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Antibiotika

Steigender Antibiotikaverbrauch in der Tierhaltung 2013 alarmierend

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlicht neue Zahlen

Während der Einsatz in der Tierhaltung in Dänemark und Niederlande zurückgedrängt wird und um ein Vielfaches gesunken ist, erlebt Deutschland einen sprunghaften Anstieg bei diesen für die Humanmedizin besonders wichtigen Reserveantibiotika. Bei den Cephalosporinen der 3. Generation stieg die Abgabe innerhalb von zwei Jahren um 25 Prozent, bei den Fluorchinolonen sogar um  60 Prozent. Gerade diese Medikamente müssten jedoch sparsam und nur in Notfällen eingesetzt werden, um die Entwicklung resistenter Bakterien zu bremsen, gegen die es kaum noch Mittel gibt.

Friedrich Ostendorff, Grünen Sprecher für Agrarpolitik, ist bestürzt darüber, dass in der Tierhaltung nun ausgerechnet Reserveantibiotika einen Boom erleben. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die von steigenden Resistenzen betroffen sind. Die Weltgesundheitsorganisation WHO warnt vor einem Zeitalter, in dem selbst ein entzündeter Kratzer im Knie nicht mehr zu behandeln ist. Der oftmals wahllose und ungezielte Einsatz dieser Mittel in der Massentierhaltung ist eine Verantwortungslosigkeit sondergleichen.

Anstatt den Einsatz von Reserveantibiotika einzuschränken, greift die Bundesregierung zur zögerlich ein. Die Folgen sind schon heute sichtbar. So warnt das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in einem Bericht, dass bei Campylobacter-Keimen mit einem erheblichen Ausmaß an Resistenz auch gegenüber Reserveantibiotika gerechnet werden muss. Campylobacter zählen zu den häufigsten Erregern von Durchfallerkrankungen in Deutschland. Sie werden vor allem durch tierische Lebensmittel übertragen.

Die Bundesregierung muss beim Antibiotikaverbrauch in der Massentierhaltung nun endlich die Reißleine ziehen. Stattdessen wurde aber erst kürzlich die geplante Antibiotikaerfassung bei den Tierhaltern aufgeweicht, in dem ein unverhältnismäßig großer Teil der Betriebe davon ausgenommen wurde. Zudem schürt die Bundesregierung die Fleischproduktion in Deutschland weiter an, obwohl die Bevölkerung immer weniger Fleisch verzehrt. Statt einer ökologisch-verantwortungsvollen Tierhaltung werden so Agrarexporte befeuert, koste es, was es wolle. Die Gesundheit der eigenen Bürgerinnen und Bürger sowie das Wohl der Tiere sind ganz offensichtlich nachrangig.

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