Messe
Biofach 2025: Transformation bis in den Mainstream
Branchentreff in Nürnberg mit Kaufleuten und Bio-Lieferanten aus Deutschland und aller Welt

Vom 11. bis 14. Februar öffnet die Weltleitmesse für Bio-Produkte wieder ihre Tore in Nürnberg. Im Jahr 2025 wollen die Veranstalter Trends und Innovationen der Branche weiter in den Mittelpunkt rücken. Passend dazu ist das Fokusthema im Kongress gewählt: ‚Yes, we do! – Wie Wandel in der Lebensmittelwirtschaft gelingt‘. Auch die Angebote für die Zielgruppe Handel sollen ausgebaut werden: Mit der Sonderschau Meetingpoint BIOimSEH auf 500 Quadratmetern in Halle 7 kann der Treffpunkt für Kaufleute als Hebel für die verantwortungsvolle Bio-Vermarktung im Mainstream erstmals seine volle Wirkung entfalten.
Eine kompakte Übersicht der angemeldeten Marktneuheiten und Trends finden Biofach-Besucher wie gewohnt am Neuheitenstand (Halle 4A, Stand 311). Auch der Gemeinschaftsstand Young Innovators, an dem sich deutsche Startups präsentieren, gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), ist wieder Teil der Messe (Halle 9, Stand 614), ebenso wie das im letzten Jahr etablierte Pendant für internationale Startups: International Newcomers & Startups (Halle 4A, Stand 205).
Zum ersten Mal ausgerichtet werden bei dieser Ausgabe die Biofach Startup Pitches, die jungen Unternehmen die Möglichkeit geben wollen, ihre Ideen und Produkte einem internationalen Fachpublikum zu präsentieren. Bereits einige Wochen vor der Biofach konnte die Branche in einem Voting darüber entscheiden, welche Startups auf der Messe eine Bühne bekommen. Die vom Publikum gewählten Gewinner treten im Finale am Donnerstag, 13. Februar um 16 Uhr vor einer Expertenjury gegeneinander an. Die Pitches finden auf der ebenfalls neuen Innovation Stage in Halle 4A statt.
Die Erlebniswelt Vegan wird 2025 umbenannt in Erlebniswelt Planetary Health und gleichzeitig auch in ihrem inhaltlichen Fokus ausgeweitet: neben veganen Lebensmitteln auf die Themen alternative Proteinquellen und Vollwert. Organisiert wird sie in Kooperation mit der Assoziation ökologischer Lebensmittelhersteller (AöL) und dem Good Food Collective (GFC) (in Halle 9, Stand 167).
Ihren Außer-Haus-Schwerpunkt will die Biofach in diesem Jahr weiter vertiefen. Der 2024 gestartete Treffpunkt ‚HoReCa – GV & Gastro‘ soll jetzt als Sonderfläche ‚Bio außer Haus‘ (Halle 6) noch mehr Raum bekommen. Auch das im Vorjahr in die Messe integrierte Forum StadtLandBio wird aufrechterhalten und bietet etwa Diskussionen zur regionalen Wertschöpfung oder zum EU-Projekt ‚SchoolFood4Change‘.
Treffpunkt für Kaufleute mit Bio-Frische-Paradies
Ihrer Zielgruppe Handel möchte die Messe dieses Mal mit einer speziell für den LEH angebotenen Trend Tour entgegenkommen, die einen kompakten Gesamtüberblick über Produkt- und Branchentrends bieten will. Auf dem Meetingpoint BIOimSEH des bioPress-Verlags (Halle 7, Stand 751/ 851) treffen Kaufleute auf Experten für die Beschaffung von Bio-Vollsortimenten.
Die Sonderschau findet nun schon zum dritten Mal auf der Biofach statt und ist 2025 ins Zentrum des Geschehens – nach Halle 7 – vorgerückt. Auch der Messetermin ist dieses Jahr ideal gelegen, um Kaufleute anzusprechen – außerhalb der Faschingsferien und Karnevaltage. Fast 40 Unternehmen sind mit ihren Produkten und Angeboten am Meetingpoint beteiligt.
Mit einer Länge von 25 Metern präsentiert die Sonderschau erstmalig eine Frische-Ladenzeile als Zugpferd, neu und einheitlich in Szene gesetzt vom Ladenbauer Omega Objects. Aushängeschild ist dieses Jahr eine Bio-Fleisch- und Wurst-Theke samt Dry Ager-Schrank und Berkel-Aufschnittmaschine, bestückt von der Bio-Metzgerei Pichler. Wie im Supermarkt grenzt direkt daran eine Bio-Käsetheke an, die der Käsegroßhändler Paul Lerchenmüller bespielt. Als weiteres Highlight wird 2025 erstmals eine Bio-Bäckerei für den Vorkassenbereich installiert, in der BioKaiser aus Mainz (S. 18) vor Ort frisch gebackene Ware in die Auslagen bringt. Neu ist auch eine Bio-Salat-Bar von Deine Biomanufaktur.
Rapunzel-Kaffee, Voelkel-Limo und Pinkus-Bier
Das Bio-Urgestein Rapunzel nimmt an der Sonderschau teil und wird von seinem neuen Elektro-Bulli im farbenfrohen Hippie-Design aus Heldenkaffee ausschenken (S. 21). Besucher können sich außerdem auf eine Bio-Bar freuen – mit Spirituosen und alkoholfreier Erfrischung vom Startup Doc’s Ginger und Dwersteg. Die Brauerei Pinkus serviert ihnen als weiterer Anziehungspunkt frisch gezapftes Bier.
Auch die Naturkostsafterei Voelkel ist beim 3. Meetingpoint BIOimSEH mit von der Partie und wird über ein Dutzend Limonaden und Erfrischungsgetränke zur Verkostung mitbringen. In den Produktregalen sind etwa die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser und der Hersteller Vilsa Brunnen vertreten, ebenso Fischer Fermentgetränke, die „älteste Kombucha-Manufaktur der Welt“.
Internationales aus Belgien und Dänemark
Ein Schwerpunkt der Produktschau liegt dieses Jahr auf belgischen Bio-Firmen aus der Wallonie. Vorgestellt werden Vanille und Kakao aus innovativen Projekten im Kon-go, in Madagaskar und Papua, die die Wertschöpfung vor Ort mit dem Schutz der Biodiversität verknüpfen – auf die Biofach gebracht vom jungen Unternehmen Envirium. Graines de Curieux (Marke von Land Farm & Men) hat belgische Landwirte davon überzeugt, innovative Kulturen wie Quinoa, Buchweizen oder Einkorn in den Anbau zu integrieren, und verarbeitet die Rohstoffe zu Flocken, Hummus, Keksen und Pflanzendrinks weiter. Bio-Hersteller finden hochwertige Bio-Aromen für ihre Getränke, Süßwaren oder Fertiggerichte vom Unternehmen Flavence. Bionat bietet Bio-Senf und -Mayonnaise aus belgischen Zutaten, die Maredsous Abbey Distillery (S. 32) sorgt für aus frischen Botanicals destillierten Bio-Gin und KultKefir (S. 30) will deutschen Kaufleuten das andernorts bereits bekannte Trendprodukt Wasserkefir näherbringen. Alle Hersteller sind neben der Sonderschau auch am belgischen Gemeinschaftsstand vertreten (Halle 6, Stand 255/ 257).
Auch Bio aus Dänemark zeigt auf der Sonderschau Präsenz, mit dem jungen, bereits preisgekrönten København Kombucha, Gewürzmischungen von Mill & Mortar, Wassereis zum Selbereinfrieren von Sun Lolly und Fleischalternativen auf Basis von Pilzfermentation von Matr Foods.
Expertentalks, Austausch und Vernetzung
Mit einer Fläche von 500 Quadratmetern bietet der Meetingpoint BIOimSEH jede Menge Raum fürs Netzwerken. An einem der Matchmaking-Plätze können sich Besucher mit dem Bio-Großhändler Naturkost West treffen, zusammen mit der Agentur Just Organic Sales, die für Key Account Management im SEH zuständig ist und an der Optimierung der Regalpräsentation arbeite.
In der traditionellen BlueNight der Biofach am Mittwoch nach Messeschluss lädt die Sonderschau ab 18 Uhr zum Kaufleute-Abendempfang, mit Pinkus-Bier, Spirituosen und Cocktails von Dwersteg sowie Brezeln und Canapés aus der Frische-Zeile: mit Käse, Salami und Schinken.
Vielfältige Möglichkeiten für den Austausch mit Fachleuten im kleinen Rahmen mit bis zu 40 Zuschauern bzw. Mitdiskutanten ermöglicht wieder die Bio-Experten-Lounge, die ein buntes Programm mit Akteuren aus SEH, Bio-Großhandel, Herstellung, Verbänden und Landwirtschaft auf die Beine gestellt hat (S. 56).
Ein Highlight der Lounge ist dieses Jahr das Gespräch mit Rewe-Kaufmann Ingo Istas aus Köln (S. 8), der seine Erfahrungen aus 25 Jahren Sortimentsgestaltung teilen und Einblick in Schwierigkeiten und Wege der Bio-Beschaffung geben wird. Zu Gast sein wird außerdem die Edeka-Kauffrau Theresia Quint aus Trier, über deren Bioland-Fleischtheke und eindrucksvolles Bio-Sortiment die bioPress im September 2023 (Ausgabe 117) berichtete. Darüber, wie eine sozialethische und nachhaltige Unternehmensführung gelingt, referiert der BioKaiser-Geschäftsführer Volker Schmidt-Sköries unter dem Motto ‚Wirtschaft mit Herz‘ (S. 18).
Für zwei Gesprächsrunden mit noch größerer Breitenwirkung ziehen die Gäste der Experten-Lounge um ins Kongresszentrum. Teil des offiziellen Biofach-Kongressprogramms ist ein Fachgespräch, das die Rolle und Möglichkeiten der Bio-Großhändler bei der Belieferung von Kaufleuten in den Mittelpunkt rückt.
Ein weiterer Höhepunkt, der im Kongressprogramm läuft, bringt drei verschiedene Perspektiven zum Thema ‚Bio-Vollsortimente im SEH‘ in den Austausch: Jürgen Linsenmaier, Gründer der Ethik Society, sieht den Handel dabei in der Pflicht, Verantwortung für ein nachhaltiges Sortiment zurückzugewinnen. Der Edeka-Jungkaufmann Luis Sanktjohanser legt sich bei dieser Aufgabe bereits engagiert ins Zeug. Und Martin Ries, Abteilungsleiter Ökolandbau im baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium, wird sich der Frage stellen, mit welchen Rahmenbedingungen die Politik das Bio-Angebot im Mainstream unterstützen kann.
Bio-Rohstoffe aus aller Welt
Neben Bio-Produkten für Endverbraucher sind auf der Biofach wieder zahlreiche Lieferanten von Rohstoffen und Bio-Zusätzen für die Lebensmittelindustrie vertreten. Flavex Naturextrakte (Halle 9, Stand 510) hat bio-zertifizierte Extrakte aus Kräutern und Gewürzen, die mittels sanfter CO2-Extraktion gewonnen wurden, im Gepäck.
Das Unternehmen Anabela Foods (Halle 1, Stand 268), das die Produzenten von Rohstoffen aus aller Welt für die Lebensmittelindustrie vertritt, ist als langjähriger Biofach-Aussteller wieder mit von der Partie und präsentiert 2025 zum Beispiel Bio-Glyzerin in Lebensmittelqualität – als Zuckerersatz, Feuchtigkeitsspender, Lösungs- oder Konservierungsmittel.
Vielfalt aus Madagaskar und Südafrika bietet der Gemeinschaftsstand von Import Promotion Desk (IPD) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ): ätherische Öle von Teebaum, Eukalyptus oder Rosmarin, Ingwer- und Moringaöl, getrocknete Früchte, Kakaobohnen oder Kurkuma in Scheiben und Pulverform. Insgesamt stellen auf dem Stand rund 50 Produzenten aus 17 Schwellen- und Entwicklungsländern ihre Produkte vor (Halle 1, Stand 251).
Bereits seit 14 Jahren nimmt eine ukrainische Delegation aus Vertretern des Ernährungs- und Landwirtschaftsministerium sowie des Staatlichen Dienstes für Lebensmittelsicherheit an der Biofach teil. Am Nationalen Pavillon der Ukraine (Halle 4A, Stand 625) werden rund 25 Bio-Exporteure erwartet: mit Nüssen, Früchten und Beeren, Honig, Schokolade, Säften, Marmelade und mehr.
Auf der Internetplattform talque können sich Besucher wie gewohnt über alle Aussteller, Produkte und Programmpunkte im Kongress informieren. Auch die Events in den Hallen lassen sich dieses Mal über die Filterfunktion nach Veranstaltungsräumen online einsehen. Teile des Kongresses werden wie gewohnt live übertragen und stehen im Anschluss an die Messe noch mehrere Monate als Video-on-Demand zur Verfügung.
Lena Renner