Edeka
Bio bringt Schwung
Edeka-Struve in Hamburg betreibt Bio auf Premium-Niveau
Die Familie Struve betreibt in Hamburg an zwölf Standorten qualitätsorientierte Lebensmittel-Märkte mit einer vierstelligen Zahl an Bio-Produkten. Vier E-Center Struve zwischen 2.500 und 4.000 und acht Schlemmer Märkte zwischen 400 und 1.400 Quadratmeter Fläche machen in der Hansestadt ein Feinkost betontes Lebensmittelangebot. Robin Struve, Mitglied der Geschäftsleitung, hat sich vor eineinhalb Jahren dem Bio-Sortiment angenommen. "Wenn man sich nicht intensiv darum kümmert, bleibt der Erfolg aus", weiß der Kaufmann.
Robin Struve vor dem Schlemmer-Markt in Hamburg Edeka-Struve bietet den Hamburgern Lebensmittel auf hohem Niveau. Das Standardsortiment kommt von der Edeka-Großhandlung. Die selbstständige Kaufleute Wolfgang Struve und seine Söhne Robin und Philipp erweitern es, indem sie zusätzlich Feinkost beschaffen. "Wir setzen dem Standardsortiment durch die eigenen Einkäufe die Krone auf", beschreibt Robin Struve das Geschäftsprinzip. Was die Vorstufe ihm nicht bieten kann, besorgt er sich bei Streckenlieferanten. 300 Lieferanten müssen bewältigt werden. Allein 30 versorgen die Märkte mit 1.500 Bio-Produkten. Struve wiederum bündelt Ware durch Broker, um den Lieferverkehr zu den einzelnen Märkten zu verringern.
Die Struve-Kunden sind anspruchsvoll und wünschen Beratung und Service. Sie kommunizieren mit den Markt-Mitarbeitern im persönlichen Gespräch, per Telefon oder E-mail. Da wird dann nicht nur über Preise geredet, sondern über den Geschmack und gefragt, warum es dieses oder jenes nicht gibt. "Wir beschaffen die gewünschten Waren, wenn es möglich ist", beschreibt Struve den Unterschied zu einem Regiebetrieb. Ein Umfeld, in dem Feinkost, Spezialitäten und Bio-Produkte gedeihen.
Bio-Sortiment aufgebaut
Ein auf die individuellen Bedürfnisse seiner Kunden zugeschnittenes Bio-Sortiment von 1.500 Artikeln hat die Firma Struve zusammengetragen. Trocken, frisch, tiefgekühlt, die Angebotsformen SB und Bedienung werden abgedeckt. In allen Warengruppen soll es ein biologisches Angebot geben. Spirituosen und frisches Brot fehlen allerdings noch. Beim Brot gab es mehrere erfolglose Versuche. Der junge Kaufmann hat Spaß an Bio-Lebensmitteln und ist dabei, Lücken zu schliessen: "Die BioFach zum Beispiel ist äußerst innovativ, da entdecke ich bei jedem Rundgang zehn neue Produkte".
Struve war engagierter Sparhändler und hat nach der Übernahme durch die Edeka umgeflaggt. Die Familie betreibt zwei Formate: Schlemmer Markt und E-Center. Der Schlemmer Markt ist ein Feinkost-Supermarkt, wie der Name sagt. Genussmittel wie Kaffee, Tee, Wein und Süßwaren werden hier zelebriert. Die Klientel ist durchaus bioaffin. Die Schlemmer Märkte sind gewachsene Strukturen und bilden den Kern des Familienunternehmens. Später kamen die Großflächen dazu, die den kreativen Kaufleuten Möglichkeiten bieten, sich zu entfalten.
Struve gibt einen eigenen Handzettel heraus, um seine Individualität zu vermitteln. Er wählt ein schweres Papier mit edler Anmutung. Das Bio-Angebot nimmt mit zwei Doppelseiten breiten Raum ein. E-Center Struve und Schlemmer Markt unterscheiden sich wiederum auf der Rückseite. Für die E-Center wird Non-Food beworben und für die Schlemmer Märkte gibt es ein Kochrezept.
Bio-Weine aus dem hauseigenen Katalog
Mehr als 1.000 Sorten Wein und Spirituosen führt Struve. Dazu gibt es einen hauseigenen Katalog, in dem auch 14 Bio-Weine und ein Prosecco von Mack & Schüle mit Preisen von 3.49 bis 9.99 Euro aufgeführt sind. Außerdem wird noch der Carstens SC Bio-Sekt geführt. Das bewegt sich im unteren bis mittleren Preissegment und ist nach oben längst nicht ausgeschöpft.
Das Familienunternehmen hat sich für eine dynamische Platzierung in den Warengruppen entschieden, statt des statischen Bio-Blocks. Die Preisschilder und Regalstopper weisen auf Bio hin. Bio ist zur Normalität geworden im klassischen Handel und von der Ecke ins Regal gewandert. Der Gang durch die Struveschen Märkte zeigt: Bio ist in der Mitte angekommen.
Edeka-Struve bietet seinen Kunden mit Bio-Lebensmitteln echten Mehrwert. Bio bringt Schwung in den Markt. Wer aktiv verkaufen will, hat Argumente: Süßwaren ohne Gelatine, Säfte ohne Zuckerzusatz, Schokolade mit hohem Kakao-Anteil.
Im E-Center in Lokstedt mit 2.500 Quadratmetern und 110 Parkplätzen stehen mehr als 25.000 Artikel, darunter alle 1.500 bei Struve gelisteten Bio-Produkte. Marktleiter Schwanke setzt auf Innovation. Er will den Kunden Neues bieten: "Jeden Tag das Gleiche, macht keinen Spaß".
In den E-Centern mit Getränkemarkt und gutem Parkplatzangebot blüht der Kistenverkauf. Eine Chance für Bio-Getränke, die bisher überwiegend flaschenweise abgesetzt werden.
Bedienungstheken mit Fleisch, Wurst, Käse und Feinkost-Salaten werden mit Kompetenz betrieben. Der anspruchsvolle Kunde bekommt hier seinen persönlichen Service. Auf den Großflächen wird von den Kunden SB präferiert.
Gefragtes Bio-Fleisch
Die 40 Bio-Artikel des Edeka-Fruchtkontors sind alle im Angebot und das Bio-Gutfleisch fehlt natürlich nicht. Rind, Kalb und Schwein stehen zur Wahl. "Fleisch ist einer der stärksten Bio-Artikel bei uns", erzählt Struve. Die Bio-Wurst von Rack & Rüther für die Theke gibt es auch im hohen Norden. In der Kühlung findet man das Wurstsortiment von Bio-Wertkost und Dieter Hein. Als Alternative zu Rind und Schwein kann der Kunde zu Friki-Geflügelwurst greifen.
Die Hamburger Traditionsräucherei Friedrichs ist mit Bio-Lachs vertreten, ebenso Krone. Bio-Käse gibt es nur in SB, aber Struve verhandelt gerade mit einem Großhändler über ein Bio-Bedienungskäse Sortiment. In der Frische hat er mit Mosna- und Alb-Gold-Teigwaren Premium-Artikel zu bieten. Bei der weißen Molkerei-Linie hebt er sich vom Wettbewerb mit Andechser Lassi, probiotischem Trinkjoghurt und Frischmilch vom Hamfelder Hof ab.
Als Milchersatz gibt es Soja-Produkte von Alpro. Tofu tut sich im LEH schwer. In den Märkten des Hamburger Familienunternehmens hat das Nahrungsmittel asiatischen Ursprungs Fuß gefasst. Mit den Kühlmann-Feinkost-Salaten und den Rogge Baguettes ist frische Convenience vorhanden. Roggenkamps frische Suppen mit exotischen Rezepturen wurden gerade erfolgreich eingeführt. Das erklärungsbedürftige Produkt kommt in der Hansestadt bestens an. Das junge Bio-Unternehmen will bald auch Eis und frische Babykost nach Hamburg liefern. Gekühlte Säfte von Nature's Best stehen ebenfalls im Regal.
Beim Bio-Trockensortiment liefert der hanseatische Bio-Lieferant Bode mit 200 Produkten neben der Edeka Handelsmarke Bio Wertkost den Grundstock. Daneben hat sich Struve noch erheblich verstärkt mit moderner Convenience und Feinkost von unterscheidlichen Anbietern. Biosal Fix-Produkte sorgen dafür, dass Geschnetzeltes, Kartoffel-Gratin usw. schnell und würzig auf dem Tisch stehen. Italienischer Balsamico von Mazzetti oder Ortalli aus Modena sind zu bekommen. Türkisches Bio-Olivenöl zum Literpreis von 14 Euro stehen oben in den Regalen. Edle Essige und Öle in Bio-Qualität sind in einer weit größeren Auswahl als in Supermärkten üblich vorhanden.
El rojito Kaffee für Liebhaber der braunen Bohnen gibt es, ebenso wie den Hamburger Fairmaster aus einer kleinen Rösterei in der Stadt. Per Fahrrad wird er täglich röstfrisch ausgeliefert. Die Kilo-Preise für die Edelröstungen liegen jenseits der 20 Euro. Den Schlemmern ist der Kaffee soviel wert.
Das hochwertig aufgemachte Bio-Pasta-Sortiment von ALB-GOLD steht im Nudelregal. Die neuen Kattus Bio-Teigwaren sind vorhanden. Das biologische Vollwert-Sortiment von Rinatura wird ebenfalls angeboten. Die Gepa ist mit ihrem Fairtrade-Regal vertreten.
Im Sommer wird die Bio-Linie der Fleischwerke Zimmermann mit Dosensuppen und Wurstkonserven eingeführt.
Eine Chance für Bio-Markenartikel
Außerdem hat das Familienunternehmen eine Vielzahl von Markenartikeln in Bio-Qualität gelistet, zum Beispiel Ruf Backzutaten, Dr. Oetker Backmischungen, Reis von Müller's Mühle, Funny frisch Kartoffelchips, Wagner TK-Pizza und Coppenrath & Wiese TK-Brötchen. Die Preisführung der Markenartikler lässt keine Tendenz für einen Verfall erkennen, ganz im Gegenteil: Ihnen ist Bio einiges wert. Auch mit Naturkosmetik von Speick, Töpfer, Nature friends und Weleda können die Hamburger punkten.
Im Schlemmer Markt in der Eppendorfer Landstraße mit 900 Quadratmetern stehen 14.000 Artikel in niedrigen 1,60 Meter Regalen. Das schafft Übersichtlichkeit und Behaglichkeit beim Rundgang. Mit einer Flächenleistung von 8.000 Euro ist das Haus im noblen Stadtteil Eppendorf der stärkste E-Struve. Das Bio-Sortiment ist gegenüber den E-Centern auf weniger als 1.000 Produkte reduziert.
Das Bio-Einstiegssortiment der Edeka, das sich gegen die Bio-Linien der Discounter wendet, ist an solchen Standorten weniger interessant. Die Spannen wären angesichts hohen Personalaufwands und teurer Einrichtung nicht attraktiv. Der Anteil der Bedienungsware ist überproportional hoch. Fleisch wird hier ausschließlich über die Theke verkauft. Ein ausführliches Verkaufsgespräch ist Usus. Die Weinabteilung ist durch den Ausbau mit Holz edel gestaltet und überproportional groß.
"Hier macht Lebensmittel verkaufen Spaß", berichtet Struve. Täglich sind die Inhaber in den Märkten unterwegs und pflegen den Kontakt zu Mitarbeiter und Kunden. Die Kaufmannsfamilie kennt ihre Märkte genau.
Anton Großkinsky