Mineralwasser
Mineralwasser auf dem Vormarsch
Wasser ist das wichtigste Lebensmittel und unverzichtbarer Teil einer natürlichen, gesunden Ernährung. Der Großteil der europäischen Bevölkerung bevorzugt Mineralwasser anstelle von Leitungswasser. Allein die deutschen Mineralbrunnen haben in 2016 einen Rekordwert von 11,3 Milliarden Liter Mineral- und Heilwasser abgefüllt. Der größte Anteil entfiel auf Mineralwasser mit wenig Kohlensäure, sprich medium, gefolgt von klassischem Mineralwasser. Stilles Wasser lag weiterhin auf Platz 3, verbuchte mit knapp zehn Prozent aber das größte Plus. Nach Angaben des Verbands Deutscher Mineralbrunnen summierte sich der Pro-Kopf-Verbrauch insgesamt auf beeindruckende 149 Liter.
Dass Mineralwasser so beliebt ist, hängt vor allem mit der bestätigten Reinheit zusammen: Meldungen über Schadstoffe im Trinkwasser, von Nitrat bis zu Arzneimittelrückständen, halten viele Menschen vom Trinken normalen Leitungswassers ab. Je nach Region und Leitung kommt es außerdem nicht selten zu geschmacklichen Einbußen oder bräunlichen Verfärbungen. Mineralwasser stammt dagegen aus unterirdischen Quellen und zeichnet sich durch eine naturbelassene Reinheit aus, die durch konkrete Analysenwerte auf den Flaschenetiketten nachvollziehbar sein muss.
Doch obwohl alle Mineralwässer dabei der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung beziehungsweise der Europäischen Richtlinie 2009/54/EG unterliegen, gibt es deutliche Qualitätsunterschiede. Und das nicht nur, weil auch in Mineralwasser je nach Art der durchflossenen Gesteinsschichten die stoffliche Zusammensetzung variiert. Händler stehen vor der Entscheidung, welche der vielen Marken – allein rund 500 Produkte von 200 verschiedenen Quellen in Deutschland – sie ihren Kunden anbieten wollen.
Bei anderen Lebensmitteln stellt oft die Bio-Zertifizierung den gewünschten sichtbaren Mehrwert dar. Aber bei Wasser? Tatsächlich finden sich aber auch hier Sorten beziehungsweise Anbieter, die besondere Wässer führen, mit folgenden Positivmerkmalen:
- Quelle in einem Wasserschutzgebiet gelegen
- umweltfreundliche und ressourcenbewahrende Gewinnung
- strengere Grenzwerte bei Risikostoffen als gesetzlich vorgeschrieben
- besondere Nährstoffzusammensetzung/Gesundheitsaspekte
- besondere sensorische Eigenschaften
- Siegel/Bio-Qualität
- Art der Abfüllung/Flaschendesign
Sortenmäßig dominiert unter den Qualitätsmarken neben Mineralwasser mit wenig Kohlensäure (medium) gleichermaßen stilles Mineralwasser (naturell). Die Quellen der zugehörigen Marken verteilen sich dabei über ganz Deutschland und bis über die Alpen hinaus. Zu den Anbietern, die zusätzlich die spritzige Variante mit natürlicher Kohlensäure führen, gehören zum Beispiel Adelholzener Mineralwasser aus den bayerischen Alpen, Christinen Brunnen, gewonnen im Teutoburger Wald, und Plose mit ihrem frizzante aus Südtirol.
Die allgegenwärtige Frage: Ist es gesund?
Mal mehr und mal weniger direkt, spielt bei allen genannten Mehrwerten der Gesundheitsaspekt mit. Viele Verbraucher achten etwa auf Auslobungen, die einen geringen Gehalt an Natrium oder Kochsalz betreffen. Anbieter natriumarmer Wässer nutzen dabei oft zusätzlich den Claim „geeignet für natriumarme Ernährung“ (max. 20 mg Na/l) oder sogar „geeignet für die Zubereitung von Säuglingsnahrung“ (umfassende Einschränkungen bezüglich der Inhaltsstoffe).
Unabhängig davon, überwiegen im Qualitäts- und Gourmetbereich wenig mineralisierte Mineralwässer mit geringerem Festrückstand. So beschreiben St. Leonhards ihre Produkte als ‚weich‘ und Plose als ‚leicht‘, während Lauretana bei ihren beiden Sorten (still und mild) mit nur 14 Milligramm Mineralstoffen pro Liter vom „leichtesten Wasser Europas“ spricht. „Gering mineralisiert“ heißt es dementsprechend bei Hornberger Lebensquell und niedermineralisiert bei Black Forest, die zugleich mit dem „kochsalzärmsten Wasser Deutschland“ werben können.
Das Pendant dazu bildet ausgewogen oder leicht mineralisiertes Mineralwasser. Beispielsweise soll das ebenfalls kochsalzarme Bio Kristall von Neumarkter Lammsbräu mit einem hohen Anteil an Hydrogencarbonat und dem leicht basischen pH-Wert den Säure-Basen-Haushalt des Körpers unterstützen.
Beim Christinen Bio aus dem Hause Gehring-Bunte werden in diesem Zusammenhang gleich zwei gesundheitsfördernde Eigenschaften hervorgehoben: zum einen der Chlorid-Gehalt („trägt zu einer normalen Verdauung bei“), zum anderen der Fluorid-Gehalt („trägt zur Erhaltung der Zahnmineralisierung bei“).
Nicht zu vergessen ist – wenngleich nicht hervorgehoben – schließlich noch der Gehalt an Calcium. So tragen Mineralwässer mit einem höheren Gehalt an dem sogenannten Knochenmineral dazu bei, dass Veganer ihren Bedarf decken können.
Bio-Mineralwasser als erlaubte Kennzeichnung?
2008 rief Dr. Franz Ehrnsperger, bekannt geworden als umweltengagierter Eigentümer der Ökobrauerei Neumarkter Lammsbräu, zusammen mit einigen Gleichgesinnten die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e.V. ins Leben. Als ganzheitliches Wasserkonzept und neues Reinheitsgebot für Wasser wurde es analog zu den Ökolandbau-Siegeln erarbeitet. Auch die drei größten Bio-Verbände, Bioland, Demeter und Naturland, unterstützen es mittlerweile.
Um das Qualitätslabel zu nutzen, müssen Anbieter einen Katalog aus über 45 Kriterien erfüllen. Um nur einen Wert zu nennen: Während die Mineralwasser-Verordnung für Nitrat einen Höchstwert von 50 mg NO3- / l und für Babynahrung 10 mg vorgibt, sind es bei Bio-Mineralwasser generell nur 5 mg NO3- / l. Neben der absoluten Produktqualität gehören maximale Transparenz durch ausführliche Informationen und nachhaltige, ökologische sowie soziale Produktionsbedingungen zu den Bedingungen. Die Einhaltung der Richtlinien wird von der unabhängigen Bio-Kontrollstelle BCS Öko-Garantie überwacht.
Nach Neumarkter Lammsbräu mit Bio Kristall still und medium nutzen unter anderem Gehring Bunte/ Christinen Bio, Ensinger/ Ensinger Gourmet, Johann Spielmann/ Landpark Bio-Quelle und Preussen Quelle Rheinsberg das Label. (weitere Infos: www.bio-mineralwasser.de).
Wasser ist Geschmackssache?
Mineralwasser hat sich nicht nur allgemein zu einem Lifestyle-Getränk entwickelt. Vielmehr entscheidet immer häufiger auch der Geschmack über die Wahl. Zum einen betrifft das auch bei den unterirdischen Quellen geologisch bedingt teilweise recht deutlichen Geschmacksunterschiede: Chloridwässer mit einem eher trocken-erdigen Geschmack, Magnesiumwässer tendenziell leicht metallisch, Sulfatwässer in höherer Konzentration mit leicht bitterer Note. Genauso können Wässer mit viel Chlorid und viel Natrium durchaus etwas salzig schmecken - vergleichbar mit Heilwässern.
Bei Qualitätswässern ist es dagegen vor allem ein eleganter oder weicher Charakter, der positiv zum Tragen kommt. Auf diese Weise werden vor allem die stillen Mineralwässer ideale Begleiter zu Wein, genauso wie sie sich zur Zubereitung von Matcha und Grüntee eignen. Eine weitere Empfehlung gibt die Preussen Quelle, wonach ihr Mineralwasser durch die ausgewogene Mineralisierung auch für Fastenkuren geeignet sei. Gerade diese Punkte dürften sich hervorragend für Zweitplatzierungen und Aktionen im Handel eignen.
Mit einer Abfüllmenge von über 40 Millionen Litern sind die St. Leonhards QuellenMarktführer im Bio-Fachhandel. Zusätzlich sind die Wässer im Getränkefachhandel, in der Gastronomie, auch im qualifizierten Einzelhandel und zum Teil in Apotheken erhältlich. Dabei nutzt das Familienunternehmen inzwischen fünf artesische Quellen, ergänzt durch eine Jod-Sole Quelle mit (54:1 versetzt mit artesischem Quellwasser und abgefüllt in 0,33 l-Flaschen).
Kunden stehen neun, überwiegend stille Mineral- bzw. Quellwassersorten zur Auswahl, wobei den jeweiligen Wässern unterschiedliche Eigenschaften zugesprochen werden. Typisch für die Marke ist die alternative Herangehensweise, Wasser auch als energetischen Informationsträger zu sehen. Im Zentrum der Verbraucheransprache steht der „lebendige Charakter“, ergänzt durch Bezeichnungen wie Sonnen- oder Mondquelle. Druch einen einfachen Sensorik-Test solle jeder die Sorte finden, die zu seinem aktuellen Befinden passe, heißt es bei St. Leonhards.
Glas oder PET? Marke?
Was die Abfüllung betrifft, so überwiegen im gesamten Handel PET-Einwegflaschen, vorangetrieben durch die zahlreichen Billigprodukte mit einem oder eineinhalb Litern. Auf Rang 2 und 3 stehen Glas- beziehungsweise PET-Mehrweg. Anders im Fachhandel und der Gastronomie als einen ganz bedeutenden Vertriebskanal für hochwertiges Mineralwasser. In beiden Vertriebsschienen liegt nach wie vor Glas-Mehrwegware an der Spitze.
Neben dem Umweltschutzgedanken spielt eine wichtige Rolle, dass es bei Kunststoffverpackungen zu geschmacklichen Einbußen kommen kann. Viele Verbraucher nehmen dafür beim Kauf gern den Nachteil des höheren Gewichtes in Kauf. Teilweise, zum Beispiel bei St. Leonhards, können sie auch auf stabile Leichtglasflaschen zurückgreifen.
Die im Text beispielhaft genannten Produkte zeichnen sich dabei jeweils durch ein Markenbild von hohem Wiedererkennungswert aus. Bei den Flaschen etwa, handelt es sich teilweise um klassische schlanke Brunneneinheits- oder Perlenflaschen, oft aber auch um speziell designte Gebinde edlen Aussehens oder weinflaschenähnliche Schlegelflaschen als 1-Liter-Gebinde. Dazu passen die Etiketten, die oft in zurückhaltenden, hellen Farben gehalten sind. Das verbindende Element: Marke statt No-Name.
Bettina Pabel