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Bio-Marktpotentiale erschließen

Landgard Bio mit bunter Vielfalt und Kundenorientierung

Bio-Marktpotentiale erschließen
Albert Fuhs, Geschäftsführer von Landgard Bio, Henning Niemann, vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen und Marcus Wewer, zuständig für die Qualitätssicherung der Bio-Eigenmarke Rewe, im Gespräch auf dem Organic Forum der Anuga 2019 (v. re. nach li.).

Gerade bei Obst  und Gemüse ist Bio heute schon am erfolgreichsten. Wie können Kunden von noch mehr Bio überzeugt werden? Darüber diskutierten Albert Fuhs, Geschäftsführer von Landgard Bio, und Marcus Wewer, zuständig für die Qualitätssicherung der Bio-Eigenmarke Rewe, im Organic Forum der Anuga 2019. Moderiert wurde das Gespräch von einem weiteren Experten vor Ort: Henning Niemann, vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen.

Zentrum und Blickfang des Anuga Organic Market 2019 war das bunte und breite Angebot an frischem Obst und Gemüse – ein Ausgleich zu der sonst auf der Messe wenig präsenten Frische bei O+G. Unter dem Motto Bunte Bio-Vielfalt präsentierte die Erzeugergenossenschaft mit ihrer Einheit Landgard Bio einen breiten Querschnitt ihres Sortiments an Obst, Gemüse und Kräutern.

Im Fokus standen Produkte regionaler Landgard Bio Erzeugerbetriebe, ergänzt durch Bio-Erzeugnisse aus den Niederlanden, Südfrankreich, Italien und Spanien. Bio-zertifizierte Exoten mit Fairtrade-Siegel aus Uganda und von weiteren internationalen Partnerbetrieben rundeten das bunte Sortiment ab, das sich in seiner Vielfalt und Qualität abhob vom üblichen Viel vom Gleichen im Bioangebot der O+G-Abteilungen im LEH.

Es braucht eine professionelle Vermarktung

Vor Ort war Albert Fuhs, Geschäftsführer von Landgard Bio, Experte bei der Vermarktung eines hoch qualitativen Bio-Frischeangebotes: „Der Trend zu Produkten aus ökologischem Anbau ist ungebrochen und wird auch in Zukunft weiter steigen. Um dem gerecht zu werden, braucht es eine professionelle Vermarktung hochwertiger Produkte aus erster Hand – von attraktiven Biosortimenten bis hin zur frischen, gepflegten aufmerksamkeitsstarken Präsentation am Point of Sale“, betonte Fuhs.

„Zahlreiche Gespräche auf der Anuga haben uns gezeigt, wie groß gerade im Einzelhandel das Interesse an einem vielfältigen Obst- und Gemüse- sowie Blumen- und Pflanzensortiment in Bioqualität ist.“

Was sind die Erwartungen der Verbraucher an Bio bei Obst und Gemüse? Wie können weitere Marktpotentiale erschlossen werden? Bei der Podiumsdiskussion zu diesem Thema brachte Moderator Henning Niemann direkt ein bei den Kunden brandaktuelles Anliegen auf den Tisch - die Verpackung.

Verpackung großes Thema, gerade bei Bio

In einem waren sich Albert Fuhs und sein Podiumspartner Marcus Wewer einig: Gerade bei Bio entspräche es nicht der Verbrauchererwartung, wenn etwa die Bio-Schlangengurke in Plastik eingeschweißt zum Verkauf auslege. Marcus Wewer ist bei Rewe Referent für ökologischen Landbau und leitet die Qualitätssicherung der Bio-Eigenmarken der Rewe Group national und zum Teil international. Doch es gäbe Gründe für die Verpackung, stellte Wewer klar, so verlängerte Haltbarkeit oder die Unterscheidbarkeit von der konventionellen Ware.

Bei Rewe würden zurzeit etwa zwölf Prozent des O+G-Sortiments in Bio-Qualität angeboten, acht Prozent bei Obst und 15 Prozent bei Gemüse. Allein vom Jahr 2017 bis 2018 sei der Umsatz hier um zehn Prozent gewachsen. Einer der Vorteile dieser rasanten Entwicklung: Wenn die Ware schneller umgesetzt werde, könne mehr unverpackte Ware akzeptiert werden. Denn dann lagert die Ware weniger lange vor Ort und es muss weniger lange frisch gehalten werden.

Plastikverzicht bei Rewe

Derzeit wird bei Rewe im Rahmen eines Pilotprojektes versucht, bei O+G weitestgehend auf Plastikverpackung zu verzichten. In insgesamt 630 Rewe-Märkten in drei Bundesländern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Saarland, läuft eine erweiterte Testphase.

107 Bio-Produkte aus der Frischeabteilung werden dort ohne Plastikverpackung angeboten. Wenn die Testphase bei den Kunden gut ankommt, sollen die weiteren Märkte im gesamten Bundesgebiet folgen. Erste Ergebnisse liegen Marcus Wewer bereits vor, wonach sich das Kaufverhalten der Kunden je nach Gemüse- oder Obstsorte stark unterscheide. Und natürlich richte sich Rewe im Angebot nach dem Kundenwunsch.

Bio als Erlebnis

Den Standpunkt, manche Waren akzeptiere der Kunde eben nicht, wollte Albert Fuhs so nicht gelten lassen. Er sieht hier die Chance in einer verbesserten Kundenkommunikation am Obst- und Gemüsestand. Fuhs ist überzeugt, mit einem direkten Ansprechpartner am PoS würde der Bio-Verkauf zulegen.

Es käme auf die Kundenansprache an, so wie an der Theke mit Fleisch oder Käse oder beim Weinverkauf. Gerade in der Zielgruppe der Senioren sieht Fuhs eine Chance. Momentan würden die Kunden nicht abgeholt, die kommunizieren wollten oder lieber kleine Gebinde einkaufen.
Der Supermarkt der Zukunft könne insgesamt zu einer Art Erlebnismarkt werden. "Bio ist nicht langweilig, sondern bunt und lebendig", erklärt Albert Fuhs den Grundgedanken des Vermarktungskonzepts.

100 Prozent Bio-Obst und Gemüse als Lösung

Für die Frage der Unterscheidbarkeit an den Kassen sieht Fuhs eine ,ganz einfache‘ Lösung: Eben nur noch Bio anbieten. Dann gäbe es das Problem an der Kasse auch nicht.

Marcus Wewer erläutert, das sei bei manchen Randartikeln schon in die Realität umgesetzt, so etwa bei Hokkaido und Granatapfel. Neue ausschließlich in Bio-Qualität angebotene Produkte habe Rewe derzeit aber nicht in der Pipeline. Dies hänge auch jeweils von der Warenverfügbarkeit ab.

Mehr Bio!

Nach Markus Wewer sei das Signal an die deutsche Landwirtschaft: „Mehr Bio!“. Rewe kaufe nicht nur bevorzugt regionale Ware, sondern bringe auch Umstellungsware in die Läden, etwa mit den Naturgut Junior Helden. Bei der Unterstützung der Umstellung arbeiteten Erzeugergenossenschaft und Handel Hand in Hand, das bestätigt auch Albert Fuhs.

Bei Landgard Bio setze sich das Bio-Wachstum fort. Die schon bestehenden Betriebe vergrößerten sich und es kämen gerade einige große Betriebe dazu. Auch die Biofach 2020 wird Landgard Bio wieder nutzen, um weitere Erzeugerbetriebe vom ökologischen Landbau zu überzeugen.

Elke Reinecke

 

Landgard:
Genossenschaftliche Tradition seit über 100 Jahren
Bis heute hat Landgard seine genossenschaftliche Struktur beibehalten. Begonnen hat die Geschichte, als 1910 der Holzkaufmann Hans Tenhaeff zusammen mit einigen Landwirten einen Obst- und Gartenbauverein in Straelen gründete und die Straelener Erzeugerversteigerung aufbaute. Es folgten weitere Unternehmensgründungen und Zusammenschlüsse, bis 2005 das Unternehmen in der derzeitigen Form als Landgard eG mit Sitz in Straelen-Herongen entstand.

Insgesamt rund 50 operative Einzelgesellschaften bilden inzwischen die Landgard Gruppe. Über 3.000 Mitgliedsbetriebe sind derzeit bei Landgard organisiert, die die beiden Sparten Blumen und Pflanzen sowie Obst und Gemüse ersthändig beliefern. Die Vermarktung der Produkte – ausschließlich an Fach-, Groß- und Einzel- handelskunden - erfolgt über Abholmärkte, den eigenen Vertrieb und über die Versteigerung der Veiling Rhein-Maas in Straelen-Herongen. Der Gesamtumsatz der Genossenschaft betrug im Jahr 2018 fast zwei Milliarden Euro.

Das wachsende Angebot von Bio-Obst und Bio-Gemüse bündelt die 2006 gegründete Tochtergesellschaft Landgard Bio GmbH, beheimatet im rheinländischen Bornheim-Roisdorf. Alle Landgard Bio-Produkte stammen aus kontrollierten Erzeugerbetrieben, die Obst und Gemüse in einem geschlossenen Kreislauf ökologisch produzieren.

Landgard Bio steht mit seiner genossenschaftlichen Struktur für die Nähe zum Erzeuger: Inländische Bio-Betriebe liefern regional Frische aus ökologischem Anbau. Parallel sichern länder-übergreifende Kooperationen eine ganzjährige Warenverfügbarkeit für den Handel.

Das breite Bio-Angebot reicht von erntefrischem Gemüse, frisch- oder vorbearbeitet, bis zu Obst. Landgard Bio sieht sich als Ansprechpartner für den Handel und dessen Anforderungen und unterstützt ihn mit Dienstleistungen von der Planung über die Erzeugung und Bündelung der Mengen bis hin zur kundengerechten Verpackung, Auszeichnung und Disposition.
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