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Bio-Ukraine – widerstandsfähig, resilient, exportstark

Bio-Ukraine – widerstandsfähig, resilient, exportstark © Matias Boem / COA (Deutsch-Ukrainische Kooperation Ökolandbau)
Anastasiia Bilych von Arnika Organic bei der Veranstaltung ‚Ukraine: One year after the beginning of the war – innovation power of organic farmers and global supporting strategies‘

Auf der Biofach 2023 vom 14. bis 17. Februar in Nürnberg zeigten 23 Bio-Unternehmen ihre Angebote aus der Ukraine erneut mit einem starken Auftritt und einem eindrücklichen Exportwachstum im Verlauf von 2022.

Organisiert wurde der offizielle ukrainische Auftritt erneut durch die staatliche ukrainische Institution ‚Entrepreneurship and Export Promotion Office‘ (EEPO). Die Finanzierung erfolgte von Seiten Deutschlands durch die ‚Deutsch-Ukrainische Kooperation Ökolandbau‘ (COA) und die GIZ, von Seiten der Schweiz durch das ‚Quality Food Trade Program‘ (QFTP) sowie weitere Partner.

Bio-Exportwachstum trotz Kriegsjahr 2022

Trotz des seit rund einem Jahr ausgeweiteten russischen Angriffskriegs und aller Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, exportieren ukrainische Bio-Unternehmen weiterhin – mit wachsendem Erfolg: Laut einer Analyse der ukrainischen Zertifizierungsstelle ‚Organic Standard‘, basierend auf Zahlen der EU-Datenbank TRACES, exportierte die Ukraine im Jahr 2022 225.814 Tonnen Bioprodukte in die EU und die Schweiz, ein Anstieg um 13 Prozent im Vergleich zu 2021. Mit Blick auf die gesamte Agrarbranche zeigt sich diese Leistung also besonders beeindruckend. Insgesamt sind die Anbauflächen im Kriegsjahr 2022 um 25 Prozent zurückgegangen.

Die Resilienz und Widerstandsfähigkeit der ukrainischen Bio-Landwirtschaft stützt sich gemäss Einschätzung des ukrainischen Branchennetzwerks ‚Organic Initiative‘ auf die klassischen Stärken der Bio-Methode, die sich im Kriegs- und Krisenmodus jedoch als erstaunlich wirksam beweisen. Auf den Punkt gebracht: Der ökologische Landbau ist weniger anfällig als die intensive konventionelle Produktion.

Ukraine will win – because we can and because we must

Neben – im ukrainischen Vergleich – kleineren Betrieben umfasst die ukrainische Biobranche auch Grossbetriebe wie die ‚Agroindustrial Group Arnika Organic‘ (We deliver organic - Arnika Organic/ Arnika Organic in 2022 - Corporate video - YouTube). Anastasiia Bilych, Fachfrau für Sustainable Development in Agribusiness und Market Analyst bei Arnika Organic betont: In der ukrainischen Biobranche können sich die Unternehmen gerade durch die unterschiedliche Grösse und Ausrichtung gegenseitig ergänzen und unterstützen.

In ihrer viel beachteten Rede im Rahmen der Veranstaltung ‚Ukraine – Ein Jahr nach dem Krieg – Innovationskraft ökologischer Betriebe‘ richtete sich Anastasiia Bilych, mit einem zuversichtlichen Appell sowohl an die ukrainische Biobranche wie die internationalen Partner: „Ukraine will undoubtedly win, because we can, and because we must! So, my message to organic businesses in Ukraine: Be united in your efforts to develop the domestic market, stay competitive, create value beyond organic and current circumstances. And the message to the international audience: Be supportive and believe in Ukraine!” (Auf Deutsch: „Die Ukraine wird mit Sicherheit gewinnen, weil wir es können und weil wir es müssen! Daher meine Botschaft an die Bio-Unternehmen in der Ukraine: Seien Sie sich einig in Ihren Bemühungen, den heimischen Markt zu entwickeln, wettbewerbsfähig zu bleiben und einen Mehrwert zu schaffen, der über den ökologischen Landbau und die aktuellen Umstände hinausgeht. Und die Botschaft an das internationale Publikum: Seien Sie unterstützend und glauben Sie an die Ukraine!“)

  • © Stefan Dreesmann / COA (Deutsch-Ukrainische Kooperation Ökolandbau)
Together we are strong – alle Teilnehmer der Veranstaltung ‚Ukraine: One year after the beginning of the war – innovation power of organic farmers and global supporting strategies‘

Die Veranstaltung ‚Ukraine – Ein Jahr nach dem Krieg – Innovationskraft ökologischer Betriebe‘ wurde von EEPO und COA (Deutsch-Ukrainische Kooperation Ökolandbau) organisiert. Gemäss dem Motto ‚Zusammen sind wir stark!‘ waren alle grossen Organisationen des ökologischen Landbaus auf der Veranstaltung vertreten, darunter Olena Korogod von Organic Ukraine, Eugene Milovanov von Organic Federation of Ukraine, Evgenya Yushchenko von Biodynamika Ukraina und Irina Kazakova von Permaculture Ukraina.

Während der Veranstaltung präsentierte COA als Erstaufführung den Film ‚Ukraine 2023: Organic Agriculture one Year after Beginning of the War. We go ahead!‘ Auf beeindruckend einfühlsame Weise zeigt die Dokumentation die wichtigsten Aspekte des Lebens und der Arbeit der vielfältigen Bio-Betriebe in der Ukraine im Jahr 2022 auf.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von Dr. Ophelia Nick, Staatssekretärin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, und Taras Vysotsky, stellvertretender Minister des Ministeriums für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine. Dr. Nick sagte in ihrem Grußwort: „Gemeinsam sind wir stark – dieses Motto gilt gerade in diesen Zeiten, um den ökologischen Landbau in der Ukraine auch während des Krieges zu sichern und weiterzuentwickeln.“

Deutschland mit starkem Engagement

Die ukrainischen Aktivitäten werden seit 2016 auch vom Projekt ‚Deutsch-Ukrainische Kooperation Ökolandbau‘, das vom deutschen Landwirtschaftsministerium finanziert wird, gefördert. Geleitet wird das Projekt von Dr. Stefan Dreesmann, der zuvor 18 Jahre als Referent für ökologischen Landbau im Niedersächsischen Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung tätig war. Das Projekt unterstützt die ukrainische Regierung bei der Entwicklung und Umsetzung eines eigenen ukrainischen Gesetzes für den ökologischen Landbau und beim Aufbau einer digitalen Wissensplattform für den ökologischen Landbau in der Ukraine. Zudem fördert das Projekt die Organisationen für den ökologischen Landbau in der Ukraine im Rahmen von Messen, Veranstaltungen, Wissenstransfer und einigem mehr.

Seit Beginn des Angriffs Russlands auf die Ukraine initiiert das Projekt zudem gezielt Hilfsaktionen für die ökologischen Betriebe in der Ukraine und setzt sie um. Hierzu gehört unter anderem die Spendenkampagne der Zukunftsstiftung Landwirtschaft ‚Nothilfe Ukraine Ökolandbau‘, in dessen Rahmen rund 600.000 Euro gesammelt wurden oder Lieferungen von Batterien an die Ökoorganisationen in der Ukraine, mit der die vielen Stromunterbrechungen durch die Zerstörung der Energie-Infrastruktur seitens der russischen Armee wirksam überbrückt werden können. Auch die Unterstützung der Ukraine beim Auftritt auf der Biofach gehört zu den Aufgaben des Projektes.

Peter Jossi

Hintergrundinfos: Bio-Ukraine aktuell

Ukraine 2023: Organic Agriculture one Year after Beginning of the War. We go ahead! - YouTube

Deutsch-Ukrainische Kooperation Ökolandbau  (COA) – Aktuelle Nachrichten (coa-ukraine.com)

Organic agriculture in Ukraine shows more resilience in crisis situations than conventional - Organic initiative

QFTP – Quality Food Trade Program | Official site

 

 

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