Start / Ausgaben / BioPress 76 - Juli 2013 / Bio setzt Trends

vegetarisch

Bio setzt Trends

Vegetarische Brotaufstriche gibt es in reichlicher Vielfalt

Brotaufstriche sind ein Beispiel par excellence dafür, wie Bio-Hersteller mit innovativen Produktideen eine allgemein erfolgreiche Warengruppe ins Leben rufen können. Das gilt für süße und fruchtige Varianten ebenso wie für herzhafte und pikante. Das Bio-Angebot für den Handel wächst, gedeiht und liegt vor allem mit den herzhaften fleischlosen Varianten im Trend der Zeit.

Die Deutschen lieben Brot, was zwangsläufig eine beständige Nachfrage nach dem Belag nach sich zieht. Herzhafte Brotaufstriche mit reichlich Gemüse stellen hier eine willkommene Alternative zu Wurst und Käse dar. Vegetarisch oder komplett vegan, oft frei von möglichen Allergenen wie Gluten oder Ei sowie von unnötigen Zusatzstoffen, kommen sie dem Wunsch nach gesunder Ernährung entgegen.

Die Bio-Branche übernimmt in dieser Warengruppe die Vorreiterrolle, wobei die Produkte längst nicht mehr nur im Reform- oder Naturkosthandel zu finden sind. Vielmehr erweitern sie als praktische und haltbare Trockenprodukte zunehmend auch in Drogeriemärkten, Discountern und dem klassischen Einzelhandel die Regale mit Konfitüren oder Feinkost.

Das Gros bilden streich­feste Pasteten und lockere Cremes. Erstere basieren überwiegend auf Nährhefe und/oder Palmöl und werden fast immer in leichten, luftdichten Aludosen mit Kunststoffdeckel angeboten.

Die Cremes verdanken ihre luftig-lockere Konsistenz dagegen häufig Sonnenblumenöl und -kernen, mittlerweile abgewandelt durch Cashew-Kerne, Joghurt und anderes. Zutaten wie Tomatenmark, rote Bete oder Curry sorgen zudem für eine auch optisch appetitliche Abwechslung. Durch das Abfüllen in klare Schraubdeckelgläschen kommt diese schon im Regal gut zur Geltung.

Je nach Marke und Produkt liegen die Füllmengen zwischen 125 und 190 Gramm. Für Verkaufspreise von zwei bis drei Euro werden die Verbraucher mit raffinierten, kreativen Rezepturen und hochwertigen, vertrauenswürdigen Zutaten belohnt. Sonnengereiftes Gemüse spielt oft die Hauptrolle, daneben kommen aber auch aromatische Kräuter, ausgesuchte Gewürze, Pilze oder exotische Früchte zum Tragen.

Champignon-Pastete, Kräuter- oder Tomatenaufstrich sowie die vegetarischen Schmalzvarianten gelten als Klassiker und erfreuen sich nach wie vor großer Nachfrage. Doch greifen die Kunden, nicht zuletzt die jüngere Generation, zunehmend gern zu den neu auf den Markt kommenden Varianten mit mediterranem oder exotischem Charakter.

Ein gutes Beispiel für die spannende Auswahl an Geschmacksrichtungen findet man beispielsweise bei Petersilchen. Schon seit 1992 stellt Petersilchen (Sanchon) Bio-Brotaufstriche her und verfügt insofern über einen großen Erfahrungsschatz.

Unter dem passenden Motto So isst die Welt stehen momentan Basilikum Romana, Roter Paprika, Sonnentomate, Garam Masala mit Hokkaido-Kürbis, Crème Aubergine sowie die vegane Sorte Rote Bete Traum zur Wahl. Angeboten werden sie in 190 Gramm-Gläsern.

Zweimal jährlich stellt Petersilchen neue Produkte vor. Im Hinblick auf eine absolut sorgfältige Herstellung kann dabei durchaus noch Handarbeit angesagt sein.

Mehrere Hersteller versorgen den angestammten Absatzmarkt Naturkost- und Reformhandel. Sie sind zusätzlich als Lohnabfüller und Produktentwickler für Privat Label aktiv. So lässt das Fair-Handelsunternehmen dwp bei Petersilchen drei pikante Brotaufstriche herstellen.

Der Fairhandelsanteil der Zutaten liegt zwischen 51 und 60 Prozent. Faire Brotaufstriche sind also ebenfalls möglich, wenn auch in dieser Warengruppe noch kaum verbreitet.

Brotaufstriche sind ein relevantes Sortiment

Davon ist die Branche überzeugt und reagiert auf die Nachfrage mit regelmäßigen attraktiven Neukreationen und Sortimentserweiterungen. Auch bei den Dachmarken Bio-Zentrale, Rinatura und BioGourmet sowie Vita + Naturprodukte wächst die Auswahl.

Erstere wollen mit einem wach­senden Sortiment Kompetenz zeigen. Daher ergänzen sie ihre süß gefüllten Gläser mit bereits 18 würzigen Brotaufstrichen, von Kräuter der Provence bis zu Joghurt-Tomate-Basilikum. Ansprechend fotografisch gestaltete Etiketten zieren die vier Neuheiten Olive, Mango-Chilli, Rucola-Tomate und Mediterran. Langfristig erwägt die Bio-Zentrale, die bislang über Strecke den LEH/ SEH versorgt, weitere Vermarktungswege wie etwa Vending zu erschließen.

Bei Rinatura stehen laut Verkaufsstatistik die Sandwich-Cremes Champignon, Gemüse und Olive ganz oben auf der Beliebtheitsliste. Zahlreiche weitere Sorten sowie der Klassiker Zwiebelschmalz mit Äpfeln und Röstzwiebeln ergänzen die Liste. Frischen Wind will Rinatura jetzt außerdem mit den im April auf den Markt gebrachten Sorten Curry-Ananas, Paprika-Cashew, und Zucchini-Olive in ihr Portfolio bringen.

BioGourmet geht einen anderen Weg. Als Marken- und Vertriebsplattform ergänzen sie die nussigen und fruchtigen Aufstriche unter der eigenen Marke noch nicht selber mit einer würzigen Linie, sondern haben jetzt die Marken Culinessa und Sarah Wiener gelistet. Der Kaufmann soll durch die ideell und konzeptionell stimmigen Kooperationen ein Sortiment finden, das seine Eigenmarkenstrategie im Bio-Trockensortiment optimal ergänzt.

Culinessa-Hersteller CoSa Naturprodukte hat das Sortiment vor der Übergabe des Vertriebs in die Hände von BioGourmet stark gestrafft und nur die umsatzstärksten Produkte behalten.

Das Angebot spiegelt mit immer noch zehn verschiedenen Pasteten (inklusive einer Mixstange mit Portionspackungen), vier sommerlichen aromatischen Cremes, je drei Sorten vegetarischer Schmalz und Wurstaufstriche weiterhin eine große Spannbreite im Bereich der Brotaufstriche wieder.

Die meisten Anbieter führen sowohl Pasteten als auch Cremes. Vita + Naturproduk­te aus Österreich. Beides bezeichnet sie alle einfach als Aufstrich. Pural gehört zu den wenigen Anbietern, die sich auf Dosen mit Pasteten konzentrieren, diese jedoch in einer beeindruckenden Vielfalt von Apfel-Zwiebel bis zu edlem Grünem Pfeffer.

Über die Mutterfirma Claus Reformwaren und den Pural-Großhandel beliefert das Unternehmen vorrangig Reformhäuser und Naturkostläden. Durch Großhandels-Zukäufe sind bei den Baden-Badenern auch eine Reihe namhafte Lebensmittelkaufleute auf die Kundenliste gekommen.

Die bekannten Geschmacksrichtungen Champignon und Natur zählen zu den Rennern im Regal. Auf Platz drei und vier folgen Curry-Sesam und Olive-Paprika. Das spricht da­für, dass die Kunden in allen Vertriebskanälen ähnlich handeln und durchaus offen für Neues sind oder dass neue Kunden gewonnen werden. Passend dazu laufen die Pural-Pasteten entweder unter der peppigeren Bezeichnung  Sandwichpastete oder französisch inspiriert als Pâté.

Das Pendant findet man bei Bartels-Langness (Bela), die neben den eigenen Regiebetrieben Famila Nordost und Markant als Großhändler auch den LEH im gesamten Bundesgebiet versorgen.

Unter der Eigenmarke BioGreno führen sie eine kleine Auswahl an Aufstrichen, die mit knapp 1,80 Euro preislich auf Discounterniveau liegen. Die Zusammenstellung mit Paprika, Tomate-Basilikum, Curry-Ananas und Zwiebelschmelz könnte man sich generell als ein mögliches Einstiegssortiment vorstellen.

Aus dem Hause Vitam Hefeprodukte kommt neben Vitam auch die Marke Bitamo für den Lebensmitteleinzelhandel mit einem ähnlich breiten Angebot wie für den Naturkostfachhandel.

Die mit dem gewissen Extra

Die Auswahlmöglichkeiten an Brotaufstrichen sind also erfreulich groß. Kaufleute, die ihren Kunden zusätzlich noch etwas Besonderes anbieten möchten, werden ebenfalls fündig. Ungewöhnliche Kreationen wie Sellerie-Mus mit Haselnüssen oder Kichererbsen-Mus mit Kirschpaprika gehören beispielsweise zur noch jungen Bio-Marke Sarah Wiener. Ebenso interessant ist die Sorte Liptauer mit Salitzer Brimsen, ein pikant gewürzter österreichischer Brotaufstrich aus gesalzenem Schafs-Frischkäse.

Die Produkte der bekannten Köchin, der der Erhalt der Sortenvielfalt und traditioneller Spezialitäten besonders am Herzen liegen, tragen moderne smarte Etiketten. Nicht nur das Sortiment soll demnächst erweitert werden, sondern auch der Vertrieb, unter anderem auf Händler, die sich auf Bio-Feinkost spezialisiert haben.

Gerade im Fachhandel sei die Konkurrenz im Brotaufstrich-Segment groß. Marken wie Zwergenwiese bestimmten das Angebot. Hochwertige Produkte mit unverfälschtem Geschmack könnten sich aber auch hier behaupten. Im LEH, wo das Angebot noch klein sei, sieht Sarah Wiener dagegen generell gute Chancen.

Ein regional geprägter Charakter zeichnet auch die Produkte von La Selva und von Peijo aus. So basieren bei La Selva die aparten Gemüsecremes mit ihrem außergewöhnlich hohen Gemüseanteil sowie die sechs Bruschetta-Aufstriche auf Rezept- en und Zutaten aus der Toskana. Peijo will dagegen die libanesische Küche mit frischem Auberginenmus und Hommos aus Kichererbsen und Sesammus in Deutschland bekannter machen.

Tofu-Aufstriche sind eine weitere spannende Ergänzung im Aufstrichangebot. Die Tofurei Lord of Tofu bietet hier vier verschiedene Sorten im kleinen Glas zum Streichen oder Schneiden an, die vegan und glutenfrei sind wie das gesamte Sortiment.

Am besten laufe die südländisch gewürzte Sorte Sultanstofu mit Räuchertofu und Tomatenmark, stellt Geschäftsführerin Ulrich fest. Als Bioland Betrieb verwendet das Unternehmen wo immer es geht Bio-Rohstoffe aus Deutschland, seien es die selbst zu Tofu verarbeiteten Sojabohnen oder die Sonnenblumenkerne.

Bei Tofutown.com bekommt der Kaufmann die erst vor kurzer Zeit gelaunchte Marke Veggie Street mit klassischen Streichcremes im Glas und Pasteten in der Dose, die sich durch ihr gutes Preis-Leistungsverhältnis auszeichnen. Zudem bietet auch Tofutown unter der Hausmarke Viana verschiedene Aufstriche auf Basis von Tofu an.

Dabei unterscheiden sie zwischen Tofucremes (Tiefziehschalen) und Tofu-Hefe-Aufstrichen (Dosen). Für diese setzen sie eine neu entwickelte Bio-Hefe ein, die auf einer Nährstoffgrundlage aus Bio-Getreide und -Sojabestandteilen wächst und für einen feinen Schmelz sowie intensiven, aber milden Geschmack sorgen soll. Mit Sorten wie Massala Curry oder Tomate Pastasciutta ragt die Linie aus der Masse heraus.

Passend dazu gestaltet Viana auch den Markenauftritt ungewöhnlich und jugendlich: Die Dosen und Schalen tragen moderne, bunte grafische Symbole, die Produkte originelle englische Namen wie etwa Sexual Healing.

Gesund, abwechslungsreich und vielseitig

Es gibt viele Gründe, die für Bio-Brotaufstriche sprechen. Sie liegen absolut im Trend zu vegetarischer Ernährung, wo­bei die Branche die komplett veganen Produkte weiter deutlich auf dem Vormarsch sieht. Die Zutatenlisten lassen erkennen, dass die Produktentwicklung auf sorgfältiger Planung und Erfahrung fußt.

Dabei gehen die Anbieter durchaus auf aktuelle Diskussionen ein. Stichwort Palmfett und Nährhefe. Bei der Fachhandelsmarke Tartex (Wessanen) heißt es, dass man für die Pasteten ausschließlich Sonnenblumenöl und Palmkernfett aus ökologischem, nachhaltigem Anbau verwende.

Palmöl, das im konventionellen Bereich als Hauptverursacher für die massive Regenwald-Zerstörung gilt, ist von Natur aus schon bei Zimmertemperatur fest. Der Vorteil, dadurch auf eine Fetthärtung verzichten zu können, und die gute Hitzestabilität sind der Grund dafür, dass Palmfett so oft eingesetzt wird.

Nicht wenige Bio-Hersteller, unter anderem Rinatura, verzichten mittlerweile aber darauf und arbeiten alternativ mit Sonnenblumenöl oder Kokosfett. Das Gleiche gilt für Nährhefe, die zwar reichlich B-Vitamine und Mineralstoffe liefert, aber wegen des typischen fleischähnlichen Aromas teilweise abgelehnt wird. Die Verpflichtung, Bio-Hefe einzusetzen, beginnt aufgrund der Übergangsfrist erst 2014.

Ehrliche Zutatenlisten und die Freiheit von Konservierungsstoffen sprechen für Bio-Brotaufstriche. Als Vollkonserven sind die Produkte über zwölf Monate haltbar. Die meisten Hersteller setzen bei der Verpackung auf leichte Aluminium-Weichdosen oder Gläser. Eine Ausnahme bilden die Brotaufstriche in der Tube von Gautschi Spezialitäten. Bislang erst im Schweizer Handel zu finden, steht das Unternehmen jetzt auch mit einem deutschen Importeur im Kontakt.

Abwechslungsreich sind nicht nur die Sorten. Vielmehr lassen sich die Brotaufstriche auch flexibel verwenden. Zum Service der Anbieter gehört, dass sie meist entsprechende Vorschläge mitliefern, etwa für die Herstellung von Dips und gefüllte Pita-Taschen, Finger-Food, Salat- oder warme Saucen. Zur Weitergabe an die Kunden neben Verkostungen bestens geeignet.

Bettina Pabel

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