Fruit Logistica
Zukunft der Süßwaren ist biologisch
Bio-Produkte mit Spaß und Genuss-Faktor auf der ISM in Köln
Mit einem Besucherplus schloss die 37. Internationale Süßwarenmesse (ISM) am Mittwoch nach viertägiger Laufzeit ihre Tore. 36.000 Einkäufer aus etwa 150 Ländern (2006: 35.249 aus 155 Ländern) nutzten die Gelegenheit, sich über das Weltmarktangebot an Süßwaren und Knabberartikeln zu informieren. Der Trend ging in Richtung Wellness, Fitness und Qualität. Bio beinhaltet dies alles. Für Bioprodukte ist auch im Süßwaren- und Snacksektor eine große Nachfrage entstanden, die zunehmend von Markenanbietern beantwortet wird. Von 1.600 Ausstellern aus 72 Ländern hatten rund 80 biologische Süßigkeiten auf dem Stand. So viele wie noch nie zuvor.
Das Angebotsspektrum reichte von Schokoladen über Zuckerwaren und Feine Backwaren bis hin zu Knabberartikeln aus kontrolliert ökologischem Anbau. Der Bioboom hat auch die Süßwaren-Branche erfasst. Premium-Hersteller aus dem konventionellen Bereich planen eine Bio-Linie, sind beim Aufbau oder hatten zur ISM neue Bio-Produkte im Gepäck. Sie zielen überwiegend auf die Märkte des LEH und der Süßwarenfachgeschäfte. „Bio ist ein Thema. Jeder hat ein Projekt in der Schublade", erzählt Christian Laucht, Vertriebsleiter bei Herza Schokolade aus Norderstedt.
Mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 8,8 Kilo ist die Schokolade in Deutschland die stärkste Kategorie bei den Süßwaren, gefolgt von den feinen Backwaren. Das spiegelt sich auch im Angebot wieder. Besonders stark vertreten ist im Bio-Bereich das Süßgebäck, hier steht dem klassischen Handel eine große Auswahl zur Verfügung, bei Schokolade ist das Angebot schon dünner, hier hat sich in den Supermärkten bisher nur die Gepa durchgesetzt. Bei den Frucht-Gummis gibt es ebenfalls eine Bio-Alternative. Speise-Eis in Bio-Qualität für den LEH wird in Deutschland aktuell nicht hergestellt.
Dunkle Schokoladen mit hohem Kakaoanteil erfreuen sich wieder größeren Verbraucher-Zuspruchs. Bei Bio haben immer die Bitter-Schokoladen dominiert. Hier wird zudem oft mit Zutaten aus fairem Handel gearbeitet.
Ein Premium-Hersteller wird das noch dünne Angebot für den LEH bereichern: Der Schweizer Hersteller Maestrani aus Flawil wird in der nächsten Schokoladen-Saison im Herbst mit einer Premium-Linie im deutschen LEH antreten. Die Rezepturen stehen; an der Verpackung wird noch gefeilt, wie Key Account Manager Christoph Rusch mitteilt. Der Preis für die 100 Gramm Tafel wird unter zwei Euro liegen. Der Schweizer Schokolade als geschütztes Produkt hat im Premium-Segment gute Aussichten. Chocolat Schönenberger, ebenfalls in der Alpenrepublik ansässig, war in Köln auch mit seiner Bio-Linie vertreten.
Aus Deutschland warb die LEH-Marke Sarotti für seine Bio-Sorten. Tee-Importeur Shimodozono International aus Diepholz kam mit einer Neuheit: Schokolade mit Grüntee wird dem Handel angeboten. Stainer aus Pontremoli in Italien erlebte mit seinen Edel-Schokoladen in 50 Gramm Packungen mit raffinierten Frucht und Gewürzkombinationen mit raffinierten Geschmacksvarianten einen starken Andrang auf seinem Stand. Cemoi aus Frankreich präsentierte Bitter-Schokolade mit dem AB-Logo und dem Fair-Trade-Sigel. Die Premium-Produkte werden bisher nur im Heimatland gehandelt. Klett Schokolade aus Nehren in Baden-Württemberg fertigt Bio-Hohlfiguren und bereichert das Angebot für den LEH.
Herza aus der Nähe von Hamburg hat seit 2003 kleinstückige Schokolade für Verarbeiter im Programm. Müslis, Backmischungen, Schoko-Riegel und Kekse werden mit der Schokolade veredelt. „Der Anfang war schwer. Seit zwei Jahren entwickelt sich Bio aber gut", berichtet Christian Laucht. Ulmer Schokoladen aus Wilhelmshaven hat Kuvertüre, Tropfen und Dekor-Schokolade für Verarbeiter angekündigt. Sie sollen im Laufe des Jahres auch in Kleinpackungen als Backzutaten für Endverbraucher in den Handel kommen.
Im Bereich des Feingebäcks bieten die Hersteller ein kompetentes Angebot. Mit Grabower Süßwaren hat ein potenter internationaler Lieferant acht Bio-Produkte für den LEH vorgestellt. Der Hersteller aus dem Nordosten ist seit drei Jahren mit inzwischen zwanzig Produkten erfolgreich im Fachhandel vertreten. Das Unternehmen hat den einzigen Bio-Schaumkuss auf dem Markt und beherbergt eine Menge Potenzial.
Auch Hans Freitag aus Verden an der Aller könnte ein starker Marktteilnehmer bei Bio-Süßgebäck werden. Sechs Bio-Produkte wurden 2006 erfolgreich eingeführt. Zu Weihnachten gab es Saisongebäck. „Das Segment Bio-Süßgebäck wächst stark. Mittelfristig streben wir einen Anteil von zwanzig Prozent an", erklärt Anita Freitag Meyer.
Dass konventionelle Hersteller Bio-Qualität liefern, hat Freitag bei der DLG-Prüfung mit je zweimal Gold und Silber bewiesen. „Bio ist mein persönliches Anliegen, und es hat mir viel Freude gemacht, die Produkte zu entwickeln", macht sich Freitag-Meyer für die neue Linie stark.
Pico Food aus Tamm bei Ludwigsburg hat in seiner Gebäck-Range zwei Bio-Produkte und zwar Löffel-Biscuits und Matzen. Die Oblaten-Fabrik Hoch aus Miltenberg in Bayern bietet Knabberartikel in Bio-Qualität aus Weizenmehl und Stärke gesüßt oder als salziger Knabberartikel. Bei den Fruchtgummis hat Braskamp rechtzeitig zur ISM seine Bio Sweets herausgebracht. Sieben Sorten, die glutenfrei und teilweise Gelatine frei sind, werben um die Gunst der Einkäufer.
Georg Rösner, Hersteller hochwertiger Fruchtgummis und Bonbons, hat das Verpackungsdesign verbessert, um mit seiner hochwertigen Marke Ökovital mehr Platz in den Regalen des Handels zu erobern.
Der Traditionshersteller Edel aus Donauwörth steigt mit drei Bonbons in den Bio-Markt ein. Die Sorten Honig, Kräuter und Zitro-Menthol werden handwerklich für Süßwarengeschäfte und Kaufhäuser hergestellt.
Ragolds aus Boizenburg im Nordosten Deutschlands hat biologische Toffees vorgestellt. Am Stand waren nur Dummies zu sehen. Die Produkte sind brandneu. Der Bio-Markt wird auch dieses Jahr um zahlreiche Produkte reicher. Die Grundnahrungsmittel aus kontrolliert biologischem Anbau sind seit Jahren in den Regalen. Nun entwickelt sich der Genussbereich, wie die ISM vor Augen geführt hat.
Anton Großkinsky