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Voelkel knackt 100-Millionen-Umsatzgrenze
… spart Energie ein und präsentiert neue Gemeinwohlbilanz

Krieg, Energiekrise, Inflation – auch im niedersächsischen Wendland macht sich die aktuelle Verunsicherung der Verbraucher bemerkbar. Nach zwei Jahren mit zweistelligem Wachstum musste die Naturkostsafterei Voelkel ihr Umsatzziel für 2022 daher nach unten korrigieren, knackte aber mit 104,8 Millionen Euro zum ersten Mal die 100-Millionen-Umsatzgrenze. Bei der zweiten Gemeinwohl-Ökonomie-Bilanz konnte sie zudem ihr Ergebnis auf 663 Punkte steigern und liegt damit laut Voelkel unter den Top 5 aller gemeinwohlbilanzierten Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern in Deutschland.
„Wir sind ein Familienunternehmen und haben in vier Generationen gelernt, flexibel und schnell, aber immer vorausschauend durch Krisen zu navigieren. Wir denken in längeren Zeiträumen. Das hat sich 2022 ausgezahlt“, erklärt Stefan Voelkel. So sei der Bio-Saft-Hersteller weniger von den aktuellen Krisen betroffen als der Branchendurchschnitt. Neben den Produkten liege das an Investitionen, die Voelkel in den letzten Jahren in Energieeinsparung und Lieferantenbeziehungen getätigt habe. „Trotz der massiven Preissteigerungen bei Energie und Rohwaren werden wir darum nur sehr partiell Preiserhöhungen tätigen müssen“, so der Seniorchef. Das Unternehmen habe Mitarbeitern außerdem eine Inflationsausgleichsprämie von 2.000 Euro zahlen können und Apfelbetrieben im Alten Land aus einer Krise geholfen. Zehn Prozent des Gewinns seien in gemeinwohlorientierte Projekte wie die Flüchtlingshilfe, Kältebusse oder die ökologische Saatgutforschung geflossen.
Gemeinwohl-Bilanz: 663
Die Gemeinwohl-Ökonomie ist ein zukunftsorientiertes Wirtschaftsmodell, das Unternehmen anhand ihrer Wirkung auf Mensch und Natur bewertet. Bestandteile der Gemeinwohl-Bilanz sind ein ausführlicher CSR-Report, der alle zwei Jahre eingereicht wird, sowie die anschließende Überprüfung durch externe Auditoren. Danach erhalten die Teilnehmer ein Ergebnis von minus 3.000 bis zu maximal 1.000 Punkten, wobei die Null-Linie für das reine Erfüllen gesetzlicher Vorschriften steht. Voelkel hat sich 2020 erstmalig bilanzieren lassen und konnte dabei gleich das überdurchschnittlich gute Ergebnis von 584 Punkten erzielen. In diesem Jahr konnte dieses Ergebnis noch einmal deutlich auf 663 Punkte gesteigert werden. Außergewöhnlich sei laut den Prüfern, dass alle Werteparameter bei Voelkel gleichmäßig gut gelebt werden und es keine Ausreißer nach unten gebe.
Energieeinsparung von 15 Prozent
Stolz ist das Unternehmen auch auf sein Energiemanagement: Mithilfe eines breiten Maßnahmenpaketes sei der Energieverbrauch um rund 15 Prozent reduziert worden. Es gab Optimierungen im Bereich des Dampfverbrauchs, Effizienzsteigerungen bei den Produktionsanlagen sowie eine Reihe indirekt wirkender Maßnahmen. Dadurch konnten im Jahr 2022 insgesamt über 4.000.000 kWh Erdgas, ca. 600.000 kWh Strom und 13 Millionen Liter Wasser eingespart werden. Auch die gestiegenen Energiekosten seien hierdurch zumindest in Teilen abgefedert worden.
„Für 2023 sind bei uns weitere Investitionen zur Energieverbrauchsoptimierung, Effizienzsteigerung und Reduktion der CO2-Emissionen geplant“, sagt Jacob Voelkel, Geschäftsführer für Produktion, Technik, Logistik, QS & QM. So solle eine Biomasseheizanlage zur Prozessdampferzeugung errichtet werden, die mit Restholz betrieben wird und zukünftig ca. 75 Prozent des Erdgasverbrauchs ersetzen soll. Eine neue Abwasserbiogasanlage soll Energie erzeugen, die in Form von Wärme sowie elektrischer Energie im Betrieb genutzt wird. Außerdem soll die Erneuerung der Druckluftanlage zur Energie- und Kostenreduktion beitragen.
Einkaufspolitik und Produktinnovationen
Die fairen Beziehungen zu Lieferanten haben laut Voelkel 2022 dazu geführt, dass Anbaupartner die Preise weniger stark erhöht haben, als es der Weltmarktpreis eigentlich erlaubt hätte. Auch durch eine große geographische Streuung und einen hohen Bevorratungsstand seien die extremen Ausschläge des Marktes abgemildert worden. Trotz erheblicher Belastungen – etwa um über 40 Prozent gestiegene Kosten für Glas – habe der Hersteller 2022 seine Einkaufspolitik weiter optimiert. So kämen die Demeter-Limetten jetzt aus Portugal statt aus Mittelamerika, ein Orangen-Lieferant aus Griechenland habe auf Demeter umgestellt und es gebe verschiedene neue Anbaupartner aus dem Wendland. „Solche Projekte zahlen sich langfristig mehr aus, als kurzfristig möglichst billig einzukaufen“, stellt der für den Einkauf zuständige Geschäftsführer Boris Voelkel klar.
Eine große Varianz an Kulturen bedeutet für Voelkel Risikostreuung und damit Resilienz für die Landwirtschaft. Daher verarbeitet das Unternehmen über 40 Sorten Früchte, Gemüse und Getreide – das sei mehr als jede andere Mosterei in Deutschland. „2022 waren es insbesondere unsere Produktinnovationen wie Pflanzendrinks und Ingwershots, die dafür gesorgt haben, dass wir weiter gewachsen sind“, meint Jurek Voelkel, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb. Jetzt auf den Markt kämen weitere spannende Neuprodukte wie Raw Kombucha, Ingwershots für die Kühltheke oder ein neuer alkoholfreier Cocktail. Trotz aller Herausforderungen sei das Unternehmen optimistisch, 2023 weiterzuwachsen und seinen Beitrag zu mehr Bio- und Demeter-Landwirtschaft zu leisten.