Fruit Logistica
Bio-Fruchthandel kann liefern
Biologisches Obst und Gemüse war ein großes Thema auf der Fruit Logistica
Bio-Produkte waren ein Schwerpunkt auf der Fruit Logistica vom 8. bis 10. Februar. Die Bio-Obst- und Gemüseproduzenten bieten dem zunehmend gesundheitsbewussten Verbraucher eine vitaminreiche Alternative. Die Messe in Berlin ist inzwischen auch die wichtigste Plattform für das grüne Sortiment in Bio-Qualität geworden, wie mehrere Aussteller betonten. 150 Aussteller hatten Bio-Produkte im Angebot. Beschaffungsprobleme sehen die meisten nicht. Es wird kräftig am Ausbau der Volumen gearbeitet, um die seit Jahren steigende Nachfrage zu befriedigen.
Obst und Gemüse kommt nur zum kleineren Teil aus deutschem Anbau. Die wichtigsten Herkunftsländer sind in Südeuropa und in Übersee. Durch den wachsenden Bedarf wird die Produktion kontinuierlich ausgeweitet. Die Anbauer halten Schritt mit dem Bedarf. „Wir haben ein gesundes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage", erklärt Verkaufsleiter Gerhard Eberhöfer von Bio-Vinschgau. Er warnt auch davor, eine Knappheit zu kommunizieren, um Preise hochzuhalten: „Dann machen die Einkäufer Programme mit Übersee". Bio-Vinschgau kann dieses Jahr bis Anfang Juni liefern, genau wie in den vergangenen Jahren, lässt der Verkaufsleiter verlauten.
Die Behr AG aus Seevetal pflanzt auf 400 Hektar in Deutschland Gemüse nach biologischen Richtlinien an. „Unser Hauptthema ist Salat", erzählt Sven Hager, Geschäftsführer von Bio Behr. Er wächst im Freiland während der Sommersaison. Im Winterhalbjahr ist er noch nicht verfügbar. In zwei drei Jahren wird das Unternehmen auch in Spanien in der Wintersaison Bio-Salat kultivieren, gibt Hager die Zukunftspläne bekannt. Neben Salat wird noch Kohl in Bio-Qualität geliefert.
Auch Ben Horsbrugh, Leiter der Qualitätssicherung bei Atlanta, stimmt nicht in den allgemeinen Tenor der Knappheit ein. Der Handel dürfe nicht darauf vertrauen, dass der Spot-Markt alles in der gewünschten Menge und Qualität zum kleinen Preis hergebe. Er setzt auf die drei K Konzept, Kompetenz und Kontrolle. Die Kontrolle des Warenflusses für die Produktsicherheit und Sortimentskompetenz wird auch bei Bio immer wichtiger: „Es wird nicht mehr reichen einen Bio-Apfel anzubieten". Sorten und verschiedene Packungsgrößen werden kommen. Der Markt differenziert sich weiter, um die steigende Nachfrage zu bedienen.
Auch Geschäftsführer Jansen, der das Naturelle-Sortiment der Greenery aus Holland betreut, redet nicht von Engpässen. „Die Programmierung wird immer wichtiger", macht er deutlich. Wenn die gewünschten Produkte ganzjährig verfügbar sein sollen, muss geplant werden. „Kleine Artikel" wie Schwarzwurzel oder Rote Beete können komplett gegen biologische ausgetauscht werden, empfiehlt der Bio-Spezialist.
Bio ist längst bei den Fruchthändlern angekommen. Dole baut Volumen auf bei Bananen und Ananas. Fyffes aus Rotterdam trägt auch dazu bei, dass Bananen zum stärksten Artikel im Bio-Fruchtsortiment geworden sind.
Der Cobana Fruchtring in Hamburg hat bisher nur Bio-Bananen im großen Stil gehandelt. Fast zehn Prozent beträgt der Anteil bei der krummen Frucht. Aus der Dominikanischen Republik, Peru und Ecuador wird importiert, wie Christine Cramer aus dem Verkauf erläutert. Key Account Managerin Ute Bartels baut für die 40 Mitglieder des Fruchtrings aktuell ein Übersee-Sortiment auf. Zitrusfrüchte aus Südafrika Äpfel und Birnen aus Argentinien und Kräuter aus Israel werden im Laufe des Jahres kommen.
Sieger des Innovationspreises 2007 ist der Gemüsesnack Vitamini’s der Firma FresQ/Rainbow Growers Group aus den Niederlanden. Die Vitamini’s sind verzehrgerecht in kleine Plastikbeutel verpackte Gemüse. Platz 2 errang die italienische Firma Masterpack spa mit einem wieder verschließbaren Beutel für die Verpackung von Gemüse. Platz drei ging an Alterbio France. Das französische Unternehmen bietet mit mon bébé mange Bio Obst und Gemüse in Flow-Pack-Schalen an. Die Ware aus biologischer Produktion gibt es zu Einheiten von jeweils 600 Gramm für Babys verschiedener Altersstufen. Nominiert war ein zweites Bio-Produkt, die Apfel-Neuzüchtung Juliet. Mit dem Preis werden herausragende neue Produkte und Dienstleistungen im Obst- und Gemüsesektor gewürdigt, die im Zeitraum November 2005 bis Oktober 2006 ihre Markteinführung erlebt und der Fruchthandelsbranche bedeutende Impulse gegeben haben. Die Entscheidung hatten die Messebesucher getroffen, die zuvor über die von einer Jury ausgewählten zehn besten Wettbewerbsbeiträge auf der Messe abgestimmt hatten.
„Deutschland ist unser größter Abnehmer für Frischeprodukte. Da Europa unser Hauptmarkt ist, ist diese Messe für unsere Aussteller sehr, sehr wichtig", sagte Israels Landwirtschaftsminister Shalom Simchon bei seinem Besuch auf der Fruit Logistica2007. Der Exporterlös der Waren nach Deutschland sei 2006 um zehn Millionen auf 100 Millionen Euro gestiegen, präzisiert er. Auch der Anbau von Bioprodukten steige. „Wir investieren zunehmend in ökologische Anbauweisen. Das ist eine attraktive Nische", sagt der Landwirtschaftsminister.
Nachdem Südtirol mit 25 Prozent der Erntemenge bereits der wichtigste Lieferant von Bio-Äpfeln in der Europäischen Union ist, wird der Anbau nach biologischen Richtlinien 2007 erheblich ausgedehnt und eine Erntemenge von rund 15.000 Tonnen erwartet, um den größer werdenden Hunger nach Bio-Äpfeln zu stillen. „In der nächsten Saison werden wir bis Ende Juli und damit ganzjährig liefern können", prognostiziert Eberhöfer.
Mit Rekordbeteiligung von 1.867 (1611 in 2006) Ausstellern aus 74 (64 in 2007) Ländern und 42.000 Besuchern wächst die Messe weiter. „Das ist der Treffpunkt der Branche schlechthin", bemerkt Gerhard Eberhöfer von Bio-Vinschgau.
Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen, so genannte „Bio-Verpackungen", werden in Deutschland immer stärker eingesetzt. Damit haben sie auch für den Betreiber von Verpackungsrücknahmesystemen, die Interseroh Dienstleistungs GmbH, eine wachsende Bedeutung. „Bisher handelt es sich um eher überschaubare Mengen, aber der Trend ist klar erkennbar. Im Obst- und Gemüsebereich laufen diese Verpackungen immer stärker, und wir erwarten in der nächsten Zeit die ersten Markenartikel in kompostierbaren Verpackungen", erklärt Geschäftsführer Markus Müller-Drexel. Das Unternehmen arbeitet mit Eosta, Marktführer für Bio-Obst und –Gemüse, zusammen. Die Bio-Verpackungen werden von der natura Verpackungs GmbH geliefert. Haupteinsatzgebiet für Bio-Verpackungen in Europa ist der Bereich Obst und Gemüse.
Anton Großkinsky