Kongress
VI. World Organic Forum im Bauernschloss Kirchberg
Globaler Kongress für Klima und Gerechtigkeit sowie zur lokalen Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der Vereinten Nationen

150 Teilnehmer aus zwölf Ländern haben nach Angaben des Veranstalters am sechsten World Organic Forum der Akademie Schloss Kirchberg teilgenommen. Dazu wurde ein Online-Livestream angeboten. Renommierte internationale Referenten prägten über Key Note Speeches, Podiumsdiskussionen und Workshops den fachlichen Rahmen der Konferenz für globale Entwicklungszusammenarbeit und eine zukunftsfähige Welt.
Unter den teilnehmenden Experten waren Ernst Ulrich von Weizsäcker (Ehrenpräsident des Club of Rome), Regine Kretschmer (Lateinamerika-Expertin bei Misereor), Felicitas Röhrig (Senior Policy Advisor im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ), Helmy Abouleish (Geschäftsführer Sekem Ägypten), Antonio Andrioli (Mitgründer und ehemaliger Direktor der ‚Bauernuniversität‘ Universidade Federal da Fronteira Sul in Brasilien) sowie Hubert Weiger (Ehrenpräsident Bund Umwelt und Naturschutz).
Im Mittelpunkt stand das übergeordnete, langfristige Ziel des World Organic Forum: die Erreichung und Verankerung der 17 Ziele im ländlichen Raum und die Weiterentwicklung des Netzwerks der SDG-Regionen. Die Vertreter dieser Regionen, in denen die ‚Sustainable Development Goals‘ durch praktische, etwa landwirtschaftliche Arbeit und Projekte an der Basis mit Leben gefüllt werden sollen, kommen einmal im Jahr auf Schloss Kirchberg zusammen, tauschen dabei ihr Fach- und Erfahrungswissen zur zukunftsfähigen Gestaltung der Welt aus und inspirieren sich für neue Nachhaltigkeitsprojekte.
Die beim 6. World Organic Forum enge Partnerschaft mit dem Hilfswerk Misereor ermöglichte fachlich aufschlussreiche Zugänge zum ergänzenden Themenschwerpunkt Klimaresilienz und globale Gerechtigkeit. So konnten Franciléia Paula de Castro, eine brasilianische Agrarökonomin und Angehörige einer Quilombola-Gemeinschaft (Gemeinschaft von Nachkommen ehemaliger entflohener Sklaven), Einblicke in die soziale, kulturelle und agrarökologische Resilienz dieser Gruppen bieten und mögliche Wege zur Ernährungssouveränität ländlicher Gemeinschaften aufzeigen. Markus Wolter, Experte für Landwirtschaft und Welternährung bei Misereor, sensibilisierte in einem Workshop über die wahren Kosten durch billige Lebensmittelpreise in Form von Schäden an Umwelt und Gemeinwohl. Diese Probleme seien zurückzuführen auf ein falsches Anreizsystem und verstärkten sich immer mehr. Um dies transparent zu machen und Veränderung herbeizuführen, sei es dringend nötig, die wahren Kosten zu ermitteln und in der Unternehmenspraxis zu bilanzieren.
Im Bewusstsein dieser Umweltschäden durch ein falsches Anreizsystem freute sich Rudolf Bühler, Bio-Bauer und Initiator des World Organic Forum, umso mehr über die vielfältigen Lösungsmodelle, die auf der Konferenz vorgestellt wurden. „Wenn ökologisch verantwortungsbewusste Bäuerinnen und Bauern, denen die Pflege des Bodens und der Artenvielfalt ein Anliegen ist, für ihre klimagerechten, zu Betriebs- und Umweltresilienz führenden Leistungen wirtschaftlich honoriert werden, können wir die Erde in einer kraftvollen Dynamik zukunftsfähig gestalten und erreichen auch die SDGs“, zeigt sich Bühler überzeugt. Die positive Hebelkraft klimaresilienter Landwirtschaftssysteme, die etwa durch die Nutzung der Potenziale zur CO2-Speicherung und zum Schutz der Biodiversität deutlich werde, müsse eben durch ein richtiges Anreizsystem zur Geltung gebracht werden.
Ein Gast verlieh der Konferenz eine besondere Note mit Blick auf die internationalen Beziehungen der Veranstalter. Gina Ama Blay, Botschafterin der Republik Ghana, nahm mit ihrem Stellvertreter Maxwell Nyarko-Lartey und einem weiteren ghanaischen Diplomaten am World Organic Forum teil. Neben dem fachlichen Austausch ging es bei dem Besuch auch um die Würdigung der ghanaisch-deutschen Freundschaft, die beispielsweise in Ghana bei partnerschaftlichen Projekten im ökologischen Landbau zwischen dem in Hohenlohe beheimateten Bio-Anbauverband Ecoland und Landwirten aus Ghana gepflegt wird. Die Dringlichkeit, die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen und ein klimaresilientes Agrar- und Ernährungssystem aufzubauen, verschaffen den Veranstaltern Zuversicht und Motivation, beim VII. World Organic Forum 2024 weitere Lern- und Umsetzungsfortschritte zu machen.