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Tegut

Der Kunde ist sein eigener König

tegut... hat Ex-Tengelmann-Märkte integriert

Zwanzig auf einen Streich: Der Mittelständische Lebensmittelfilialist (MLF) tegut... aus Fulda hat die im März von Tengelmann übernommenen Supermärkte integriert. 20 Märkte im Rhein-Main-Gebiet hat das Fuldaer Handelsunternehmen von Tengelmann-Chef Erivan Haub gekauft. Das mittelständische Unternehmen mit Sitz in Fulda betreibt 300 Lebensmittelmärkte und beschäftigt 6.200 Mitarbeiter.

„Wir haben gute Standorte mit guten Mitarbeitern bekommen“, urteilt tegut... Vorstandsvorsitzender Thomas Gutberlet. Von der Kleinfläche mit 170 Quadratmeter bis zum Supermarkt mit 1.400 Quadratmeter reichen die Größenklassen. „Der Vorteil bei einer Übernahme ist, dass man weiß, was man hat. Man muss die Einkaufsstätten nur noch in die eigene Struktur integrieren“, erklärt Gutberlet.


tegut Vorstandsvorsitzender Thomas Gutberlet

Neben der Übernahme hat tegut... 2010 drei Neu-Eröffnungen geplant. Das Handelsunternehmen expandiert in diesem Jahrzehnt vornehmlich im Rhein-Main-Gebiet. Mit 3.000 Bio-Artikeln im Sortiment passt der Filialist hervorragend in die kaufkräftige Landschaft in Südhessen. Der Ballungsraum ist schließlich eine Bio-Hochburg. tegut... ist mit den beiden Produktionsbetrieben herzberger Bäckerei und kff (kurhessische fleischwaren fulda) selbst Bio-Hersteller.

Die Tengelmann-Märkte waren ein Glücksfall. MLF können in der Regel nicht durch Übernahme expandieren. Unternehmen dieser Größenordnung müssen passende neue Standorte finden. Dabei kann tegut... mit 300 Märkten nicht in Verdrängung gehen. In kleinen Orten große Flächen belegen, funktioniert bei dem kleinen Netz nicht. Unrentable Standorte können nicht mitgetragen werden, dafür ist der Filialist nicht groß genug. Mit dem Trend der Flächenausweitung im Handel kann Gutberlet nicht mitgehen.

„Nähe ist heute das Kriterium für die Wahl der Einkaufsstätte. Die Kunden sind es gewohnt, nur kurze Wege zu fahren“, erklärt der Vorstandsvorsitzende. Bequemlichkeit verbindet sich hier mit Nachhaltigkeit für den Konsumenten.

Gutberlet sieht auch wenig Grund für den Kunden weitere Wege zurückzulegen: „Im Handel ist die Differenzierung gering. Wir haben alle die gleichen Produkte zum gleichen Preis“. Der regionale Filialist versucht anders zu sein und neue Ideen zu entwickeln.

Das ist in der Vergangenheit gelungen. Die Hausbäckerei herzberger hat komplett auf Bio umgestellt und versorgt den Vorkassen- als auch den SB-Bereich der Märkte. kff punktet mit regionalem Bio-Fleisch und biologischen Fertiggerichten. Damit kann sich der hessische Filialist von nationalen Vollsortimentern absetzen. Auch mit eigenen Kochrezepten oder Geschichten, die zum Produkt erzählt werden können, versucht sich tegut... zu unterscheiden.

Die Differenzierung funktioniert: „Die Leute kennen uns. Sie sind nicht überrascht, wenn sie im Taunus das tegut... Schild an einem Markt sehen“. Die Menschen im Rhein-Main-Gebiet haben die Fuldaer in positiver Erinnerung. Der regionale Lebensmittelhändler ist für sein Bio-Engagement und seine Qualitätsphilosophie bekannt.

Soll der Kunde Qualitätsprodukte wie Bio kaufen, braucht er mehr Kaufkriterien als den Preis. Dazu muss er informiert sein. „Der Kunde ist sein eigener König. Unser Anliegen ist es, den Kunden transparent zu informieren, damit er selbstständig, aus eigenem Urteil heraus handelt.“, erläutert der Firmenchef. Damit gibt er dem Spruch, der Kunde ist König, einen anderen Sinn.

Das wird im Haus vermittelt, zum Beispiel mit Vorträgen und Kochkursen. „Selbstkochen kann nicht nur Spaß machen. Es ist preiswerter als auf Fertiggerichte zurückzugreifen. Die Teilnehmer lernen die Wirkung von Gewürzen kennen und entwickeln dadurch Ernährungsbewusstsein.“, erklärt Gutberlet. Der Supermarkt kann mehr sein als eine Verkaufsstelle.

In Vorträgen wird Ernährungswissen vermittelt. Wer zum Beispiel Obst und Gemüse saisonal kauft, kann sich Qualität leisten. „Wir sagen nicht, du musst Bio kaufen. Der Kunde soll selbst entscheiden, was für ihn am besten ist“, führt Gutberlet aus.

Anton Großkinsky

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