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Außer-Haus-Verpflegung

Bio in Kommunen: viel Bewegung, noch viel Potenzial

Initiative BioBitte spricht mit Werner Ebert, Geschäftsführer des Bio-Städte-Netzwerks

Bio in Kommunen: viel Bewegung, noch viel Potenzial © Merkel-Schlenska
Werner Ebert

Wie können Kommunen den Anteil an Bio-Lebensmitteln in der öffentlichen Verpflegung gezielt erhöhen? Welche politischen und praktischen Hebel wirken und wo gibt es derzeit noch Hürden? Werner Ebert ist Geschäftsführer des Bio-Städte-Netzwerks und unterstützt Kommunen bei der Umsetzung der nationalen Bio-Strategie. Die Initiative BioBitte hat ihn zum Status quo von Bio in Städten und Gemeinden befragt.

„Grundsätzlich muss man festhalten, dass das Thema Bio langsam, aber sicher in den Kommunen ankommt“, berichtet Ebert. Nicht nur im Rahmen des Bio-Städte-Netzwerks würden immer mehr Städte und Gemeinden aktiv. Und Kommunen, die sich nicht engagieren, gerieten zunehmend in Erklärungsnot. Auch die Unterstützungsangebote von Bund und Ländern seien gewachsen und das Zusammenspiel von Bund, Ländern und Kommunen habe sich in den letzten Jahren verbessert.

In einigen vorbildlichen Städten erreichten bestimmte Einrichtungen heute Bio-Anteile von 80 bis 90 Prozent. Die meisten bewegten sich allerdings noch im Bronze-Bereich der neuen Bio-Außer-Haus-Verpflegungsverordnung (Bio-AHVV), also Bio-Anteilen von 20 bis 49 Prozent. „Da gibt es noch erhebliches Potenzial“, so Ebert.

Als Positivbeispiel nennt der Experte die Stadt Augsburg, in deren Kitas der Bio-Anteil in der Verpflegung innerhalb weniger Jahre auf rund 80 Prozent gesteigert wurde. Möglich war das etwa, weil die Bereichsleitung vollkommen hinter dem Vorhaben stand. Außerdem wird in einem Stadtratsbeschluss von Augsburg das Thema Ernährung ausdrücklich als Teil der pädagogischen Arbeit anerkannt. 

„Der wichtigste Hebel, um den Bio-Anteil in Kantinen, Kitas und Schulen zu steigern, ist ganz klar die politische Rückendeckung“, betont Ebert. Klare Beschlüsse, die konkrete Bio-Ziele vorgeben, seien eine entscheidende Grundlage. Zweitens brauche es engagierte Mitarbeiter in der Verwaltung, die das Ziel praktisch vorantreiben. Und am Ende müsse auch die finanzielle Ausstattung vorhanden sein – obwohl Ebert das Narrativ von ‚zu teuer‘ als Vorurteil abtut. Um Kommunen zu zeigen, wie eine Ausschreibung für Bio-Ware aussehen kann, hat das Bio-Städte-Netzwerk 2017 einen Leitfaden erstellt, der Anfang dieses Jahres überarbeitet wurde.

Neben Bio versuchten viele Kommunen, mehr Ware regional zu beziehen. Ein Problem bei der regionalen Beschaffung sei allerdings, dass Regionalität in Ausschreibungen rechtlich nicht direkt vorgegeben werden darf. Stattdessen organisieren Kommunen ‚Speeddating‘-Veranstaltungen, um Küchen und Lieferanten zusammenzubringen. Oder die Öko-Modellregionen vermitteln passende Betriebe.

„Die Gemeinschaftsgastronomie ist ein zentraler Hebel, um Bio in die Fläche zu bringen“, stellt Ebert fest. Neben Initiativen wie BioBitte seien auch die gesetzlichen und finanziellen Rahmenbedingungen wie etwa die neue Bio-AHVV elementar. Seien Kommunen bei deren Umsetzung aktuell noch etwas unsicher, so erhofft sich Ebert dadurch in den kommenden Jahren einen weiteren Schub.

BioBitte ist eine Initiative des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) und Teil des Bundesprogramms Ökologischer Landbau (BÖL). Sie unterstützt Politik, Verwaltung, Vergabestellen und Küchenleitungen dabei, den Anteil ökologischer Lebensmittel in öffentlichen Küchen zu steigern, durch Vernetzung, Erfahrungsaustausch, Informationen und andere Hilfestellungen.

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