Gruppen-Foto der APA-Gründer, am 17. Juni im Park Canitz
Praktiker aus der Wertschöpfungskette Getreide und Leguminosen haben am Rande der Öko-Feldtage am 17. Juni die ‚Agrarökologische Praxis Allianz‘ (APA) gegründet. Durch projektbasierte Arbeit wollen die Mitglieder agrarökologische Systeme und Strukturen entwickeln und voranbringen und ein Gegengewicht zur auf die industrielle Land- und Lebensmittelwirtschaft ausgerichteten Forschung schaffen. Zu den Gründern gehören etwa die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), der Verein ‚Die Freien Bäcker‘ und Slow Food Deutschland.
„Agrarökologie, als Verbindung von Praxis, sozialer Bewegung und Wissenschaft, vereint ökologische Prinzipien mit sozialer Gerechtigkeit. Für uns Gründer*innen der Praxis Allianz bedeutet Agrarökologie die Selbstermächtigung der Beteiligten entlang der Wertschöpfungsketten einschließlich der Konsumierenden“, kommentiert Anke Kähler, Vorstandsvorsitzende des Berufsverbands Die Freien Bäcker. Das Recht auf „gesunde, kulturell angepasste, nachhaltig und unter Achtung der Umwelt hergestellte Nahrung“ lasse sich nur erreichen, wenn Erzeuger, Hersteller und Konsumenten wieder die Souveränität über ihr Ernährungssystem erlangen.
Alle Bereiche von Saatgutzüchtung und Sortenerhalt über Landwirtschaft, Verarbeitung, Vermarktung und Konsum bis hin zur Forschung und Entwicklung von Technik will die Agrarökologische Praxis Allianz in ihre Aktivitäten einbeziehen – zunächst im Bereich Getreide und Leguminosen.
Vier Punkte haben die Teilnehmer der Gründungsveranstaltung als ausschlaggebend für die agrarökologische Transformation hervorgehoben:
Zusammenschluss der Praktiker, die nach agrarökologischen Prinzipien wirtschaften
Wiederaufbau kritischer Infrastruktur zur regionalen Lebensmittelversorgung
Austausch von Wissen und Erfahrungen entlang der Wertschöpfungskette
Kommunikation und Bildung, um den sozial-ökologischen Mehrwert agrarökologisch hergestellter Lebensmittel zu transportieren
Gleichzeitig bestehe die Notwendigkeit, auf politischer Ebene kohärente Rahmenbedingungen für die Umsetzung agrarökologischer Prinzipien zu schaffen. Der Forschung, die durch Drittmittel gestützt auf die industrielle Land- und Lebensmittelwirtschaft ausgerichtet ist, wollen die Mitglieder der Allianz Alternativen gegenüberstellen: durch bäuerlich-handwerkliche Think Tanks, die Bekanntmachung agrarökologischer Best-Practice-Strukturen sowie partizipative Forschung über Reallabore und Citizen-Science-Programme.
Zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks gehören:
Am 12. September 2023 fand in der Münsterländer Bio-Bäckerei cibaria das diesjährige Erntegespräch statt: Jeden Spätsommer kommen Bio-Landwirte sowie Zwischenverarbeiter zusammen, um gemeinsam mit Geschäftsführerin Rike Kappler und Produktionsleiterin Martina Kühlkamp das vergangene und künftige Erntejahr zu besprechen. Das Fazit: Trotz einer schlechten Getreideernte sei dank ausreichender Vorräte die Versorgung für das kommende Jahr gesichert.
Am Montag hat die Landesregierung von Baden-Württemberg mit rund 50 beteiligten Akteuren einen Gesellschaftsvertrag für die Zukunft der Landwirtschaft unterzeichnet. Seit September 2022 waren Vertreter aus Landwirtschaft, Naturschutz, Verarbeitung, Handel und Zivilgesellschaft im ‚Strategiedialog Landwirtschaft‘ versammelt, der mit der gemeinsamen Vereinbarung abgeschlossen wurde. Zum Ergebnis gehört die stärkere Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft sowie von Leistungen in Umwelt- und Artenschutz.
Fehlende Wertschätzung wird als zentrales Hindernis für eine ökologische Transformation des Agrar- und Ernährungssystems wahrgenommen. Dieses Fazit zieht die Universität Hohenheim aus ihrem Forschungsprojekt Öko-Valuation. In Workshops und Diskussionsrunden haben sich dabei lokale Akteure über ihre Perspektiven ausgetauscht. Die Ergebnisse sind im Kursbuch ‚Landwirtschaft gemeinsam gestalten: Grundlagen, Methoden und Potentiale der Verständigung über Werte‘ zusammengefasst.