Lebensmitteleinzelhandel
Von Migros bis Aldi Nord: Foodwatch erstellt Supermarkt-Ranking
Engagement für Pestizidreduktion unter der Lupe

Die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch hat 21 Einzelhandelsketten in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und der Schweiz nach ihren Strategien und Maßnahmen zur Reduktion von Pestiziden in der Lebensmittelproduktion befragt und anschließend ein Ranking erstellt. Gewinner ist Migros in der Schweiz, Verlierer Aldi Nord in den Niederlanden. Der deutsche Einzelhändler tegut landete auf Platz 2, die übrigen befragten Händler in Deutschland (Edeka, Rewe, Lidl und Aldi Süd) befinden sich im Mittelfeld.
Zwar hätten einige Supermärkte, darunter Edeka, den Einsatz von Pestiziden beim Anbau von Obst und Gemüse als Problem erkannt. Die Reduktionsstrategien zielten jedoch vor allem darauf ab, Pestizidrückstände in den Endprodukten zu reduzieren und nicht, den Gebrauch von Ackergiften schon beim Anbau zu senken.
„Es reicht nicht aus, hübsche Plakate aufzuhängen und ein paar Bio-Produkte anzubieten. Aldi, Rewe & Co. müssen endlich ernst machen und den Einsatz von Pflanzengiften reduzieren – insbesondere auf den riesigen Getreideanbauflächen“, betont Annemarie Botzki von Foodwatch.
Dem Pestizideinsatz in der Getreideproduktion galt ein Hauptaugenmerk der Befragung. Laut Foodwatch ist jedes dritte Getreideprodukt in Europa mit Ackergiften belastet. In Deutschland entfielen etwa 45 Prozent des gesamten Pestizideinsatzes auf Weizen und Gerste. Die Ausmaße des Problems hat die Organisation im vergangenen Herbst im Bericht ‚The Dark Side of Grain‘ zusammengefasst.
Im Ranking liegt tegut zwar im Bereich von pestizidfreiem Obst und Gemüse vorne und hat bei Backwaren bereits einen Bio-Anteil von mehr als 40 Prozent erreicht, der Schweizer Supermarkt Migros hat aber als einziger der untersuchten Händler eine ehrgeizige Strategie zur Reduzierung des Pestizideinsatzes bei Getreide formuliert. Schon jetzt werden in jeder Getreidekategorie – zum Beispiel Brot, Müsli und Backwaren – pestizidfreie Produkte angeboten. Das Unternehmen unterstützt Landwirte bei der Umstellung auf pestizidfreien Anbau und will bis spätestens 2030 ausschließlich Produkte anbieten, die ohne Pestizideinsatz hergestellt wurden.
„Das Beispiel Migros zeigt: Ein pestizidfreier Supermarkt ist keine absurde Utopie. Die Instrumente liegen auf dem Tisch“, so Botzki. Demgegenüber sieht Foodwatch bei den deutschen Händlern noch viel Luft nach oben. Edeka hat immerhin eine Strategie zur Pestizidreduktion bei Zitrusfrüchten aufgestellt und landete im Ranking auf Platz 7. Bei Rewe, Lidl und Aldi Süd sucht man nach entsprechenden Reduktionsstrategien vergeblich – punkten konnten die Händler durch vergleichsweise umfangreiche Bio-Sortimente. Schließlich sind bei allen untersuchten Supermärkten nur wenige oder gar keine Daten zum Einsatz von Pestiziden in der Primärproduktion vorhanden.
Foodwatch fordert die Händler nun auf:
- sich zu verpflichten, das gesamte Getreidesortiment pestizidfrei zu machen
- pestizidfreie Getreideprodukte in der Beschaffung zu bevorzugen – mit einem Übergangsplan für Landwirte, der ihnen faire Preise garantiert
- jährlich Daten zu veröffentlichen, aus denen hervorgeht, welche Produkte pestizidfrei produziert werden.
Im Herbst hat foodwatch die Petition ‚Brot ohne Pestizide!‘ gestartet, mit der Handelsketten aufgefordert werden, ihre Marktmacht für eine pestizidfreie Getreideproduktion zu nutzen. Über 70.000 Menschen haben den internationalen Aufruf bereits unterschrieben.