Gipfel zu Ernährungssystemen in der Kritik
Konzerngesteuerte Modelle sind keine Transformation
Zwei Jahre nach dem ‚United Nations Food Systems Summit‘ (UNFSS) hat heute eine mehrtägige Folgeveranstaltung begonnen, in der verschiedene UN-Organisationen Bilanz ziehen wollen. Anlässlich dieser Bestandsaufnahme haben Bewegungen für Ernährungsgerechtigkeit, Kleinbauernorganisationen sowie indigene Völker eine neue Erklärung veröffentlicht, in der sie den Ansatz der Vereinten Nationen im Kampf gegen Hunger und Unterernährung anprangern.
Vertreter der ‚People’s Autonomous Response to the UNFSS’ betonten zuvor die Dringlichkeit koordinierter Maßnahmen zur Überwindung der globalen Hungerkrise. Dabei hoben sie die Notwendigkeit hervor, besonders die Rechte und Forderungen der am stärksten von der Hunger-, Klima- und Gesundheitskrise betroffenen Menschen zu erfüllen.
„Der UNFSS hat nicht nur unsere Rechte und die strukturellen Ursachen der Krisen ignoriert“, sagt Saúl Vicente vom International Indian Treaty Council. „Die Absicht der Organisatoren des Gipfels ist es, uns das Projekt konzern- und industriegeleiteter Ernährungssysteme als Transformation zu verkaufen.“
Die Bewegungen und Organisationen, die sich dem Gipfel entgegenstellen, fordern eine dringende Abkehr von konzerngesteuerten Modellen der Ernährungsindustrie und eine Ausrichtung an agrarökologischen und gemeinschaftlich verwalteten Ernährungssystemen, die dem Gemeinwohl Vorrang vor dem Profit Weniger einräumen.
Der UN-Gipfel von vor zwei Jahren löste eine beispiellose weltweite Gegenmobilisierung aus. Hauptanliegen der Gipfelkritiker war und ist der wachsende Einfluss von Konzernen und ihren Lobbyorganisationen innerhalb der Vereinten Nationen.
„Ernenne den Bock nicht zum Gärtner“, warnt Patti Naylor von der US-amerikanischen Organisation National Family Farm Coalition: „Die Agrar-, Lebensmittel- und Datengiganten scheren sich nicht um demokratische Entscheidungsstrukturen in den Vereinten Nationen – sie nutzen die UN ausschließlich für ihre Profite.“
Ein echter Wandel der Ernährungssysteme für die Menschen und den Planeten sei dringend notwendig und möglich, so die Kritiker. Bei den derzeitigen Hungerzahlen würden die UN ihr Ziel für nachhaltige Entwicklung (SDG), den Hunger bis 2030 zu beseitigen, jedoch nicht erreichen. Die anhaltende und systemische Krise sei das Ergebnis von politischem Versagen. Die Verantwortlichen verfolgten einen Weg, der Ungleichheiten verschärfe und zu Abhängigkeiten sowie zur Zerstörung von Umwelt und Biodiversität führte.
Parallel zu der Erklärung veröffentlichte FIAN International den Bericht ‚Food Systems Transformation – In which direction?‘ Darin fordert die Menschenrechtsorganisation eine Änderung der Welternährungsarchitektur – hin zu Entscheidungen, die dem Gemeinwohl und dem Menschenrecht auf Nahrung Vorrang einräumen.
„In Zeiten wachsenden Hungers und zahlreicher Krisen ist es dringender denn je, dass die Regierungen und die Vereinten Nationen uns zuhören“, fordert Perla Álvarez von La Vía Campesina. „Wir rufen Sie auf: Ändern Sie die Richtung und unterstützen Sie unsere Forderungen und Bemühungen für eine ernährungssouveräne Zukunft, die auf den Menschenrechten sowie den Prinzipien der Agrarökologie, Fürsorge, Gerechtigkeit, Vielfalt, Solidarität und Rechenschaftspflicht basiert.“