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Bio-Wein

Ecovin vermeldet guten Jahrgang 2022

Heißer Sommer, nasser Herbst

Ecovin vermeldet guten Jahrgang 2022 © stock.adobe.com / barmalini

Gute Traubenqualitäten bei unerwartet großer Erntemenge – dieses Fazit ziehen die deutschen Weingüter des Bioweinbauverbands Ecovin aus dem Jahr 2022. Die Trockenheit von Mai bis August und ergiebige Regenfälle im September bestimmten in allen Anbaugebieten das Geschehen. Moderate Mostgewichte und Säurewerte ließen auf aromatische, filigrane Weine hoffen.

Aufgrund kühler Temperaturen erfolgte der Austrieb 2022 meist erst in der letzten Aprildekade, die Rebblüte setzte nach warmen Maitagen zwischen Ende Mai und Anfang Juni ein. Die trocken-heiße Witterung bis in den August – nur der Juni brachte mancherorts noch nennenswerte Niederschläge – beschleunigte die Entwicklung der Reben. „Der Sommer 2022 geht bei uns als einer der trockensten in die Geschichte ein. Viele Trauben erlitten Sonnenbrand, dafür blieben wir von Pilzkrankheiten und Naturgewalten verschont“, berichtet Andreas Stutz von der Ecovin-Regionalgruppe Württemberg.

Auch andere Regionen melden Trockenschäden in Jungfeldern und auf ausgewiesenen Trockenstandorten. „Unsere gut humusversorgten Bioweinberge zeigten positive Resilienz bezüglich den langen Trockenphasen“, sagt Paulin Köpfer von Ecovin Baden. Bei Hitze und Trockenheit blieb der Pilzdruck durch Peronospora (Falschen Mehltau) aus, örtlich spielten der Befall mit Oidium, der Esca-Krankheit und ab dem September-Regen auch Botrytis eine Rolle.

Kaum hatte Ende August vielerorts aufgrund der Traubenreife die Weinlese begonnen, kamen die intensiven Niederschläge im September und Oktober, je nach Region 80 bis 180 l/m² allein im September. Vom Regen profitierten die Erntemenge und die Säurewerte, deren Abbau gebremst werden konnte, ohne dass die Mostgewichte zu sehr verwässerten. Allerdings breitete sich Botrytis und Traubenfall mancherorts rasant aus, so dass viele Weingüter die Lese notgedrungen zügig abschlossen. „Dieser Herbst hat mich an die 1990er Jahre erinnert: Bloß nicht zögern, die Trauben möglichst gesund heimholen, die Mostgewichte waren nebensächlich“, sagt Barbara Hofmann aus der Pfalz.

Sensorisch präsentierten sich die werdenden Weine des Jahrgang 2022 ausdrucksstark, reintönig, aromatisch – so der Tenor der Ecovin-Winzer.

 

Aus den Anbaugebieten:

Ahr

Nach den Verlusten durch Hochwasser und Peronospora im Vorjahr freuen sich die Ahr-Weingüter über einen sehr guten Jahrgang 2022: Hohe Mostgewichte nach rascher Traubenentwicklung, gesundes Lesegut und leicht überdurchschnittliche Erntemengen. Ende August begann die Weinlese, die Regenfälle im September führten vereinzelt zu Botrytisbefall im Riesling. Im Keller sind die Folgen der Trockenheit den Mosten durchaus anzumerken, die Gärung verlaufe in einigen Partien schleppend. Ansonsten präsentierten sich die werdenden Weine aromatisch, fruchtig und nachhaltig.

Baden

In Baden haben die klimatischen Extreme – trocken-heißer Sommer und regenreicher September – zu ausgezeichneten Ergebnissen geführt. Der Druck von Pilzkrankheiten war im Jahresverlauf gering, so dass die Trauben kerngesund und wie gemalt die Weinberge zur Lese zierten. Die hohen Temperaturen beschleunigten die Reifeentwicklung und führten zu einer frühen Ernte, gut zwei Wochen vor dem langjährigen Schnitt. Von den folgenden Niederschlägen profitierten Reifeentwicklung und Ertragshöhe. Aufgrund moderater Temperaturen, vor allem nächtlicher Abkühlung, und guter Wasserversorgung trat die befürchtete Oechsle-Rallye wie in den Jahren 2003 und 2018 nicht ein. Der Reifefortschritt zeigte sich moderat aber beständig, die Ernte der unterschiedlichen Sorten und Qualitäten konnte termingerecht erfolgen. Für die Ausbildung von Aromen, den Erhalt der Säure und moderate Alkoholgehalte sei dies ungemein förderlich gewesen.

Franken

Auf ein feuchtes Frühjahr mit Schnee im April und Regen bis in den Mai folgte einer der trockensten Jahrgänge, die Franken je erlebt hat. Nach dem Austrieb Ende April sorgten feuchte Böden für einen üppigen Aufwuchs der Begrünungen und eine zügige Rebentwicklung. Spätfröste blieben aus, schon ab Juni mussten Junganlagen bewässert werden. Durch die Trockenheit kam es nicht einmal zu einer Primärinfektion mit Peronospora. Anfang Juli flammte Oidium durch hohe Luftfeuchtigkeit und morgendliche Taubildung auf. Durch Entblätterung und niedrige Luftfeuchte unter 50 Prozent konnte der Pilz gestoppt werden. Auch in Franken kam der große Regen im September, mancherorts fielen 180 Liter je Quadratmeter. Er erschwerte die Ernte, insbesondere in den Steillagen, so dass die Trauben mit Butte und Schlitten aus den Anlagen gezogen werden mussten. Der Regen sorgte noch für Mineralstoffe und eine gute Erntemenge. Die Trauben waren kerngesund und konnten mit guten Mostgewichten geerntet werden.

Mosel

Auch an der Mosel konnten 2022 die Ecovin-Weingüter ordentliche Erntemengen einbringen. Die Traubenqualitäten variierten allerdings stark. Weinberge, die auch im Sommer ausreichend mit Wasser versorgt waren, brachten sehr gute Qualitäten bei hohem Ertrag. Standorte mit Trockenstress brachten dagegen Trauben mit wenig Aroma und schmeckbaren Bitternoten hervor. Beim Riesling befänden sich die Säurewerte im optimalen Bereich. Die ausgiebigen Regenfälle nach Ende der Trockenperiode ließen die Mostgewichte sinken. Zu Erntebeginn kam in einigen Moselabschnitten Botrytis auf. Massive Niederschläge am 8. und 9. Oktober führten zu weiterem Botrytisbefall und Bodentrauben nahmen zu.

Pfalz

Die Winzer der Pfalz freuen sich bei allen Rebsorten über hohe Erntemengen, die nach dem extrem dürren Sommer nicht zu erwarten waren. Vom Mostgewicht her liegt die Erntequalität eher im Durchschnitt. Die Sensorik beschreibe jedoch ein anderes Bild: Es reiften sehr schöne, filigrane, aromatische und charaktervolle Weine heran. Nennenswerte Niederschläge gab es im April, Juni und September, aus Sicht des Pflanzenschutzes war es ein einfaches Weinbaujahr. Bei einigen roten Rebsorten (zum Beispiel Cabernet Dorsa, Regent) gab es viele ESCA-Ausfälle, insgesamt erbrachten die Rotweine reife, sehr gute Qualitäten. Pilzkrankheiten wie Botrytis traten mit Lesebeginn und Regen vor allem bei Riesling und Auxerrois auf, auch Bienen- und Wespenfraß im Spätsommer. Die Weißweine überzeugten mit reifer Säure und Aromatik.

Rheinhessen

Das größte Anbaugebiet im Herzen Wein-Deutschlands liege überall im Durchschnitt der Ecovin-Betriebe, was Witterung, Erntemengen und -qualität angeht. Bemerkenswert sei hier die extrem unterschiedliche Niederschlagsverteilung innerhalb Rheinhessens mit Folgen für Wasserverfügbarkeit, Krankheitsdruck und Reifeentwicklung in unterschiedlichen Lagen. Bei den Schaderregern spielten Peronospora und Kirschessigfliege kaum eine Rolle, dafür Oidium, Esca und ab September auch Botrytis. In nicht stärker trockengeschädigten Anlagen lagen zu Erntebeginn die Mostgewichte deutlich höher als 2021 und die Säure war schon stärker abgebaut. Die Temperaturen und Niederschläge im September bremsten den Mostgewichtsanstieg und den Säureabbau leicht aus.

Württemberg

Die Württemberger Bioweingüter haben in Menge und Güte insgesamt eine gute Ernte erzielt. War bei den frühen Sorten, wie zum Beispiel Muscaris, die Ausbeute gering, so änderte sich dies mit dem Beginn der Niederschläge. Ein intaktes Laubwerk förderte jetzt Nährstoffe und Zucker in die Trauben. Ganz vereinzelt tauchte am Ende der Ernte noch die Kirschessigfliege in roten Rebsorten auf. Vor dem Hintergrund des Klimawandels lasse sich 2022 als „ein ganz normales Jahr“ mit einem Austrieb Mitte April, Blütebeginn Ende Mai und Erntebeginn Anfang September beschreiben. Mitte Oktober war die Ernte größtenteils abgeschlossen.

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