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Landwirtschaft

Bündnis tritt für Saatgut-Vielfalt ein

Schutz vor Patenten und Gentechnik gefordert

Bündnis tritt für Saatgut-Vielfalt ein © Nick Jaussi
Vertreterinnen des Bündnisses überreichen eine Erntekrone an Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (li.)

Anlässlich des Erntedankfestes am 5. Oktober hat ein Bündnis aus kirchlichen Entwicklungsorganisationen und bäuerlichen Interessenvertretungen gestern eine Erntekrone an Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, überreicht. Sie fordern den Schutz der gentechnikfreien Landwirtschaft samt vielfältigem Saatgut und die Wahrung bäuerlicher Rechte.

Die Erntekrone soll für die Dankbarkeit gegenüber der Natur, die Wertschätzung bäuerlicher Arbeit und eine gute Ernte stehen. Angesichts von Klimaveränderungen und Wetterextremen ist diese für bäuerliche Betriebe in Deutschland und weltweit immer schwerer zu erzielen. Große Agrarkonzerne gewinnen durch Patente immer mehr Kontrolle über den Saatgutmarkt und vielfältiges, lokal angepasstes Saatgut steht immer weniger zur Verfügung. Dazu kommt die geplante Deregulierung Neuer Gentechnik, die eine gentechnikfreie Saatgut- und Lebensmittelerzeugung gefährdet.

„Wenn neue Gentechnik in der EU kaum noch geprüft und gekennzeichnet wird, wenn Pflanzen patentiert werden können und wenige Konzerne das Saatgut kontrollieren, verlieren Bäuerinnen und Bauern in Europa und weltweit die Kontrolle darüber, was sie anbauen“, beschreibt Kathrin Schroeder, Abteilungsleiterin Politik und globale Zukunftsfragen bei Misereor, die Situation. Weniger Auswahl auf dem Feld bedeute auch weniger Sicherheit auf dem Teller. „Wenn alle das Gleiche anbauen, kann eine Krankheit ganze Ernten vernichten – und das betrifft am Ende uns alle.“

Die Reform der EU-Saatgutverordnung und die Verordnung zu Neuer Gentechnik würden am Ende darüber entscheiden, ob bäuerliche Rechte gestärkt oder weiter eingeschränkt werden. Das Bündnis fordert daher, die ‚UN-Erklärung über die Rechte von Bäuerinnen und Bauern‘ (UNDROP) von 2018 zur Grundlage der Gesetzgebungen zu machen.

„Wir fordern die Bundesregierung auf, sich in Brüssel für klare Regeln einzusetzen: Saatgut muss für Bäuerinnen und Bauern frei zugänglich und tauschbar bleiben, nur so bleibt die Vielfalt erhalten,“ erklärt Claudia Gerster, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V. und Bäuerin aus Sachsen-Anhalt. Durch wirksame Koexistenz- und Haftungsregelungen müsse gentechnikfreie Landwirtschaft geschützt werden. Außerdem gelte es das EU-Vorsorgeprinzip und die Wahlfreiheit für Bauern und Konsumenten zu bewahren.

In einem gemeinsamen Papier hat das Bündnis sieben zentrale Empfehlungen zusammengefasst und will damit zeigen, warum Saatgutpolitik heute über Ernährungssicherheit entscheidet. Eine zweite Erntekrone samt Forderungspapier wurde auch dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) überreicht.

Zum Bündnis gehören die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), Brot für die Welt, Misereor, die Interessengemeinschaft Nachbau, die Katholische Landvolkbewegung Deutschland und die Arbeitsgemeinschaft der Umweltbeauftragten in den Gliedkirchen der EKD.

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