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Fairtrade

Bio und Fair gehören zusammen

500 Millionen Euro im fairem Handel überschritten

Faire Handelsbeziehungen gehören seit jeher zum Wertekatalog der Bio-Branche. Ebenso wie reine Fairtrade-, verfolgen auch Bio-Unternehmen hier unterschiedliche Ansätze mit verschiedenen Schwerpunkten. Die Bio-Branche stellt sich heute vermehrt der Diskussion, wie ihr Verhalten gegenüber Partnern entlang der Wertschöpfungskette ist und zwar nicht nur in südlichen Entwicklungsregionen.

Die Frage, wie sich mit Bio und Fair gemeinsam der Welthunger besiegen und langfristige Nahrungsmittelsicherheit erreichen lässt, war das zentrale Thema des diesjährigen FairForums. Dabei wurden zum einen positive Erzeuger-Beispiele vorgestellt und zum anderem neue Projekte und Initiativen, die mit einem holistischen Ansatz zu einer gerechteren Wirtschaft führen wollen.

Die Gepa blickte auf 40 Jahre fairen Kaffee in Deutschland zurück. Den ersten Kaffee, der 1973 den Grundstein für die Entwicklung des Fairen Handels legte, bezog die Gepa vom guatemaltekischen Genossenschaftsverband FEDECOCAGUA.

Die Partnerschaft besteht noch immer, doch steht anstelle des damaligen einfachen Indio-Kaffees heute der hochwertiger Bio-Länderkaffee Guatemala Pur im Regal und ergänzt eine Auswahl von insgesamt 70 fairen Kaffeesorten.

Ergebnisse einer Studie von TransFair e.V. und Max Havelaar sagen, dass Fairer Handel die ländliche Entwicklung einer ganzen Region fördern und so die Armut in einem größeren Umfeld verringern kann. Dazu müssen jedoch die Produzenten und das Management gut organisiert sein und sich ernsthaft für den fairen Handel einsetzen. Und die Fairtrade-Absätze müssen entsprechend hoch sein.

Wachsende Zahl an fairen Produkten

Mit Blick auf die Ausdehnung des fairtrade-Anspruches ging es beim FairForum aber auch um die Zukunft von Fairtrade, etwa bei einem Podiumsgespräch mit Sprechern von drei verschiedenen Zertifizierern (Naturland Fair, Ecocert, Soil Association), der französischen Vereinigung PFCE und der Gepa.

Die erfahrenen Redner stellten die stetig wachsende Vielzahl an Produkten, die als Fair gekennzeichnet sind, dabei klar als Mut machenden Erfolg und Ausdruck eines wachsenden Verbraucherinteresses heraus. Auf der anderen Seite warnten sie aber auch vor einer möglichen Verwirrung oder gar Siegel-Müdigkeit.

Für den überwiegenden Teil der Bevölkerung sei Fairtrade noch immer ein Fremdwort, mit dem sie wenig verbinden. Wenn mehr Menschen beim Einkauf eine faire und ökologische Herstellung berücksichtigen sollen, müsse deshalb weiter in die Verbraucheraufklärung investiert werden. Die Möglichkeiten dazu hätten sich heutzutage enorm vergrößert, so dass sich in kurzer Zeit immer mehr Menschen erreichen ließen.

Einig war sich das Podium darin, dass auch die Transparenz weiter wachsen müsse. Ein anderes Thema, das auf der ganzen BioFach mehr oder weniger ständig präsent war, diskutierte die Runde dagegen durchaus kontrovers: die zunehmende Monopolisierung. Es wurde davor gewarnt, dass die Macht in der Hand weniger Big Player liege und diese möglicherweise die Zertifizierungen beeinflussen und aufweichen könnten.

Rainforest Alliance weniger streng

Fairtrade sei schließlich noch nicht gesetzlich definiert. Wiederum sei es wichtig, die Unterschiede zwischen Fair und Bio-Siegeln zu weniger strengen Labeln wie Rainforest Alliance deutlich zu kommunizieren. Die andere Seite sah dagegen ein vorsichtiges Ja der großen Konzerne zu mehr Zusammenarbeit und Offenheit. Damit stiegen die Chancen, dass Fairtrade-Produkte ihren Nischenplatz verlassen könnten.

Für das Ankommen im Bewusstsein der Bevölkerung sprechen auch die Umsätze mit Fairtrade-zertifizierten Produkten, die Fairtrade Deutschland bekannt gab. Laut Geschäftsführer Dieter Overath erhöhten sich die Umsätze im vergangenen Jahr auf rund 500 Millionen Euro. Wegen der guten Absätze von zunächst nur fairtrade zertifizierten Produkten im konventionellen Handel – unter anderem konventionelle Fairtrade-Bananen, nachdem bis dahin 100 Prozent auch Bio waren – verringerte sich jedoch der prozentuale Bio-Absatz.

Neue fairtrade Rohstoffe erweitern das Angebot

Neue Kooperationen trügen zu einer Sortimentserweiterung bei, so Overath. Davon konnten sich die Besucher bei den Ausstellern gleich überzeugen und neue Produkte mit fair gehandelten Zutaten entdecken, zum Beispiel in Milchprodukten. Während etwa Andechser Natur in Jogurts und Quark Fairtrade-Kaffee einsetzt, süßen die Milchwerke Berchtesgadener Land Frucht- und Alpenzwerg-Jogurts jetzt mit Naturland fair-Rohrohrzucker von dwp.

Eine spannende Entwicklung ist derzeit in Punkto Palmöl zu verfolgen. Obwohl das Öl wegen der Regenwaldzerstörung zu recht oft einen negativen Beigeschmack hat, ist es nach wie vor für Kekse, Aufstriche und diverse andere Produkte eine kaum ersetzbare Zutat.

Dank besserer Verfügbarkeit können immer mehr Hersteller Palmöl aus ökologischem Landbau verwenden. Dieser erhebliche Fortschritt wird erhöht, wenn beim Handel zugleich faire Maßstabe angelegt werden.

Exemplarisch nennen kann man hier das Bio-Palmölprojekt Serendipalm, das der amerikanische Seifenhersteller Dr. Bronner’s vor fünf Jahren in Ghana gegründet hat und das Hunderten von Kleinbauern, Arbeitern und Mitarbeiterinnen in der Ölmühle Arbeit und soziale Sicherheit gibt.

Das Fair-for-Life-Siegel der IMO bestätigt die fairen Bedingungen des erzeugten Bio-Palmöls. Mittlerweile kann Dr. Bronner mit dem Öl aus Ghana nicht nur seinen gesamten Eigenbedarf decken, sondern mit dem Öl kann zugleich eine wachsende Zahl von Kooperationspartnern wie Rapunzel und die Gepa beliefert werden.

Bettina Pabel

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