Großhandel
Bio aus der Region für die Region
Landgard Bio erweitert Obst- und Gemüse-Erzeugerkreis für Regionalkonzept
Landgard Bio bündelt seit 2007 als Tochter der Landgard-Gruppe Bio-Obst und -Gemüse mit dem Ziel einer möglichst regionalen Vermarktung über den LEH. Ziel ist nun, den Bio-Anteil deutlich zu steigern. Neben der Suche nach weiteren Erzeugern stellt das Unternehmen mit Sitz in Bornheim-Roisdorf bei Bonn jetzt verstärkt auch eigene Flächen auf Bio um.
Geschäftsführer Albert Fuhs verfolgt seit der Gründung von Landgard Bio die Idee, immer mehr Obst- und Gemüse-Produzenten von Bio zu überzeugen und mit ihnen gemeinsam zu wachsen. Durch die Integration der Bio Vertrieb Rheinlandhöfe in die Landgard-Gruppe brachte er ökologische Erzeuger und Kunden mit in das Unternehmen. Zurzeit produzieren Mitgliedsbetriebe und rund 40 Bio-Landwirte konzentriert artikelbezogen Obst und Gemüse im Vertragsanbau für Landgard Bio.
„2015 betrug der gesamte Obst- und Gemüse-Umsatz von Landgard 880 Millionen Euro. Der Bio-Anteil liegt aktuell noch bei unter fünf Prozent“, fasst der zweite Geschäftsführer Günther Hach Amar zusammen. „Wir haben aber das Potenzial, mit Bio-Obst und -Gemüse kurzfristig auf zehn Prozent zu kommen“, sagt Fuhs zuversichtlich.
Regionalkonzept mit Kunden aus dem LEH
Fuhs arbeitet seit über 30 Jahren in der Bio-Obst und -Gemüse-Branche. Regionalität habe bei ihm immer eine wichtige Rolle gespielt. Seit drei Jahren arbeitet er mit Handelskunden am Bio-Regionalkonzept. „Wir wollen die Produkte von unseren Bio-Erzeugern auf möglichst kurzen Wegen in die Märkte der jeweiligen Region liefern. Ware, die beispielsweise in Nürnberg produziert wird, sollte daher bevorzugt in bayerische Märkte gelangen.“
Werde in einer Region mehr produziert als abgesetzt, liefere Landgard Bio die Ware zu einer weiteren Niederlassung in das benachbarte Bundesland. Hierzu werde sie dann nicht mehr als regionales Bio-Produkt, sondern als nationale deutsche Ware ausgezeichnet. „Dies ermöglicht es uns, mit Ernteschwankungen flexibler umgehen zu können“, so Fuhs.
Das Obst und Gemüse werde hauptsächlich auf den Bio-Höfen gelagert und anschließend über die logistischen Standorte der Landgard-Gruppe an die Verteilzentren des LEH geliefert. „Wir haben Niederlassungen in München, Kehl, Karlsruhe, Leverkusen, Bielefeld, Hamburg, Chemnitz und Dresden. Bio-Produkte liefern wir täglich zusammen mit unserer konventionellen Ware aus. Das ist nachhaltig und spart Geld“, sagt Hach Amar.
Jedes Jahr vermarktet Landgard Bio zirka 30 biologische Gemüse- und Obstsorten über den LEH. Würden mehr Rohwaren bereit stehen, könnten sich Fuhs und Hach Amar auch regionale Bio-Programme mit weiteren Kunden aus dem LEH und dem Discount vorstellen. Ziel sei es, weitere Betriebe zu finden, die für Landgard Bio langfristig und nachhaltig produzieren und den Ökolandbau verbandsübergreifend nach vorne bringen.
Landgard stellt aktuell eigene Flächen auf Bio um
„Für mich ist Bio die älteste Anbaumethode und keine politische Ideologie“, sagt Fuhs. Ab 2017 will er in einem neuen Bio-Projekt eigene Flächen der Landgard-Gruppe auf ökologischen Landbau umstellen. Den Anfang machen Straelen mit sieben Hektar und Lüllingen mit 20 Hektar.
„Bio ist ein stabiles Segment. Ich will zeigen, dass nachhaltiger Bio-Landbau funktioniert. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, auf eigenen Flächen mit interessierten Landwirten Sortenversuche zu machen und die Ergebnisse an unsere Erzeuger weiterzugeben. Wir möchten offene Bio-Flächen gestalten, um Erzeugern und Kunden praxisnah den biologischen Landbau näherzubringen“, so Fuhs.
Flexiblere Listungen
Bei der Vermarktung von Bio-Obst und -Gemüse sieht er noch deutliches Potenzial. Die Märkte sollten auf regionale Verfügbarkeiten setzen, um mehr Abwechslung auf den regionalen Bio-Tisch zu bringen. „Hier müssten die regionalen Spezialitäten und Erntezeiten der Erzeugnisse Vorrang bekommen“, sagt er.
Ist der Bio-Salat gut und frisch, sei der Verbraucher auch bereit, mehr dafür zu bezahlen – vor allem die junge Generation. Zudem legten sowohl Single-Haushalte als auch Senioren mehr Wert auf ein gutes Produkt und kleine Einheiten, als auf einen günstigen Preis. „Die Glaubwürdigkeit der Herkunft ist ein wichtiges Thema. Die Kunden wollen wissen, woher die Produkte kommen“, so Fuhs.
Länderübergreifende Kooperationen
„Wir wollen mit Landgard Bio eine Artikelkompetenz in Deutschland aufbauen und bei Warenknappheit auf länderübergreifende Kooperationen setzen“, erläutert Fuhs. Gebe es etwa in Deutschland witterungsbedingt keinen Blattsalat mehr, werde das Sortiment durch Importe aus Nachbarländern wie Frankreich erweitert.
Im Januar starte ein Pilotprojekt mit biozyklisch-veganem Obst und Gemüse. Erste Kürbisse würden für Januar 2017 aus Griechenland erwartet, ergänzt Hach Amar. Er stehe ebenfalls in Kontakt mit weiteren Erzeugergruppen in Israel. Das Kernobst-Sortiment wer-de mit Partnern aus Neuseeland ergänzt.
Entwicklungshilfe beim Ausbau der Bio Produktion
Ein weiteres Projekt sei in Kirgisistan auf den Weg gebracht worden. Dort seien 1.600 Hektar, zunächst zur Erzeugung von Baumwolle durch eine Kooperation deutscher und Schweizer Gesellschaften, auf ökologischen Landbau umgestellt worden.
Um den Erzeugern in Kirgisistan Fruchtfolge-Glieder neben der Baumwolle zu bieten, seien erste Anbauversuche mit Bio-Kürbissen durchgeführt worden und bereits erfolgversprechend verlaufen. Die Erzeugung in Kirgisistan sei vielseitig und biete Möglichkeiten, unter anderem samenfeste und alte Sorten sowie neue Obst- und Gemüsevarianten, die es in Europa noch nicht gibt, biologisch zu erzeugen.
Durch die günstigen klimatischen Bedingungen liegen die Erntezeitfenster deutlich vor Europa. „Wir wollen die Erzeuger vor Ort beim Ausbau und der Beibehaltung ihrer ökologischen Landwirtschaft unterstützen“, erläutert Fuhs. Das Sortiment umfasse zum Beispiel Melonen, Aprikosen, Kirschen, Trauben, Beerenobst, Rettich, Kürbis, Heilkräuter, Mais, Soja, Bohnen und Trockenfrüchte.
Sina Hindersmann
Landgard Bio auf der Biofach 2017
Landgard Bio ist mit dem NRW-Stand in Halle 7 Stand 346 auf der Biofach-Messe vertreten. Dort will das Unternehmen mit weiteren Landwirten ins Gespräch kommen und mit ihnen gemeinsame Wege im Bio-Anbau und in der Vermarktung einschlagen.