Einzelhandel
Rewe Istas: Bio aus Kundensicht gedacht
Kaufmann Ingo Istas rudert mit seinen Kölner Märkten gegen den Strom

Das Rewe-Urgestein Ingo Istas ist seit einem Vierteljahrhundert als Kaufmann im LEH tätig. Mit einer eigenwilligen Sortimentsgestaltung und hoher Kundenorientierung hat er sich in seinen Märkten im Raum Köln einen Namen gemacht. Der Bio-Warenanteil ist am Standort in Erftstadt-Lechenich am höchsten. Von insgesamt über 30.000 Artikeln sind hier rund 3.100 in Bio-Qualität verfügbar. Auch der Umsatzanteil liegt bei über zehn Prozent. Zu einer hohen Markenvielfalt mit unübersehbaren ‚Bio-Kompetenzblöcken‘ für jede Warengruppe im Trockenbereich kommen ein eindrucksvolles Bio-Fleisch-Sortiment in der Frischetheke und meterlange Bio-Fülle in den Kühlregalen.
Vor rund 25 Jahren hat Ingo Istas den ersten Supermarkt in Erftstadt-Lechenich von seinem Vater übernommen. Heute ist der Kaufmann als Inhaber für vier verschiedene Rewe-Märkte mit einer Fläche von 350 bis 3.600 Quadratmeter in und um Köln verantwortlich und beschäftigt insgesamt etwa 250 Mitarbeiter.
Der Rewe-Standort in Erftstadt-Lechenich, rund 20 Kilometer südlich von Köln, ist schon seit 1965 in Händen der Familie. „Wir sind seit über 60 Jahren da – aber immer noch ein Geheimtipp“, meint Ingo Istas. Von ehemals 68 Quadratmetern ist der Supermarkt auf 1.800 Quadratmeter angewachsen. 60 Mitarbeiter halten den Laden am Laufen.
Mit Blick auf den Fachkräftemangel gibt sich Istas entspannt. Mitarbeiterwertschätzung bedeute für ihn zuallererst, dass die Bezahlung stimmen muss. „Gute Leistung muss auch belohnt werden!“, meint er. Das sei eigentlich selbstverständlich. Gleichzeitig gelte es, die Arbeit selbst stressfreier zu gestalten: über Lagerregale in der richtigen Höhe, kurze Wege und möglichst gut funktionierende Systeme. Die Mitarbeiter werden außerdem über ein eigenes Expertenteam in alle Entscheidungen miteinbezogen: von der Sortimentsgestaltung über den Ladenbau bis zum Saisongeschäft. Im Gegenzug hat Istas hohe Ansprüche an seine Angestellten und erwartet von ihnen gute Arbeit. Das Konzept zahle sich aus: Er hätte seit Jahren fast keine Fluktuation mehr, erklärt der Kaufmann.
Ein Muss sieht Ingo Istas in der Kundenorientierung. „Früher haben wir noch gelernt, für die Kunden da zu sein und die Ohren aufzusperren. Heute wissen wir teils gar nicht mehr, was sie wollen“, meint der Kaufmann. Das liege auch am veränderten Kaufverhalten in der schnelllebigen Zeit von YouTube, TikTok und Co. Dieser Entwicklung möchte er etwas entgegensetzen; immer aus Sicht der Kunden schauen ist für ihn „das einzig Richtige“. Auch wenn das bisweilen herausfordernd sei. Von Kunden gewünschte Artikel, die nicht gelistet sind, werden extra besorgt. Auch Umfragen im Markt hat Istas schon durchgeführt.
Für die Regalplanung bedeutet sein Anspruch für ihn, veränderte Platzierungen so weit wie möglich zu vermeiden. „Regale umbauen ist aus Kundenperspektive das Schlimmste, was man machen kann“, so Istas. Auf der anderen Seite gelte: „Volle Regale sind der beste Service, den wir anbieten können.“
Dieses Credo stellt den Kaufmann in puncto Bio immer wieder vor Herausforderungen, denn es komme regelmäßig zu Warenknappheit und leeren Regalen – sogar bei der starken Eigenmarke Rewe Bio, wenn es einen Lieferantenwechsel gibt. Luft nach oben im Erfüllen der Nachfrage ist für ihn jedoch kein Grund, ein Segment fallenzulassen.
„Ich war schon immer etwas antizyklisch unterwegs“, erklärt der Kaufmann zu seiner Sortimentsgestaltung. So werde Preiseinstiegsware anders als in anderen Märkten nicht immer unten platziert. Statt auf psychologisches Kalkül setzt Istas auf Funktionalität. „Die Mitarbeiter sollen sich nicht die ganze Zeit bücken müssen.“ Insgesamt steht der Kaufmann den Preiskriegen seit dem Aufstieg von Bio bei den Discountern kritisch gegenüber. Der USP von Vollsortimentern sei es, Kunden in jeder Preisschiene etwas zu bieten.
Die Vorgaben von der Rewe zur Regalbestückung sieht Istas als hilfreiche Empfehlungen, als gute Grundlage, um davon ausgehend an Kunden und individuellen Begebenheiten ausgerichtet den Markt zu gestalten. „Ich bestimme mein Sortiment und entscheide, wo was hinkommt“, stellt der Kaufmann klar.
Dabei ist Bestandsführung in seinen Augen die „Kaiserdisziplin“ , Fehler beim Wareneingang vermeiden und Fehlartikel verhindern das A und O. Die gesamte Abschreibequote bei Rewe Istas liege über alle Warengruppen hinweg deutlich unter dem Branchendurchschnitt. Wobei der Inhaber nicht einmal viel von Rabattklebern bei nahendem Mindesthaltbarkeitsdatum hält – „dann lieber an die Tafeln spenden“. Für die Bio-Sortimentsentwicklung in seinen Märkten ist Ingo Istas – begleitet vom Expertenteam – hauptzuständig.
Vorsicht Bio! Verwechslungsgefahr bei O+G
Im Obst- und Gemüse-Eingangsbereich des Marktes in Erftstadt-Lechenich ist die Bio-Auswahl in einem mit großen Papplettern überschriebenen Block in der Mitte gesammelt. „Die Bio-Auslagen wurden im Oktober 2024 komplett neu gebaut“, berichtet Istas. Ein Obst- und Gemüse-Fachberater von der Rewe habe den Markt dafür besucht. Seither sei der Umsatz des Sortiments um fast 30 Prozent nach oben gegangen.
Auf der einen Seite befinden sich über 30 Gemüse-, auf der anderen rund 25 Obstsorten. Basisprodukte wie Äpfel sind in verschiedenen Varianten verfügbar: lose, im Netz oder Karton, in EU-Bio- oder Naturlandqualität. Außerdem finden Kunden verschiedene Speisekürbisse, Knollen- und Stangensellerie, Aubergine und Fenchel sowie Ausgefallenes wie Granatapfel und Kaki im Sortiment.
Einen Teil bezieht Istas auf Strecke vom Bio-Großhändler ‚Appenweier Frische‘ aus Göttingen. „Der hat ja alles –und zwar in toller Qualität!“, schwärmt er. Dazu, den Rewe-Markt zu beliefern, habe der Kaufmann den Geschäftsführer erst einmal überreden müssen.
Als direkt liefernder Erzeuger ist etwa das Gut Onnau gelistet, das 15 Kilometer vom Markt entfernt sitzt und Kartoffeln, Kürbisse und Eier in Bioland-Qualität bietet. Die Produkte laufen, allerdings beklagt Istas den hohen zusätzlichen Vermarktungsaufwand – jede Änderung sei schwerfällig. Deshalb kümmert sich der Chef selbst darum. „Die Disposition mach nur ich.“
Insgesamt ist bio-regional für ihn die Königsdisziplin. Von der Rewe fühlt er sich dabei gut unterstützt. Einmal im Monat bekomme jeder Markt einen Auszug mit neu gelisteten Lieferanten aus der Region, bei denen der Handelskonzern Datenpflege, Mindestabnahmemenge und Preisverhandlungen übernimmt.
„Ich würde gerne noch mehr Bio machen“, meint Istas. Das Hauptproblem bei Obst und Gemüse ist für ihn die Verwechslungsgefahr – sowohl bei KassiererInnen als auch an den SB-Kassen. „Dann werden Bio-Bananen als Chiquita gekauft“, stellt der Unternehmer fest. Und gut 20 bis 30 Prozent Preisunterschied machten sich am Ende im Kassenschluss bemerkbar.
Die Variante, einen Artikel nur noch in Bio-Qualität anzubieten, habe er sich bisher nicht getraut. Der Traum wäre es aber gewesen, die Obst- und Gemüse-Abteilung komplett umzustellen. 2025 will er das in seinem kleinsten Markt austesten – wenn es klappt, auch in Fleisch- und SB-Theke. „Dann gibt es keinen Preisvergleich mehr – nur noch Qualität.“
Bio-Erfrischung von Landpark und Lammsbräu
Die Getränkeabteilung des Rewe-Markts ist mit großzügiger Gangbreite geplant, sodass Kunden sich nicht zwischen den Kisten drängen müssen. Im Bereich Bio-Mineralwasser ist der Standort voll ausgestattet. Das BioKristall-Wasser von Lammsbräu laufe gut, meint der Inhaber. Daneben ist das umfangreiche Sortiment von Landpark Bio-Quelle aus dem Norden des Ruhrgebiets abgebildet – für Istas das Bio-Mineralwasser mit dem besten Preis-Leistungsverhältnis. „Ein absoluter Shootingstar!“ Neben dem Mineralwasser sind auch die ‚Bio-Frisch‘-Getränke des Herstellers für Rewe-Kunden verfügbar: ohne Zucker, aber mit Lemon-, Grapefruit oder Mandarinengeschmack. Wer es doch etwas süßer mag, greift zu einer der verschiedenen Landpark-Bio-Limos.
Im Saftsegment ist Bio eher Zusatz als Basis: Von Rabenhorst gibt es Aronia- und Antioxidantien-Saft, von Voelkel Möhre und Multi, begleitet von einem Kanne Brottrunk. Beim Bier ist der Rewe-Markt mit den Klassikern von Lammsbräu bestückt – „am besten läuft das Glutenfreie – das hätte ich vorher nie gedacht!“, so der Inhaber. Vor kurzem standen hier auch noch lokale Biere der Kölner Bio-Brauerei Hellers, die allerdings Mitte 2024 ihre Produktion eingestellt hat.
Das stolze Bio-Wein-Sortiment, über das die bioPress vor gut zwölf Jahren berichtete, wurde inzwischen leider deutlich eingedämmt. „Ich stand schon dahinter, aber es lief nicht mehr gut“, bedauert Istas. Aktuell seien eher alkoholfrei-Getränke die Umsatztreiber. Dennoch erspäht man in den Regalen immer wieder ein grünes Bio-Schild.
Neben Rewe-Standards wie Biorebe gibt es einen Burgunder von Landlust, einen Pinot Grigio aus Sizilien von Barone Montalto, einen Demeter-Primitivo von La Mia Natura aus den Abbruzen oder einen Bio-Riesling von der Winzerin Maria Schwan aus Rheinhessen. Der Primitivo von Doppio Passo aus Apulien wurde von Rewe als Wein des Monats separat ausgestellt, allerdings ohne Bio-Zertifikat. Die Bio-Variante ist im Regal zu entdecken.
Bio im Blick in Theke und Kühlregal
Die Frische-Theke stellt bei Istas eine wahre Fundgrube dar für Kunden, die zertifiziertes Fleisch aus der höchsten Haltungsstufe kaufen möchten. Auch wer gar nicht auf der Suche nach Bio war, wird den grünen Schriftzug am oberen Rand der Glasvitrine in keinem Fall übersehen. Innen prangt vor über 30 Artikeln das grüne Bio-Etikett: ob Hähnchenkeule, Putenbrustfilet, Roastbeef und Steaks, Schweinenackenbraten, luftgetrocknete Mettwurst, Kernschinken oder Rindersalami mit Meersalz. Diese Produktvielfalt wird von Thönes, Naturverbund von Landwirten, Metzgern und regionalen Schlachtbetrieben vom Niederrhein, geliefert. Hinten ist eine eindeutig für Bio-Ware gekennzeichnete Hackfleischmaschine zu sehen. Ein Bio-Kochschinken liegt noch etwas einsam in der Wurst-Zuordnung.
„Wir waren einer der Ersten von der Rewe, die Bio-Fleisch in die Bedientheke gebracht haben“, erzählt Istas. Bereits 2017 hat er damit angefangen. Man müsse zunächst etwas schmerzfrei sein, dann zahle sich ein langer Atem am Ende aus. „Im ersten Jahr hatten wir fast 50 Prozent Abschriften, aber seither läuft es!“ Knapp 30 Prozent der Umsätze erziele Istas heute im Fleischbereich mit Bio, „Tendenz steigend“.
Auch die Käsetheke kann sich mit über 15 Bio-Sorten sehen lassen: darunter Chili-Rebell, Herzige Marie und Schwarzer Wenzel von Söbbeke, Blaue Kornblume aus Dänemark, Beemster aus Holland und Comté aus Frankreich.
Die stolze Auswahl in der Bedienung wird durch ein ebenfalls ordentliches SB-Sortiment an Bio-Wurst und -Käse ergänzt. Geflügel-Wurst im Aufschnitt stellt Mathilde Balzer aus Schleswig-Holstein, Schinken, Lyoner und Salami liefern die Ludwigsluster Fleisch- und Wurstwaren und von Thönes gibt es neben dem Standard-Sortiment auch Ausgefallenes wie Blutwurst, Kalbsleberwurst oder Edelsalami in Bio-Qualität. Die Artikel sind offensichtlich gefragt – ungefähr jeder dritte ist leergekauft. „Im Bio-Bereich haben wir öfter Lieferschwierigkeiten, die Fehlartikelquote ist hoch“, bedauert Istas.
Wie die Theke sind auch die Kühlregale eindeutig Bio-gekennzeichnet: Zehn Türen hintereinander tragen einen Bio-Schriftzug-, EU- und nationales Siegel. Mango-Joghurt, Crème Fraîche und Sauerrahm in Mehrweg-Glas und Demeter-Qualität von Schrozberger werden von Claus Reformwaren geliefert. Dass jetzt Naturkostgroßhändler bei ihm Halt machen, stellt für die Bio-Beschaffung des Kaufmanns eine enorme Erleichterung dar. „Früher habe ich diese Artikel selbst bei Temma eingekauft“, erinnert sich Istas. Auch Söbbeke und Andechser stellen ihr Mopro-Sortiment in Becher und Glas. In der Glasflasche gibt es Naturland-Schlagsahne von Berchtesgadener, verschiedene Milchsorten von Söbbeke sowie Bioland-Vollmilch von Schwarzwaldmilch.
Vegan-Bereich floriert
Nach der eindrucksvollen Frischetheke sieht es in den Backregalen etwas mau aus. „Wir haben es mit Bio-Brot versucht, aber der Kunde ist nicht darauf angesprungen – es gab hohe Abschriften“, erklärt der Kaufmann. Jetzt gibt es nur noch das Bio-Angebot der Rewe-Eigenmarke: Aufbackbrötchen in Bio-Qualität stellt die zur Rewe Group gehörige Glockenbäckerei mit Sitz in Köln her, ebenso wie Toastbrötchen und Pumpernickel. Als Markenjuwel findet man außerdem die Italienischen Dinkel-Wraps von Mestemacher. „Die Rewe hat bei ihrer Backstation auch einen Baustein für Bio“, so Istas. Das würde er gerne einmal probieren – allerdings zunächst in seinem größten Markt in Köln.
Im Eierregal haben Bio-Kunden wiederum die Qual der Wahl. Die Bioland-Eier vom Gut Onnau sind gerade ausverkauft. Bleiben noch Kartons vom Naturland-Geflügelhof Lehnertz sowie dem Geflügelhof Andres aus der Eifel, neben Landeiern vom Hof Althues, der Marke Kwetters Eierhof und Spitz & Bube von der Rewe-Eigenmarke.
Auch in der vegan-Abteilung des Rewe-Markts sind viele Artikel Bio-zertifiziert – obwohl vegan-Hinweisschilder hier den Vorrang vor Bio bekommen haben. Es gibt Aufstriche von Rapunzels Nutella-Alternative Bionella bis zu pikanten Gemüse-Aufstrichen von Tartex, Followfood, Zwergenwiese oder Deli. Bauck ist mit einem Zuckerrübensirup und seinen veganen Fertigmischungen für Burgers und Brownies präsent, Alnavit stellt Sanddorn- und Ingwersaft. Convenience-Suppen im Glas werden von Nabio und Little Lunch präsentiert. Im vegan-Bereich gibt es auch ein eigenes Kühlregal, in dem man Tofu-Produkte von Berief und Lord of Tofu oder Mini-Frühlingsrollen von Soto findet. Die eigene Abteilung habe sich ausgezahlt, so Istas. „Die Nachfrage ist mittlerweile sehr hoch.“
Markenvielfalt zeigen: mit Bio-Kompetenzblöcken
Im Trockensortiment des Rewe Istas wird die Bio-Auswahl in allen Warengruppen durch schmucke Holzrahmen hervorgehoben, unterstützt von Aufklebern auf dem Boden. Durch diese „Bio-Kompetenzblöcke“ habe der Bio-Umsatz um mehr als 20 Prozent zugelegt, erklärt der Inhaber. Allerdings sei die konsequente Umsetzung für eine lückenlose Regalplanung auch „ganz schön schwierig“. Entsprechend ist für Kunden etwas Vorsicht geboten: Nicht immer befinden sich innerhalb des Bio-Rahmens ausschließlich Bio-Produkte. Sichere Orientierung bieten Bio-Fähnchen direkt am Artikel.
Im Müsli-Segment ist die Bio-Füllung des Holzrahmens fast ausnahmslos geglückt. Bauck, Barnhouse, Campo Verde, rinatura, Bio Gourmet, Kölln und die Rewe-Eigenmarke stellen eine große Vielfalt an Flocken, Crunchy, Porridges und Flakes. Das Gleiche gilt auch für die Backzutaten, wo es neben Demeter-Mehl von Bauck und Campo Verde auch spezielle Produkte gibt, wie etwa Backmalz von Bio Gourmet, Flohsamenschalen von borchers, Backoblaten von Küchle oder ein Pizza-Spezialmehl von der Frießinger Mühle aus Bad Wimpfen. Polenta liefern Davert und die Bohlsener Mühle, eine Rübenzucker-Variante in Bio-Qualität gibt es von Südzucker, Mandelmehl von Bauck und Erdschwalbe.
Bio-Kaffee aus Erftstadt
Begeistert ist Istas von seiner erfolgreichen neuen Bio-Einlistung ‚Caffè Casolo‘ – „das Beste, was ich in puncto Nachhaltigkeit bisher gesehen habe!“, schwärmt er. Die Bio-Rösterei sitzt direkt in Erftstadt, die Kaffeebohnen stammen von Direktpartnern in Südindien, Espresso und Filterkaffee werden in einfachen Kraftpapierpackungen verpackt. Zwar seien die Produkte sehr hochpreisig, würden aber stark nachgefragt. Das Bio-Unternehmen Emport, zu dem die Kaffee-Marke gehört, hat auch Gewürze im Angebot, die Istas ebenfalls in Kürze einlisten will.
Im übrigen Bio-Kaffee-, Tee- und Kakao-Sortiment dominiert Gepa die Regale. Café Intención, Yogi Tea und Cupper dürfen nicht fehlen, außerdem gibt es Rewe Feine Welt-Artikel und zwei Demeter-Sorten des britischen Bio-Tee-Herstellers Hampstead. Was man vor ein paar Jahren noch nicht im Handel gefunden hätte, sind die vielen Bio-Artikel bekannter konventioneller Marken: Knapp 15 Bio-Varianten von Teekanne stehen in den Regalen, ein Bio-Kaffee von Dallmayr und Nescafé und Bio-Trinkschokolade von Seitenbacher. Bei den Bio-Marmeladen darf vor allem Zwergenwiese sich ausbreiten, beim Honig bekommt die regionale Bioland-Imkerei Jones mit Sitz östlich von Köln am meisten Regalplatz.
Konventionelle Marken bringen Bio-Ladenhüter
Einen eigenen Aufsteller durfte der bekannte italienische Tomatenverarbeiter Mutti für seine Dosen-Tomaten in Bio-Qualität platzieren. Passierte Tomaten, Saucen und Tomatenmark liefern außerdem La Selva, Bio Gourmet, Campo Verde, Naturata und Piatti Onorati.
Bei der Pasta hat der Rewe-Markt die Bio-Sorten der Eigenmarke ins Zentrum gerückt. Darunter ist aber auch ppura mit sieben verschiedenen Artikeln vertreten. Bio Gourmet stellt Spätzle und Spaghetti, Campo Verde Dinkel-Bandnudeln und Delverde italienische Mezzi Rigatoni. Lasagne-Platten aus Dinkel findet man von Naturata, die Kindernudeln des Herstellers sind fast ausverkauft. Für Freunde der asiatischen Variante gibt es noch Mie-Nudeln von Alb-Gold oder Mister Mie. Reis, Linsen und Bulgur stellen Bio Gourmet, Davert und Campo Verde. Mit Buchweizen und Dinkel ist die Eigenmarke Planet Nature der Rhein-Main-Reformwaren ebenfalls vertreten.
Auch bei den Speiseölen zeigt der Rewe Istas Bio-Markenvielfalt. Demeter-Olivenöl wird von Naturata und Campo Verde geboten, griechisches gibt es von Frantò oder Corovita, spanisches von der Feinkost-Marke Ghorban und italienisches von Barbera oder ppura. Weitere Bio-Speiseöle stellen die Teutoburger Ölmühle, Rapsgold und Seitenbacher. Apfelessig finden Kunden von Voelkel, Weißweinessig von Mazzetti und Crema bianca von La Selva. Wer es etwas ausgefallener mag, kann ein Bio-Ghee (Butterschmalz) von Ayurveda Foods aus Berlin probieren.
Im Regal der Tütensuppen stehen einsam eine Kartoffel- und eine Hühnersuppe von Maggi in Bio-Qualität. Die würden allerdings kaum gekauft, berichtet Istas. Allgemein seien die Produkte bekannter konventioneller Marken eher die Ladenhüter im Bio-Bereich. „Da fehlt es wahrscheinlich an Vertrauen“, schätzt der Kaufmann. Bio-Fond in verschiedenen Varianten, aus Fleisch oder Gemüse, gibt es von Jürgen Langbein. In Bioland-Qualität liefert der Kiebitzhof Hühner- und Gemüse-Fond.
Seine Bio-Fertiggerichte bezieht der Rewe-Markt hauptsächlich vom regionalen Hofgut Stöcken nahe bei Siegen. Unter lautmalerischen Produktnamen wie ‚Booom‘ oder ‚Ohooo‘ vermarktet der Hersteller Suppen, Eintöpfe und Saucen im Glas, mit Rindfleisch oder vegetarisch. Auch ppura ist mit verschiedenen Pestos, Pizza- und Pasta-Saucen vertreten.
Im Bio-Konserven-Regal dominiert (ne-ben der Eigenmarke) Campo Verde, ergänzt von Marschland, Bio Gourmet und der konventionellen Marke Hengstenberg. Bei den Fruchtmusen sind außerdem Bauck, Followfood und der französische Demeter-Obstbauer Côteaux Nantais vertreten. Ebenfalls in Demeter- Qualität wird das Sauerkraut von Ottos Auslese geliefert. Bio-Senf in sechs verschiedenen Sorten gibt es von Zwergenwiese, der französische Bio-Hersteller Monsieur M. bietet ihn daneben in ‚Old Style‘, mit Honig oder Kurkuma. Bio von konventionellen Marken findet man wiederum beim Ketchup mit Heinz und Hela und in Form der Würstchen von Meica.
Auch im TK-Bereich am Ausgang müssen Bio-Kunden nicht vergeblich suchen. Der übliche Verdächtige Demeter Felderzeugnisse zeigt bei Obst und Gemüse Präsenz, mit seinen Marken Natural Cool und bio inside. Letztere stellt auch eine Bio-Holzofenpizza Salami, für Vegetarier gibt es dagegen eine TK-Pizza der Rewe-Eigenmarke.
Bio schmecken lassen: mit Hausmessen im Markt
2025 plant Istas, sein Bio-Sortiment weiter zu optimieren. Er will die Abschriftenquote genau unter die Lupe nehmen und mit einem Expertenteam aus den eigenen Reihen ermitteln, wo etwas fehlt. „In den letzten Jahren war keine Luft für Add-Ons“, erklärt Istas. Seine Märkte seien voll damit beschäftigt gewesen, die Basisleistungen gut zu erfüllen.
Vor Corona hat der Kaufmann in seinen Märkten Hausmessen veranstaltet, die sehr gut angekommen seien: „20 Stände an sechs Tagen die Woche mit 70 bis 80 Lieferanten.“ Die Idee ist, die Leute zu informieren, sie neue Produkte probieren zu lassen. Gleichzeitig bringe die Aktion aber auch einen enormen Schub: „Die Kunden kaufen Artikel, an die sie sonst nie drangegangen wären.“ Istas besitzt auch eine eigene fahrbare Küche und hat extra eine Expertin für Verkostungen beschäftigt. All diese Aktivitäten seien durch Covid und die folgenden Krisen (Erftstadt war zum Beispiel von der Hochwasserkatastrophe 2021 betroffen) eingeschlafen, sollen jetzt aber wiederbelebt werden: eine eigene Bio-Messe, Regionalmesse, vegan-Messe –„oder vielleicht auch alles zusammen“, überlegt Istas. Für den Bio-Ausbau sieht er noch viel Potenzial.
Lena Renner
Rewe Istas Erftstadt Lechenich
Verbrauchermarkt GmbH & Co. oHG
Kölner Ring 2
50374 Erftstadt Lechenich
Eröffnung: 1965
Mitarbeiter in Vollzeit: 60
Verkaufsfläche: 1.800 Quadratmeter
Artikelanzahl: über 30.000
Bio-Artikel: 3.100
Kassen: 5 Normale, 3 SB und 45 Selfscanningpistolen
Öffnungszeiten: Mo - Sa, 7.30 - 21 Uhr