Klimaschutz
Mit klimapositiver Landwirtschaft in eine ökologisch tragfähige Zukunft
Buchvorstellung auf Schloss Kirchberg und digital

Am 6. Oktober wurde im Rittersaal auf Schloss Kirchberg das neue Buch ‚Klimapositive Landwirtschaft – Mehr Wohlstand durch naturbasierte Lösungen‘ vorgestellt. Die Herausgeber Franz Theo Gottwald, Franz Josef Radermacher und Sigrid Griese (als Co-Autorin und Vertreterin von Jan Plagge) diskutierten ihre zukunftsgerichteten und teils provokanten Thesen mit Rudolf Bühler (Gastgeber und Vorsitzender der Stiftung Haus der Bauern) und dem Grünen-Abgeordneten Harald Ebner.
Franz Josef Radermacher sieht lediglich eine realistische Chance zur Abwendung der zukünftigen Klimakatastrophe, wenn neue Techniken und Verfahren Einzug in die Landwirtschaft auf dem afrikanischen Kontinent und in die Länder des globalen Südens halten. Radermacher zufolge muss es zunächst gelingen, 80 Prozent der aktuell weltweit 40 Milliarden Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr über geschlossene Kreisläufe zu binden und einen Teil der übrigen 20 Prozent über eine Kombination aus chemisch-technischen Verfahren und biologischen Methoden in den durch starke Trockenheit geprägten Zonen des globalen Südens zu neutralisieren, zum Beispiel durch Bio-Kohle (naturbasierte Lösungen).
Währenddessen sprachen sich andere Diskussionsteilnehmer für bereits erprobte Ansätze aus, die auch in der regionalen Landwirtschaft in Deutschland fruchten. Sigrid Griese, tätig in der Forschungsarbeit für den Öko-Anbauverband Bioland e.V., machte klar, dass Humus im Boden nur zur Ware werden könne, wenn Lebensmittel aus humusreichem Boden über Label und Aufpreise honoriert würden. Sie wünscht sich einen neuen politischen Förderrahmen für die bodenaufbauende Landwirtschaft.
Damit ist Griese nah an den Grundsatzperspektiven des Grünen-Bundestagsabgeordneten Harald Ebner aus Schwäbisch Hall. Für ihn sind nicht nur die angestrebten naturbasierten Lösungen im globalen Süden wichtig, auch mit der heimischen Landwirtschaft müsse das Klima mit gesundem Boden geschützt und zugleich gutes Essen unter Wahrung der Menschenrechte produziert werden.
Laut Moderator Franz Theo Gottwald können die bodengebunden arbeitenden Landwirte weltweit 5,5 bis 6 Gigatonnen CO2 pro Jahr einsparen. Eine Studie vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau Österreich (FiBL) und der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), die Ende Juni veröffentlicht wurde, zeigte, dass das Bio-Schweinefleisch der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH) mit Hilfe regionaler Futtermittel 49 Prozent CO2 im Vergleich zu konventionellem Standard-Schweinefleisch einspart.
BESH-Vorsitzender Rudolf Bühler bekräftigte zum Abschluss mit Blick in die Zukunft: „Die Validierung und Einpreisung der pro Kilo erzeugtem Fleisch oder Getreide emittierten Menge CO2 sind die Werkzeuge für eine klimafreundliche Landwirtschaft. Es sollte das Ziel sein, diejenigen Bäuerinnen und Bauern zu belohnen, die mit ihrer Wirtschaftsweise durch CO2-Neutralisierung und -Einsparung externen Nutzen stiften, und zugleich jene zur Kasse zu bitten, die Klimagase emittieren. Wir wissen, wie es geht. Wir müssen es nur tun!“